Jana Wosnitza moderiert die NFL für RTL, ist aber auch als Moderatorin für Toni Kroos neue Icon League dabei. Bild: RTL / Ruprecht Stempell
Interview
Nach einem halben Jahr Pause beginnt am 6. September die neue NFL-Saison. In Deutschland überträgt neben Dazn nun zum zweiten Mal auch RTL die Spiele. Im Interview mit watson spricht Moderatorin Jana Wosnitza über ihr Rollenverständnis, die Besonderheit des Sports und darüber, was sie sich von Esther Sedlaczek abschauen möchte.
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Watson: Jana, du hast in diesem Jahr den zweiten Platz bei "Let’s Dance" belegt. Was kannst du aus der Erfahrung mit in die neue NFL-Saison mitnehmen?
Jana Wosnitza: Es war schon eine gewisse Form von Leistungssport, die man da betrieben hat. Ich bin All in gegangen, deswegen kann ich mich vielleicht ein bisschen mehr in die andere Seite hineinversetzen und den sportlichen Spirit eines Athleten noch besser nachempfinden. Und natürlich ist "Let’s Dance" eine gute Schule in Sachen Stressresistenz. Ich weiß nicht, was jetzt hier noch passieren muss, damit ich erhöhten Puls bekomme.
Ihr geht jetzt mit RTL in das zweite Jahr der NFL-Übertragung. Im Fußball wird im Kontext von Aufsteigern gern vom "verflixten zweiten Jahr" gesprochen. Die Euphorie ist verflogen, der Druck steigt. Machst du dir darüber Gedanken?
Ganz im Gegenteil. Ich finde, wir standen im ersten Jahr sehr auf dem Prüfstand. Da habe ich schon eher Druck empfunden, weil ich zeigen wollte, dass wir das richtig gut machen und diesem tollen Sport gerecht werden. Deswegen starte ich mit Vorfreude in die zweite Saison, weil ich davon überzeugt bin, dass wir einerseits gezeigt haben, wie ernst es uns mit American Football ist und andererseits nun befreiter aufspielen können. Da kommt der sportliche Ehrgeiz in mir wieder raus.
Was wird denn in der nächsten Saison anders sein?
Wir wollen die NFL als den US-Sport Nummer eins noch näher an die deutschen Fans bringen. Sprich: Wir wollen mehr Präsenz in den Staaten, um diesen Sparkle – mit allem, was dazugehört – noch näher an die Football-Community in Deutschland heranzubringen. Angefangen beim Tailgating über das Spiel bis hin zu Interviews. Ich darf gleich zu Beginn der neuen Saison am 8. September in New Jersey sein und begrüße die Zuschauer aus dem Stadion der Giants.
Du hast deine Rolle im Team mal als verlängerter Arm der TV-Zuschauenden bezeichnet. Nach einem Jahr NFL-Moderation: Bist du mittlerweile zu sehr Expertin?
Ich sehe es sogar umgekehrt. Nicht nur für mich war es die erste Saison, sondern für uns alle bei RTL war es ein Stück weit ein Neuanfang. Und ich musste mir erst meine Kredibilität aufbauen, vor allem in der Football-Community. Da war es ein schmaler Grat: Welche Fragen stelle ich, um die Zuschauer abzuholen, für die die NFL Neuland ist, ohne gleichzeitig die zu vergraulen, die sich seit Jahren mit der NFL beschäftigen?
Jana Wosnitza moderiert auch die Icon League von Elias Nerlich (im Bild) und Toni Kroos. Bild: IMAGO/nordphoto GmbH
Wie stellst du das an?
Ich werde mir nie zu schade sein, gerade die erstgenannten Zuschauer immer wieder abzuholen. Es ist ganz wichtig, dass wir uns immer wieder bewusst machen, dass wir da bei null anfangen, weil wir die NFL noch größer machen wollen in Deutschland. Und dafür ist es enorm wichtig, dass wir eine einfache Sprache sprechen. Da muss ich auch selbstkritisch sein, auch weiterhin grundlegende Fragen zu stellen. Ich darf mir für keine Frage zu schade sein oder mir denken, dass eingefleischte Footballfans denken, ich hätte keine Ahnung.
Hast du das Gefühl, du hast es geschafft, dir diese Kredibilität aufzubauen?
In der Off-Season haben mir ganz viele Menschen geschrieben: "Football ohne dich ist gar nicht mehr denkbar." Was ist das für ein tolles Kompliment nach nur einer Saison? Das ist für mich der Ansporn, daran anzuknüpfen. Ich glaube, dass ich auch so langsam verstehe, was mit dem Spruch "Football is family" gemeint ist: dass der Community-Gedanke in diesem Sport über allem steht. Deswegen habe ich schon das Gefühl, dass ich mittlerweile ein Teil davon bin.
