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1. FC Heidenheim: Frank Schmidt spricht über Transfers und seinen Vertrag

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Am Ende seiner 16. Saison als Trainer des 1. FC Heidenheim feierte Frank Schmidt den Aufstieg in die Bundesliga.Bild: imago images / foto2press
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"Ich spiele nicht den Kasper": Heidenheim-Trainer Frank Schmidt über seinen Weg in die Bundesliga

30.06.2023, 13:4830.06.2023, 15:58
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Frank Schmidt geht in seine 17. Saison als Trainer des 1. FC Heidenheim. Erstmals als Bundesligist. Gerade ist sein Buch "Unkaputtbar" erschienen, in dem er sein Leben als Fußballer, Trainer und Privatmensch nachzeichnet. In Form eines Tickers über sein Leben. Er nennt es "Life-Ticker" und sagt: "Ich wollte eine Form wählen, die es in dieser Form noch nicht wirklich gegeben hat."

Entstanden ist ein Buch, das auch den steilen Aufstieg des Vereins von der Ostalb nachzeichnet. Es ist eine Chronik einer der verrücktesten Geschichten, die Fußball-Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat.

Der 49-Jährige hat soeben seinen Urlaub beendet und plant jetzt seine erste Saison in der Bundesliga. Watson hat mit Frank Schmidt gesprochen – über feiernde Spieler, den Heidenheimer Weg und sein Karriereende.

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Herr Schmidt, ein wenig verwundert war ich ehrlicherweise, als ich gelesen habe, dass Sie ein Buch geschrieben haben. Schließlich hatten Sie vermutlich schon genügend Stress im Aufstiegsrennen, oder?

Schmidt: Die Konstellation und der Zeitpunkt haben einfach gepasst. Außerdem habe ich das Buch hauptsächlich in der WM-Pause geschrieben. Ich wollte den Fans, den Leuten in unserer Region und all den Menschen, die sich für Fußball begeistern, etwas zurückgeben.

Frank Schmidt FC Heidenheim, Chef-Trainer, Grenzenloser Jubel der Heidenheimer nach Abpiff und Austieg in die Bundesliga sowie Meisterschaft in der zweiten Bundesliga, GER, SSV Jahn Regensburg vs. FC  ...
Ein Selfie fürs Familienalbum: Frank Schmidt vor den Heidenheimer Fans nach dem Aufstieg in Regensburg.Bild: imago images / eibner

Das Buch heißt "Unkaputtbar". Sie beginnen es mit Ihrer Zeit auf der Intensivstation. Sie schwebten in Lebensgefahr.

Ich denke, jeder weiß, dass kein Mensch wirklich unkaputtbar ist. Doch ich kann für mich und mein Leben sagen: Ich bin aus allen Rückschlägen gestärkt hervorgegangen. Und klar, wenn du am 34. Spieltag auswärts mit 0:2 zurückliegst und am Ende mit Toren in der dritten und neunten Minute der Nachspielzeit den Aufstieg in die Bundesliga feierst – dann passt der Buchtitel auch zu unserem Saisonende.

Der 1. FC Heidenheim ist zum ersten Mal Teil der Bundesliga. Gibt es Vereine, die für Sie Inspiration oder Vorbild sein können?

Ja. Der SC Freiburg. Dort geht man, wie auch bei uns, seinen eigenen Weg. Mit personeller Konstanz, einem tollen Miteinander und klar definierten Werten. Von außen betrachtet, habe ich das Gefühl, dass sich auch in Freiburg keiner zu wichtig nimmt.

"Wir bekommen mittlerweile jeden Tag fünf Spieler angeboten. Wichtig ist nur, dass wir uns dabei treu bleiben."

Freiburg hat sich längst in der Bundesliga etabliert, Ihr Verein gilt als erster Abstiegskandidat. Motiviert Sie das zusätzlich?

Auf meine Motivation hat das keine Auswirkungen. Die habe ich ohnehin. Und ich finde es auch völlig normal, dass uns viele Beobachter so sehen. Wir sind eben ein Verein ohne Bundesligavergangenheit. Wir waren bis vor wenigen Wochen ein absolut etablierter Zweitligist, doch der Aufstieg in die Bundesliga ist ein riesiger Sprung, weil die Qualität in der Bundesliga immens ist. Wir werden ab sofort jeden Tag alles dafür tun, um am Ende der Saison in der Bundesliga zu bleiben. Und das wäre ein noch größerer Erfolg als der Aufstieg.

Frank Schmidts Buch "Unkaputtbar" ist in dieser Woche im Murmann-Verlag erschienen und für 24 Euro erhältlich.
Frank Schmidts Buch "Unkaputtbar" ist in dieser Woche im Murmann-Verlag erschienen und für 24 Euro erhältlich. bild: murmann-verlag

Wie schwierig ist es für einen Verein wie den FCH, in der Bundesliga die passenden Verstärkungen auf dem Transfermarkt zu finden?

