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Eintracht Frankfurt: Jens Grahl spricht über Kevin Trapp und Dino Toppmöller

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Jens Grahl steht seit 2021 bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag. Bild: imago images / foto2press
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Eintracht Frankfurt: Jens Grahl spricht über seine Rolle, Kevin Trapp und die Kritik am Coach

13.02.2024, 08:10
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Mit dem Namen Jens Grahl verbindet man nicht sofort die Erfolge von Eintracht Frankfurt in den vergangenen Jahren. Und dennoch ist der 35-Jährige ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Obwohl er seit 2021 lediglich sechs Pflichtspiele absolvierte, unterstreichen Verantwortliche und Mitspieler immer wieder seine Bedeutung für das Mannschaftsgefüge.

Im watson-Interview spricht Grahl über seine Rolle, den Umgang mit frustrierten Mitspielern und die Kritik an Trainer Dino Toppmöller.

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watson: Jens, ist Kevin Trapp eigentlich neidisch auf dich?

Jens Grahl: (lacht laut). Das weiß ich nicht, das musst du ihn fragen. Weshalb denn?

Du hast in dieser Saison bereits ein Tor vorbereitet, als du ihn gegen Hoffenheim ersetzen musstest. Ist das ein Thema unter euch?

Die Info teile ich mit ihm schon ab und zu. Das kann immerhin nicht jeder Torhüter von sich behaupten. (lacht)

Die Situation im Tor ist bei der Eintracht seit drei Jahren gleich: Kevin Trapp ist die Nummer 1,dahinter folgst du als Nummer 2 oder Nummer 3.

Kevin ist unsere Nummer 1, das ist ganz klar. Ich war fast zwei Jahre lang die Nummer 3, das war auch so eingeplant. Durch den Abgang von Diant Ramaj bin ich wieder Nummer 2. Das ist ein Ansporn und zeitgleich schön, dass ich bei jedem Spiel wieder aktiv dabei bin.

Also herrscht kein harter Konkurrenzkampf?

Ich würde es kameradschaftlichen Konkurrenzkampf nennen.

Kevin Trapp lobte dich als "absoluten Teamplayer" und dass er das auf diese Art und Weise selten gesehen habe.

Hier sägt keiner am Stuhl des anderen. Das habe ich schon in anderen Vereinen erlebt und es hat mir nicht gefallen. Ich habe lieber ein gutes Klima und helfe Kevin oder den jungen Torhütern, wo ich nur kann. Man kann sich besser weiterentwickeln, wenn man weiß, dass man von allen die Unterstützung hat. Auch wenn ich spielen würde, wüsste ich, dass Kevin mich komplett unterstützt: Das ist wichtig für mich.

"Ich war während meiner Karriere die meiste Zeit auf der Bank. Klar, da kommen auch mal Zweifel."

Warst du schon immer der Teamplayer?

Als ich jünger war, war das noch ein bisschen anders. Jetzt bin ich ruhiger geworden. Ich habe im Laufe der Jahre festgestellt, dass man mit einem positiven Impact viel weiter kommt.

Hast du auch mal an dir selbst gezweifelt?

Ich war während meiner Karriere die meiste Zeit auf der Bank. Klar, da kommen auch mal Zweifel. Wenn man dann doch spielt, fragt man sich: "Kann ich es überhaupt noch?" Aber diese Gedanken dürfen eigentlich gar nicht aufkommen. Und natürlich leckt man ein bisschen Blut, wenn man gespielt hat. Das ist ein überragendes Gefühl.

10.02.2024, Hessen, Frankfurt/Main: Fu�ball: Bundesliga, Eintracht Frankfurt - VfL Bochum, 21. Spieltag im Deutsche Bank Park. Frankfurts Torwart Jens Grahl (M) lenkt den Ball �ber die Latte. Foto: Ar ...
In dieser Saison durfte Jens Grahl bereits zwei Bundesliga-Partien absolvieren. Bild: dpa / Arne Dedert

Und dann?

Ich würde dann nie sagen: "Ich habe super gespielt und muss im Tor bleiben." Das kommt für mich nicht infrage. Ich weiß, was meine Position ist.

Hast du nie mit dem Gedanken gespielt, zu einem Klub zu wechseln, wo du die Nummer 1 bist?

Im Laufe der Jahre gab es einige Angebote. Ich bin seit zehn Jahren verheiratet, daher waren meine Wechsel stets mit meiner Frau abgestimmt. Ich habe mich bei meinen bisherigen Vereinen immer sehr wohlgefühlt und obwohl es Angebote gab, war das Ausland für mich nie eine Option.

Du wirkst zufrieden mit deiner Situation.

Irgendwann bin ich einfach in die Rolle der Nummer 2 hineingewachsen. Ich will nicht sagen, dass ich mich damit zufriedengegeben habe, aber ich war immer froh, Teil eines Bundesliga-Teams zu sein. Ich glaube, das ist nicht selbstverständlich, dass ein Spieler 16 Jahre als Nummer 2 oder 3 in der Liga bleibt. Ich bin zufrieden mit meiner Karriere und einfach demütig und dankbar, dass ich bei so einem großartigen Team in der Bundesliga sein darf.

"Timothy Chandler nennt mich nicht umsonst den Papa oder Opa. Manche Mitspieler könnten meine Söhne sein."

