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Bayern München: Insider spricht über Machtkampf zwischen Flick und Salihamidzic

Viel wurde geschrieben über einen angeblichen Machtkampf zwischen FC Bayern Münchens Sportdirektor Hasan Salihamidzic (l.) und Trainer Hans-Dieter Flick.
Viel wurde geschrieben über einen angeblichen Machtkampf zwischen FC Bayern Münchens Sportdirektor Hasan Salihamidzic (l.) und Trainer Hans-Dieter Flick.Bild: imago images / Bernd Feil / M.i.S.
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"Definitiv gibt's Differenzen": FCB-Insider über Machtkampf zwischen Flick und Brazzo

08.04.2020, 15:13
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Beim FC Bayern München soll es Uneinigkeiten geben zwischen Trainer Hansi Flick und Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

Alles begann im Wintertrainingslager in Doha, Katar. Flick, damals gerade mal ein paar Wochen im Amt, schlug Transfer-Alarm, forderte öffentlich neue Spieler. Salihamidzic reagierte darauf verschnupft, tadelte Flick öffentlich, dass er keine mediale Kaderplanung wünsche. Dabei zeigte der langjährige Bayern-Profi aber durchaus inhaltliches Verständnis.

In vielen Medien wurde Flicks Forderung damals teilweise als Seitenhieb auf Salihamidzics Kaderplanung gewertet. Denn Spielertransfers fallen in seinen Kompetenzbereich. Von Differenzen, einem beginnenden Machtkampf war die Rede.

Hansi Flick forderte im Winter-Trainingslager in Doha neue Spieler. Das kam nicht gut an bei Brazzo.
Hansi Flick forderte im Winter-Trainingslager in Doha neue Spieler. Das kam nicht gut an bei Brazzo.Bild: imago images / Bernd Feil/M.i.S.

Kurze Zeit später vermeldeten die beiden vermeintlichen Streithähne: Alles halb so wild, alles ausgeräumt. Der Tenor: Wir wollen doch beide nur das Beste für den FC Bayern.

Wenig später hieß es dann, Flick mache sogar seine Vertragsverlängerung offenbar von Einflussmöglichkeiten auf künftige Transfers abhängig, von einem Vetorecht war die Rede.

Update:
Die Verlängerung des Vertrags von Hansi Flick ist seit Freitag fix. Der bisherige Interimstrainer bleibt über das Saisonende hinaus Trainer des FC Bayern München. Wie der FC Bayern mitteilte, habe man sich mit dem Coach auf eine Verlängerung seines Arbeitspapiers bis zum 30. Juni 2023 verständigt. Von einem Mitsprache- oder Vetorecht ist dabei aber offiziell nicht die Rede.
dpa

Ende März flammte die Debatte erneut auf. Wie die "Sport Bild" berichtete, drohe weiterhin ein Machtkampf zwischen Trainer und Sportdirektor. Flick halte an seiner Forderung fest, dass er als Trainer ein Veto-Recht bei Transfers haben will.

Doch was ist dran? Gibt es diesen Machtkampf überhaupt? Bahnt sich zwischen den beiden wirklich ein großer Streit um Kompetenzen und Einfluss beim Rekordmeister an?

Wir haben mit FCB-Insider Vjeko Keskic darüber gesprochen

Wir haben mit Vjeko Keskic darüber gesprochen, er kennt sich aus mit dem FC Bayern: Der 36-Jährige ist seit 26 Jahren Fan und betreibt den Blog "FCB Inside", auf dem der tagtäglich über seinen Lieblingsklub, den FC Bayern, schreibt.

Hi Vjeko. In den vergangenen Monaten gab es immer mal wieder Berichte über einen Machtkampf und Differenzen zwischen Hansi Flick und Hasan Salihamidzic. Was ist dran?

Es gibt definitiv intern Differenzen oder verschiedene Ansichten zwischen Salihamidzic und Flick, gerade was Transfers angeht. Aber das Thema wird aktuell, vielleicht auch bedingt durch die aktuelle Spielpause, medial etwas zu heiß gekocht. Es lassen sich nun mal gute Storys daraus machen.

Aber es gab das Thema ja auch schon in der Winterpause.

In der Tat, es gab diesen öffentlichen Disput im Trainingslager in Katar. Für mich kam das überraschend. In der jüngeren Vergangenheit hat es so etwas bei Bayern nicht gegeben, dass ein Trainer öffentlich Neuzugänge regelrecht eingefordert hat. Das war schon sehr forsch von Flick. Vielleicht war das der Auslöser, dass es seitdem intern eine kleine Kontroverse gibt: Wer entscheidet eigentlich, wann man welche Spieler holt und so weiter. Das steht vielleicht ein bisschen zwischen den beiden.

