Am Wochenende hat sich der Pay-TV-Sender Sky an eine Premiere im deutschen Fernsehen gewagt: Der Klassiker im deutschen Fußball – Borussia Dortmund gegen den FC Bayern – wurde speziell für Kinder übertragen.
Im Bundesliga-Topspiel am vergangenen Samstagabend konnte der FC Bayern eine 2:0-Führung nicht über die Zeit bringen und der BVB kam in einem hektischen und nervenaufreibenden Spiel mit einem Treffer in letzter Sekunde noch zum 2:2-Ausgleich.
Anlässlich dieses Spiels zeigte Sky in Zusammenarbeit mit der DFL einen Vorlauf und anschließend das Spiel eigens für Kinder mit vielen grafischen Elementen und einem Blick hinter die Kulissen. Moderiert wurde es von den elfjährigen Sophie und Diego, Kommentator Frank Buschmann, Moderator Hartmut von Kameke sowie der Athletin und Fitness-Influencerin Imke Salander und dem Fußball-Freestyler Marcel Gurk.
Den Vorbericht sahen im Pay-TV laut Sky im Durchschnitt 65.000 Menschen, die erste Halbzeit 79.000 und die zweite Halbzeit 41.000. Dazu kamen unter anderem via Streams auf Youtube 29.000 Fußballinteressierte.
Wie die Übertragung lief und vor welchen Hürden das TV-Team im Vorfeld stand, wollte watson von Imke Salander, Marcel Gurk und Sky-Sprecher Jens Bohl wissen.
Watson: Imke, eigentlich bist du Läuferin, wolltest aber immer in Richtung Moderation. Zuletzt warst du in London für die Frauen-EM und in München für die European Championships. Wie war das für dich, so eine Fußballspiel-Übertragung zu moderieren – und dann direkt diesen Klassiker?
Imke Salander: Es war mit nichts zu vergleichen. Ich hatte zwar schon Jobs in der Sportberichterstattung, aber das war noch einmal komplett was anderes.
Inwiefern?
Die beiden Kinder haben alles unberechenbar gemacht. Dadurch hat die Übertragung eine ganz andere Dynamik bekommen. Die Fragen, die die beiden beispielsweise Hansi Flick stellen durften, waren total anders als alles, was man bisher kannte. Ich musste dann darauf achten, das Gespräch weiterführen zu können oder auszuhelfen. Das war für mich richtig cool.
Hattest du zu Beginn Zweifel an dem Projekt?
Nein, überhaupt nicht. Sky hatte mich kontaktiert und wollte von mir wissen, ob ich jemanden kenne, der im Fußball-Bereich als Frau unterwegs ist. Ich habe dann nur geantwortet: "Ich möchte das bitte machen." Allerdings wusste ich zu dem Zeitpunkt noch gar nichts über das Projekt. Marcel und ich dachten anfangs, das wird gar nicht so groß. Aber dann kamen immer mehr Informationen dazu und uns wurde klar: Das wird riesig.
Marcel, als Fußball-Freestyler hast du in der Vergangenheit bereits mit den Profis getrickst, auch von Bayern und Dortmund. Wie war das für dich, sie dann direkt vom Spielfeldrand aus zu sehen?
Marcel Gurk: In Stadien bin ich bereits aufgetreten und mit Kindern habe ich auch schon viel gearbeitet, aber hier war die Perspektive eine neue. Sonst zeige ich den Profis neue Tricks und jetzt waren wir alle in einer anderen Rolle. Ich in der Rolle des Beobachters, des Moderators, und die Fußballer nicht im Training, sondern beim Spiel. Es war also bereits alles vorhanden bei mir: Ich wollte schon lange moderieren, habe wie Imke selbst Fußball gespielt und bereits mit Kindern und den Profis trainiert. Jetzt hat Sky das in einer Rolle zusammengeführt.
Wie waren denn die Spieler am Samstag drauf?
Ich habe schon gespürt, dass alle sehr fixiert waren und bei einigen ist beim Torjubel dann die ein oder andere Last abgefallen. Aber vermutlich waren die Teams ähnlich aufgeregt wie wir.
Ihr wusstet im Vorfeld nicht viel über das Projekt. Wie habt ihr euch auf diese neue Aufgabe vorbereitet?