Wie hältst du dich dennoch dauerhaft fokussiert, um in entscheidenden Situationen eine Top-Leistung abrufen zu können, wenn du plötzlich doch spielst?

Egal, ob ich spiele oder nicht, bereite ich mich auf jedes Spiel gleich vor. Ich habe jedes Mal dieselbe Anspannung und denselben Fokus. Es kann auch beim Warmmachen wie in Hoffenheim oder vor dem Spiel gegen Bochum etwas passieren und dann muss man parat stehen. Für diese Aufgabe muss man mental sehr stark sein. Das habe ich mir über die Jahre angeeignet.

Wie hast du das gemacht?

Ich arbeite seit einigen Jahren an meinem positiven Mindset. Wir haben hier mit Potenzial- und Persönlichkeitstrainer Martin Daxl jemanden, mit dem man über dieses Thema sehr gute Gespräche führen kann.

Dient das als Blaupause für deine Mitspieler?

Ich habe für mich einen Weg gefunden, wie ich damit umgehe. Aber das ist ein Prozess, den man über die Jahre lernt. Ich gebe unseren jüngeren Spielern aber natürlich weiter, wie ich das gemacht habe.

Wie muss man sich das vorstellen?

Wenn ein Spieler auf der Bank oder der Tribüne Platz nehmen muss, kann ich mich reinfühlen. Es ist nicht immer einfach, wenn man gespielt hat und dann im nächsten Spiel nicht einmal im Kader ist. Der richtige Umgang mit den Spielern ist ein sehr wichtiges Thema. Denn für einen Fußballer ist Selbstvertrauen sehr wichtig.

Sollte nicht der Trainer für Selbstvertrauen bei den Spielern sorgen?

Es ist ein riesiger Spagat – auch für den Trainer, der diese Situationen gut meistert. Wir Mitspieler sind aber noch näher an unserem Kollegen dran und können besser auf ihn eingehen.

Du bist einer der dienstältesten Spieler. Sportchef Markus Krösche hat dich bei deiner Vertragsverlängerung gelobt, wie wichtig du als Typ in der Kabine bist.

Ich bin ein erfahrener, älterer Spieler und wenn die jüngeren Probleme haben, kommen sie vor allem zu Timothy Chandler, Sebastian Rode oder eben auch zu mir. Ich bin ein positiver Mensch und das wissen die Jungs. Ich kann auch jemanden, der nicht so gut drauf ist, schnell wieder hochziehen.

Getreu dem Sprichwort: "Positiv fährt am besten."

Genau. Aber ich kann auch anders (lacht).

Also gute Laune und nötige Strenge als Führungsstil?

Timothy Chandler nennt mich nicht umsonst den Papa oder Opa. Manche Mitspieler könnten meine Söhne sein. Wenn es sein muss, kann ich mit dem ein oder anderen ein ernstes Wort reden, aber meistens lösen sich die Probleme über das normale Gespräch. Ich habe drei Kinder und weiß, welche Hebel ich betätigen muss.

"Torhüter sind eigene Menschen, die sind auch ein bisschen gaga, aber damit kann ich umgehen."

Markus Krösche hat aber auch den Willen und die Einsatzbereitschaft der Mannschaft im bisherigen Jahr kritisiert. Warst du verwundert über die Schärfe der Aussagen?

Nein. Vielleicht ist so ein "Hallo-Wach-Ruf" von ganz oben auch mal wichtig. Ich sehe das eher positiv, weil wir aus den Fehlern lernen und das in den kommenden Spielen einfach besser machen müssen.

Wie bewertest du die bisherige Saison?

Tabellarisch stehen wir gut da. Wir haben viele neue Spieler, einen neuen Trainer und sind noch in einem Findungsprozess. Das haben wir in der Hinrunde gemerkt, da gab es Höhen und Tiefen. Es ist ein Entwicklungsprozess und wird sich mit der Zeit noch besser einspielen.

Nach eurer Niederlage in Köln gab es erstmalig eine Diskussion um Trainer Dino Toppmöller. Kannst du das nachvollziehen?

Nein! So eine Diskussion anzufangen, finde ich Quatsch. Dino macht hier eine super Arbeit. Genau wie bei Spielern muss man auch Trainern Zeit geben, etwas zu entwickeln. Das geschieht nicht von einem Tag auf den anderen.

Ist das fußballerisch die talentierteste Mannschaft, seit du in Frankfurt bist?

Die Qualität der Einzelspieler ist dieses Jahr schon sehr hoch. Jetzt ist es die große Kunst, die Abläufe zu perfektionieren und als Mannschaft weiter zusammenzuwachsen. Dann können wir in den kommenden Wochen und Monaten eine erfolgreiche Saison spielen.

Dein Vertrag läuft noch bis 2026. Siehst du dich danach auch im Trainerberuf?

Ich sehe mich eher als Torwart-Trainer, da reicht ein Blick auf die Arbeit unseres Trainers oder auch auf die Trainer, die ich schon hatte.

Wie meinst du das?

Manche Spieler-Charaktere sind schwieriger, manche einfacher. Wenn ich mit 20 bis 30 verschiedenen Menschen arbeiten muss, wird das schwierig für mich. Ich bleibe lieber in meiner verrückten Torwartgruppe. Torhüter sind eigene Menschen, die sind auch ein bisschen gaga, aber damit kann ich umgehen, da habe ich die Erfahrung.

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