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Flick wollte zwei Spieler, bekam aber nur einen: Rechtsverteidiger Alvaro Odriozola kam als Leihspieler von Real Madrid. Überzeugen konnte er nicht.Bild: imago images/ULMER Pressebildagentur

Auch weil Flick noch nicht so lange Cheftrainer ist, Salihamidzic hingegen schon seit drei Jahren Sportdirektor? Hat Salihamidzic vielleicht das Gefühl, dass Flick jetzt plötzlich in seinen Kompetenzbereich hineinspaziert?

Genau. Die Kaderplanung, das Scouting und Spielertransfers sind nun mal sein Aufgabenbereich. Aber ich glaube eher, dass intern konstruktiv und zum Wohl des Vereins entschieden wird. Eine gesunde Streitkultur ist per se nichts Schlechtes, solange sie nicht öffentlich stattfindet. Das war ja auch das, wofür Salihamidzic im Winter Flick getadelt hat. Am Ende des Tages muss sich auch ein Hansi Flick im Haifischbecken Profifußball profilieren, intern und extern. Das gehört dazu. Aber das Wort Machtkampf finde ich etwas zu hart - es könnte aber darauf hinauslaufen.

Warum?

Im März untermauerte Flick in einem Gespräch mit der "Sport Bild" ja nochmal, dass er an seiner Forderung festhalte, bei Transfers mehr mitsprechen zu wollen. Ich war etwas verwundert über dieses Interview. Da hat er dieses Vetorecht nochmal relativ stark eingefordert. Andererseits war es vielleicht ein taktisch günstiger Zeitpunkt das erneut zu tun, weil er einfach auf einer Erfolgswelle schwimmt. Er bietet aktuell kaum Angriffsfläche, weil er so viel richtig macht, sportlich wie menschlich. Ganz verkehrt ist es ja auch nicht, wenn der Trainer bei Transfers mitreden kann. Dennoch hat diese erneute öffentliche Forderung wahrscheinlich nicht unbedingt dazu beigetragen, dass die Diskussion künftig als sachlicher wahrgenommen wird.

Wie schätzt Du generell das Verhältnis von Flick und Salihamidzic ein?

Ich schätze es so ein, dass die beiden eigentlich gut miteinander können. Persönlich gibt es da keine Differenzen, glaube ich. Salihamidzic war damals mit involviert, als für Niko Kovac ein Assistent gesucht wurde. Am Ende entschied man sich für Hansi Flick. Wenn Salihamidzic ein grundsätzliches Problem mit Flick hätte, hätte er sein Veto einlegen können. So sehe ich das.

Wie denkst Du über das Standing der beiden im gesamten Klub?

Was Flick angeht: Anfangs war ich skeptisch. Er hat ja lange nur im Hintergrund gearbeitet, war nie als Cheftrainer auf der großen Bühne, sondern hat beispielsweise in der Nationalelf als langjähriger Assistent von Jogi Löw immer die zweite Geige gespielt. Aber er hat mich mittlerweile überzeugt, dass er fachlich, inhaltlich und menschlich was draufhat. Nicht zuletzt dadurch ist sein Standing gewaltig gestiegen im Klub. Viele Spieler bestätigen das auch auf verschiedene Art und Weise: Müller ist unter ihm in Topform; Neuer will, dass er bleibt; Kimmich ist glücklich, dass er bei Flick im Mittelfeld Verantwortung übernehmen darf.

Salihamidzics Außendarstellung (Symbolbild).
Salihamidzics Außendarstellung (Symbolbild).Bild: imago/Eibner

Und was denkst Du über Salihamidzics Standing beim FC Bayern?

Da muss man ein wenig zwischen Außen- und Innenbild unterscheiden: Nach außen hin gibt er oft ein eher schlechtes Bild ab. Die Fans halten nicht viel von ihm, warum auch immer. Ich sage immer, dass er so ein bisschen der Lukas Podolski der Fußballfunktionäre ist. Er wird immer ein wenig belächelt, er wirkt gegenüber den Medien manchmal etwas unbeholfen: Wie er sich gibt, was er sagt, wie er es sagt. Aber fachlich, glaube ich, hat er was drauf. Man darf nicht unterschätzen, dass er knapp 20 Jahre lang Profi war. Er hat ein riesiges Netzwerk im In- und Ausland, kennt in der Branche Gott und die Welt, hat auch in Italien gespielt. Er macht einen guten Job, finde ich.