Imke: Das war schwierig. Zuerst habe ich mich eingelesen, ob es schon vergleichbare Projekte in der Vergangenheit gab. Dabei bin ich nur auf die NFL-Übertragung mit Comic-Elementen für Kinder von Nickelodeon in Amerika gestoßen. Da es bei Sky Next Generation aber genau darum ging, Fragen zu stellen, die sonst nicht gestellt werden und alles von einem anderen Blickwinkel zu beleuchten, kann man sich gar nicht darauf vorbereiten.
Marcel: Dadurch, dass es genau die Zielgruppe war, die ich auch auf Tiktok habe, wusste ich schon, wie ich mit der Altersgruppe sprechen muss. Das hat geklappt: Ich habe viele positive Nachrichten erhalten, dass die Kinder gespannt auf die Bildschirme geschaut haben und das ganze Spiel zu Hause verfolgt haben.
Alles war bei dieser Übertragung auf Kinder ausgerichtet. Auch die Werbung. Statt Sport-Wetten liefen unter anderem Lego-Clips. Habt ihr euch darüber im Vorfeld Gedanken gemacht?
Marcel: Ich bin ehrlich, so weit habe ich nicht gedacht. Es gehört schon viel dazu, eine kindgerechte TV-Übertragung auf die Beine zu stellen.
Jens, woran musstet ihr bei Sky im Vorfeld noch denken?
Jens Bohl: Man muss bedenken, dass wir zwar einen sogenannten Wunsch-Katalog an Ideen hatten, die wir umsetzen wollten. Uns war aber auch klar, dass vieles von Vereinsseite aus nicht klappen würde. Thema Jugendschutz war uns aber zum Beispiel sehr wichtig. Dafür haben wir bei Sky eine eigene Abteilung.
Und außerdem?
Außerdem war es ganz wichtig, dass die Schule in dieser Woche nicht unter der TV-Produktion leidet. Unsere Kinderreporterin Sophie war beispielsweise vormittags im Unterricht und direkt im Anschluss auf der Bayern-Pressekonferenz und hat danach ein Interview mit Jamal Musiala geführt. Das musste man immer um die Schule drumherum planen.
Marcel, während des Spiels warst du viel mit Diego im Stadion unterwegs. War es schwierig, alles zu koordinieren?
Marcel: Wir haben vermutlich sehr viel des Spiels nicht gesehen. Diego hat das aber glaube ich gar nicht gemerkt. Der war so vertieft. Als ein Tor fiel, hat er seelenruhig seine Süßigkeitentüte gefüllt und später hatte er wirklich Lust auf eine Bratwurst. Da war es dann auch kurz egal, ob die Kamera lief. Ich musste aber natürlich im Blick behalten, dass die Sendung weiterläuft.
Imke, Marcel, was war das Coolste für euch an dem Format?
Imke: Jeder Einzelne hatte Bock auf das Projekt – vom Tonmann bis zur Redaktion. Das Schönste daran war für mich, dass wir mit der Ansage losziehen durften: "Entdeckt einfach und sagt, was euch in den Sinn kommt." Das ist nicht selbstverständlich.
Marcel: Das kannten selbst erfahrene Moderatoren wie Hartmut von Kameke nicht. Man konnte einfach man selbst sein. Der schönste Moment war, als man gemerkt hatte: Der Plan geht auf. Alle haben es genossen, alle waren mit dem Herzen dabei.
Habt ihr dadurch einen anderen Blick auf die Sportberichterstattung bekommen?
Imke: Zu 100 Prozent. Aber auch nur, weil wir jetzt gesehen haben, was eigentlich alles möglich ist. Klar kann man nicht erwarten, dass man Leute in jedem Format einfach machen lassen kann, was sie wollen. Aber ich wünsche mir, dass mehr Sender in die Richtung von Sky gehen und eine solche Übertragung speziell für Kinder einführen.
Marcel: Heutzutage wird so viel angeboten, dass man denkt, es gibt schon alles. Aber Kindern müsste man noch viel mehr näherbringen. Es gibt so viele fußballbegeisterte Kinder – da wäre es traurig, wenn dieses Angebot nicht etabliert würde.