Die NFL hat sich bei dem Spielplan für die kommende Saison an die US-Tour von Taylor Swift angepasst. Glaubst du, sie wird wieder einen so dominanten Part einnehmen?
Solange Taylor Swift mit Travis Kelce liiert ist, wird sie auch eine große Rolle in der NFL spielen. Das sehe ich aber total positiv. Die Swifties sind auch eine ganz spannende Community für uns, weil es ganz viele junge Mädels sind, die wir vielleicht über sie erreichen können. Ich glaube, wir können sie ganz dankbar als Vehikel nutzen, um den Sport größer zu machen.
Taylor Swift ist mit Chiefs-Tight End Travis Kelce zusammen. Bild: Patrick Smith/Getty Images
Die NFL hatte im vergangenen Jahr einen Hype, der Superbowl ist aber ein halbes Jahr her. Dazwischen lagen EM und Olympia. Glaubst du, die Euphorie wird auch in der kommenden Saison bestehen?
Definitiv. Man geht ja mit einem Riesenknall raus. Der Superbowl ist das Sportereignis des Jahres, das geht auch über die anderen Sportarten hinaus, weil da ganz viele Superlative aufeinandertreffen. Und die Sehnsucht, die man während der Off-Season entwickelt, ist sehr wertvoll. Dadurch besteht die Gefahr der Übersättigung nicht. Das ist in der NFL sehr einzigartig, dass du eine sehr kurze, aber sehr intensive Saison hast.
Auch in diesem Jahr gastiert die NFL wieder in Deutschland. In München treffen mit den Carolina Panthers und den New York Giants zwei weniger populäre Teams aufeinander. Pat McAfee hat in seiner Show gefragt: "Was hat Deutschland getan, um so ein beschissenes Spiel zu bekommen?"
Das sehe ich anders. Was ich in der ersten Saison gelernt habe, ist, dass jede Franchise eine extrem starke Fanbase hat. Wir mussten uns immer dafür rechtfertigen, welche Franchise wir nicht zeigen, was wiederum zeigt, dass jedes Team wichtig ist. Gerade ein Spiel auf deutschem Boden kann wieder neue Fans gewinnen. Es ist ja auch möglich, dass das Fanherz wechselt. Das ist in anderen Sportarten nicht denkbar, aber im Football sind die Menschen in erster Linie Fan des Sports und dann kommen erst die Teams.
Ab September moderierst du auch die Icon League, die Hallenfußballliga von Toni Kroos und Elias Nerlich. Wie bist du dazu gekommen, hat dich Toni Kroos persönlich kontaktiert?
Man hat mir tatsächlich über seinen Berater ausrichten lassen, dass es der persönliche Wunsch von Toni ist. Wenn Deutschlands Fußballer des Jahres anklopft, kann man nicht Nein sagen und das ist natürlich eine große Ehre. Ich kenne auch seinen Bruder sehr gut, Felix und ich sind befreundet und standen auch schon im "RTL EM-Studio" oder bei Fußballübertragungen gemeinsam vor der Kamera.
Überschneidet sich das nicht, wenn du zu Spielen in die USA reist?
Meistens geht das mit dem Reiseplan auf. Es ist auf jeden Fall sportlich und eine logistische und organisatorische Herausforderung. Wir stehen im engen Austausch mit der Icon League und die Einsätze sind mit allen Seiten abgesprochen.
Du hast Esther Sedlaczek mal als den Grund bezeichnet, weshalb du in den Sportjournalismus gegangen bist. Gibt es eine Eigenschaft, die du dir gerne von ihr abschauen würdest?
Ich habe sie mal in meinem Studium kennengelernt und schätze sie persönlich sehr. Ich gehe so durchs Leben, dass ich von jedem Menschen, dem ich begegne, was mitnehmen kann. Bei Esther wäre es auf jeden Fall die journalistische Herangehensweise. Sie arbeitet sehr sauber und auf sehr hohem journalistischem Niveau. Deswegen moderiert sie die größten Ereignisse auf der größten Bühne.
Bevor es dann losgeht: Auf welches Team freust du dich am meisten?
Ich war jetzt bei meinem ersten Super Bowl, bei den Kansas City Chiefs gegen die San Francisco 49ers. Ich habe davor schon mit den 49ers geliebäugelt und gerade nach so einer, aus ihrer Sicht, bitteren Niederlage in der Overtime habe ich Gefallen an dem Gedanken gefunden, dass sie sich den Super Bowl im nächsten Jahr holen.