Bazzo (knieend, 2.v.l.) kennt Hinz und Kunz: Bei Juventus Turin spielte er mit Größen wie David Trezeguet, Gianluigi Buffon, Diego, Fabio Cannavaro oder Claudio Marchisio zusammen.
Bazzo (knieend, 2.v.l.) kennt Hinz und Kunz: Bei Juventus Turin spielte er mit Größen wie David Trezeguet, Gianluigi Buffon, Diego, Fabio Cannavaro oder Claudio Marchisio zusammen. bild: imago images / Ulmer/Lingria

Aber?

Viele suchen immer nur nach dem Haar in der Suppe: Er wird oft nur an Transfers gemessen,die noch nicht so eingeschlagen haben, zum Beispiel Cuisance oder Arp. Aber dabei darf man nicht vergessen, dass Alphonso Davies auch sein Transfer ist. Ich glaube, dass sein Standing weitaus besser ist als seine Außendarstellung. Daran muss er arbeiten und sich beweisen.

Im Sommer wird Salihamidzic vom Sportdirektor zum Sportvorstand aufsteigen. Spielt das in der vermeintlichen Machtkampf-Thematik auch eine Rolle?

Vielleicht will er sich auch deswegen beweisen, indem er Flick öffentlich zurechtweist? Glaube ich schon, ja. Als künftiger Sportvorstand wird er besonders darauf bedacht sein, dass niemand in seinen Kompetenzbereich hineinprescht. Salihamidzic erhofft sich durch seine baldige Beförderung einen deutlichen Push in seiner Wahrnehmung. Er wird bald mit in der Vorstandssitzung dabei sein, mit Kahn, Rummenigge und so weiter auf Augenhöhe diskutieren. Da hat ihn die Forderung von Flick nach neuen Spielern und einem Vetorecht wahrscheinlich schon geärgert. Da wird es einen Kompromiss geben müssen.

Gleich klatscht es: Leroy Sané (l.) und Timo Werner bei der Nationalmannschaft.
Gleich klatscht es: Leroy Sané (l.) und Timo Werner bei der Nationalmannschaft.Bild: imago images/Michael Weber IMAGEPOWER'

Am Donnerstag kam das Thema Leroy Sané wieder auf, der Trend gehe klar gegen einen Transfer zum FC Bayern. Sané ist der Wunschtransfer von Salihamidzic, Flick hat wohl eher ein Auge auf Werner geworfen. Welche Rolle spielt das im Kompetenzstreit?

Auch ein Thema, das sehr heiß gekocht wird. Aber auch hier glaube ich, dass es da intern vielleicht zwar verschiedene Standpunkte gibt, aber am Ende wird es auch eine gemeinsame, wirtschaftlich und sportlich vernünftige Entscheidung geben. Trotzdem – egal, ob nun Werner oder Sané kommt - wird es wahrscheinlich dann so sein, dass Boulevardmedien es so darstellen werden, dass einer von beiden, also Flick und Salihamidzic, Verlierer beziehungsweise Gewinner ist.

Aber wie können die Bayern es besser machen, dass es nicht immer so aussieht, als kämpften Flick und Salihamidzic um interne Macht? Wie kann der Elefant wieder zur Mücke werden?

Gute Frage. Schwierige Frage. Beide sollten ihren Gedanken vielleicht nicht mehr öffentlich so sehr freien Lauf lassen. Oliver Kahn hat es ja jetzt nochmal in einem Interview öffentlich deutlich gemacht: Der Konsens muss sein, den FC Bayern voranzubringen. Und zwar, indem alle im Klub ihr Know-how in einen Topf werfen und dann gemeinsam Entscheidungen treffen.

v.re:Oliver KAHN, Hasan SALIHAMIDZIC Sportdirektor Bayern Muenchen, Hans Dieter Flick Hansi ,Trainer Bayern Muenchen. Jahres Hauptversammlung 2019 des FC Bayern Muenchen e.V. am 15.11.2019. Olympiahal ...
Hansi Flick, Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn (v.l.n.r.)Bild: www.imago-images.de / FrankHoermann/SVEN SIMON

Bist Du als Bayern-Fan denn grundsätzlich zufrieden mit dem Duo Flick-Salihamidzic und wie geht es in Zukunft weiter?

Ja schon. Als Kovac noch Trainer war, haben sie gemeinsam das Double geholt. Wenn beide ihre Egos zurückfahren und das Vereinswohl in den Vordergrund stellen, können die beiden in Zukunft auch noch viel Erfolg mit dem FC Bayern haben. Hoeneß ist weg, Rummenigge geht 2022. Die Karten werden jetzt neu gemischt. Klar, dass sich da auch Flick und Salihamidzic ein Stück weit profilieren wollen. Aber ein Machtkampf zwischen den beiden halte ich eher für ein mediales Märchen.

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