Wir werden dieses Jahr etwas mehr Geduld benötigen, auch wenn Geduld nicht meine größte Stärke ist. Aber ich gehe davon aus, dass bis zum Trainingsauftakt 80 Prozent aller Transfers durch sind und wir maximal noch über ein, zwei Positionen sprechen. Schwierig würde ich es aber nicht nennen. Wir bekommen mittlerweile jeden Tag fünf Spieler angeboten. Wichtig ist nur, dass wir uns dabei treu bleiben: Wir sprechen lange mit möglichen Neuzugängen, über unser Umfeld, unsere Region, unseren Verein. Sie sollen sich darin wiederfinden. Und wenn beide Seiten glauben, dass es passt, machen wir das. Zumal bei uns jetzt durch den Aufstieg kein neuer Wohlstand ausgebrochen ist, auch wenn das manche glauben.

Was haben Sie Ihren Spielern eigentlich gesagt, als Sie sie in die Sommerpause verabschiedet haben?

Wir haben uns vor der Meisterfeier noch einmal getroffen. Ich habe mich vor allem bedankt und ihnen meinen allergrößten Respekt für diese Saison ausgesprochen. Ich bin Trainer, ich bin Führungskraft, aber diesen Erfolg hast du nur gemeinsam, wenn die Spieler deine Philosophie verinnerlichen und ihr Glauben schenken. Und die war für uns: "Geht nicht, gibt’s nicht." Dann habe ich ihnen gesagt, dass sie die Sau rauslassen sollen. Aber auch einmal mahnend den Finger gehoben.

Inwiefern?

Nach mir hat der Athletiktrainer gesprochen und gesagt, was in der Sommerpause passieren muss.

Bildnummer: 09721639 Datum: 07.10.2007 Copyright: imago/Pressefoto Baumann
Fu�ball Herren Oberliga Baden-W�rttemberg Saison 2007/2008 1. FC Heidenheim Trainer Frank SCHMIDT ; Fu�ball 2007 2007 hoch B ...
2007 übernahm Frank Schmidt das Traineramt beim 1. FC Heidenheim. Er sagte einst als Interimscoach zu.imago / pressefoto baumann

Und dann haben Sie auf Instagram in der Sommerpause geschaut, was Ihre Spieler wirklich treiben?

Um Himmels willen, auf gar keinen Fall. Meine Arbeit beruht auf Vertrauen. Spieler, die sich im Training nur anstrengen, wenn der Trainer hinschaut, bestrafen sich selbst. Denn dann spielen sie nicht, weil ich nur nach Leistung aufstelle. Die Spieler wissen genau, dass wir bei allen Laufdaten der 2. Bundesliga auf Platz eins lagen. Und die Ansprüche in der Bundesliga noch viel größer sind. Die wissen auch im Urlaub, dass die Vorbereitung kommt.

Herr Schmidt, Sie gehen in Ihre 17. Saison als FCH-Trainer. Wie oft sind Sie in all den Jahren nach Hause gekommen und haben zu Ihrer Frau gesagt, dass Sie keinen Bock mehr auf den Job haben?

Nie. Wirklich nie.

"Ich spiele hier nicht den Kasper. Darauf habe ich keine Lust und das wäre auch nicht authentisch."

Sie sind privat also tatsächlich so ausgeglichen, wie Sie wirken, sobald ein Spiel abgepfiffen ist?

Ich kann den Hebel umlegen und mich auf das konzentrieren, was elementar ist. Und dazu gehört, sich nicht über Dinge zu ärgern, die ich nicht mehr ändern kann. Wenn ein Spiel abgepfiffen ist und wir verloren haben, ist mein einziger Job, alles dafür zu tun, dass wir das nächste gewinnen. Deshalb sieht man mich nicht nach der Partie durch die Gegend rennen. Ich spiele hier nicht den Kasper. Darauf habe ich keine Lust und das wäre auch nicht authentisch.

Sie beenden Ihr Buch mit den Worten "Wir sind noch nicht fertig". Zum Abschluss zwei Fragen hierzu: Wann kommt Teil zwei? Und können Sie sich vorstellen, irgendwann mit dem Fußball fertig zu sein?

Ich kann nach aktuellem Stand ausschließen, dass es irgendwann eine Fortsetzung gibt. Alles zu seiner Zeit - und für dieses Buch war nun der richtige Zeitpunkt. Dass ich mit dem Fußball irgendwann fertig bin, kann ich mir hingegen schon vorstellen. Ich werde nicht bis zum Rentenalter Trainer bleiben, das weiß ich. Ich brenne für diesen Job, aber man büßt einiges an Lebensqualität in Bezug auf Familie und Freizeit ein. Ich will in meinem Leben unbedingt noch einmal etwas anderes machen. Aber das ist kein akuter Gedanke. Mein Vertrag läuft noch bis 2027 und ich kann mir aktuell sehr gut vorstellen, dass ich noch einmal verlängere – vielleicht mit etwas kürzerer Laufzeit.

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