"Mein Lieblingsspieler? Puh schwierig. Joshua Kimmich", sagt Luca zögernd und lacht. "Er ist offensiv, wie defensiv einfach sehr stark." Sein WM-Tipp: "Deutschland wird Weltmeister. Vollkommen klar!"
Luca aka. ConCrafter ist einer der größten YouTuber Deutschlands. Mehr als 3,2 Millionen Abonnenten folgen dem 22-Jährigen und schauen sich seine täglichen Videos an, von Let's Plays über Reaction-Videos bis hin zu Comedy-Clips. Was in seinen Videos nicht so häufig vorkommt: Der gebürtige Bielefelder ist großer Fußballfan. Genauer genommen: Fan des FC Bayern München. "Und da fängt meistens schon der Hate an", sagt er.
Im Interview mit watson erzählt Luca, warum er sich nicht mehr über die Bayern-Meisterschaften freuen kann und wieso Fußballprofis davon lernen könnten, wie er mit seinen Panikattacken umgeht.
watson: Bekommst du viel Hate wegen deiner Liebe zum FC Bayern? Luca: Es ist ja kein Geheimnis, dass Bayern
der beliebteste und gleichzeitig unbeliebteste Verein in Deutschland ist. Somit reagieren meine Zuschauer natürlich auch sehr zwiespältig auf mein
Fan-Dasein. Da steht dann sowas wie "Du bist Bayern-Fan? Dislike"! Aber ich
glaube das wäre mir auch als BVB- oder Köln-Fan passiert.
Was ist das gängigste
Vorurteil, was du dir als Bayern-Fan anhören musst?
Dass ich Erfolgsfan bin.
Und dann sagst du?
Was soll ich mehr sagen.
Ich bin Fan vom FC Bayern – das kann ich nicht ändern. Zur Not antworte ich:
Neidisch?
Oft müssen Bayern-Fans dann erzählen, wie sie zum Fan wurden… Ich wurde Bayern-Fan,
weil ich als Kind riesiger "Wetten, dass..?"-Fan war und die Show mit meiner
Familie geguckt habe. Mein Vater meinte dann an einem Samstagabend, dass heute
Länderspiel statt "Wetten, dass..?" läuft. Ich habe damals Tennis gespielt und hatte
mit Fußball nichts zu tun. Aber dann habe ich mitgeguckt.
Ich glaube, es war Deutschland gegen Japan. Aber genau weiß ich es nicht mehr. Ein Spieler hat da
ein richtig gutes Spiel gemacht, ich war fasziniert. Dann habe ich meinen Vater gefragt: Wer ist denn der Typ? Für wen spielt der sonst? Mein
Vater meinte nur: Bastian Schweinsteiger und der spielt für Bayern München.
Also habe ich gesagt, dass ich jetzt Bayern-Fan bin. Es entwickelte sich also
wegen Schweinsteiger und nicht wegen der Meisterschaften.
Luca bei einem seiner ersten Besuche in der Münchner Arena:
Bild: privat
Noch so ein Klassiker
der Fragen an Bayern-Fans: Kannst du dich denn überhaupt über die sechste
Meisterschaft in Folge freuen? Das ist ein
kompliziertes Thema. Vor sieben oder acht Jahren war die Bundesliga echt
noch sehr spannend, als Stuttgart, der HSV, Bremen – Grüße an Ilja an der Stelle – alle abwechselnd oben waren. Das war damals bis zum letzten Spieltag
richtig krass. Mittlerweile ist das alles schon langweilig, da sind der
DFB-Pokal und die Champions-League einfach spannender.
Du hast Cristiano Ronaldo, den Champions-League-Gegner der Bayern, davor getroffen. Blendest du in diesen Spielen aus, dass du ihn eigentlich feierst?
Ich finde ihn schon
richtig krass und schätze ihn sehr, aber in solchen Spielen ist man natürlich
dann voll gegen ihn. Ich feuere ja auch Kroos bei der Nationalmannschaft an,
aber bei den Spielen gegen Real war ich gegen ihn. In jedem Spiel verteilt man immer seine Sympathien. Wenn Real gegen Paris spielt, bin ich für Real, weil
ich PSG und das Konstrukt dahinter nicht mag.
Luca konnte bei seinem Treffen laut eigener Aussage nur zwei Sätze mit Cristiano Ronaldo wechseln:
Meinst du mit Konstrukt
die Kommerzialisierung des Fußballs?
Ja, die
Kommerzialisierung. Ich mag es einfach nicht, wenn Klubs wie PSG einfach wahllos
Spieler kaufen, in der Hoffnung, dass sie zusammen gut spielen. In der Liga
klappt das wegen der finanziellen Überlegenheit bei PSG, aber in der Champions
League nicht mehr. Ich finde es einfach nicht so cool, wenn die mit Geld um
sich werfen, statt auf die Jugend zu setzen.
Auch auf YouTube
schießt du gegen Ausuferungen des Kommerz. Du hast zuletzt unter anderem deine
YouTube-Kollegin Bibi für die Video-Trailer kritisiert, in denen sie ihre
Schwangerschaft promotet. Was hat dahinter gesteckt?
Bei Bibi habe ich auf
ihre Schwangerschaft reagiert, weil viele Leute wissen wollten, was ich dazu
sage. Ich habe in dem Video dann gesagt, dass ich ihr viel Glück wünsche und es
toll finde, dass sie schwanger ist. Aber dafür zwei Trailer wie in einer Promophase
hochzuladen und dann künftig Schwangerschaftsvideos zu machen, ist die
Ausreizung des Ganzen. Aber ich weiß nicht, ob wir das jetzt unbedingt mit dem
Fußball vergleichen können. Ich bin nicht generell dagegen. Im Fußball mag ich
ja auch so Klubs wie RB Leipzig.
Was ist da anders als
bei PSG?
Leipzig ist an sich auch so ein finanziertes Konstrukt, aber die haben das Geld
sinnvoll investiert und setzen auf die Jugend. PSG ballert einfach nur das Geld
heraus. Das finde ich bedenklich. Ich finde es zum Beispiel cooler, dass der FC
Bayern jetzt mit einem Campus auch versucht, wieder verstärkt Spieler selbst
auszubilden.
Bayern hat gerade erst
mit den Oldies Robben und Ribéry verlängert. Braucht der Klub mehr junge
Spieler, um nicht wieder auf Einkaufstour gehen zu müssen?
Ich bin gespannt, wo das hingeht. Man muss eine gesunde Mischung aus Jugend und
Einkäufen finden. Noch ist Bayern gut aufgestellt. Gegen Real hätte man ins
Finale einziehen müssen. Am Ende waren es individuelle Fehler von Ulreich oder
Rafinha, die den Unterschied ausgemacht haben. Das muss sich in Zukunft bei
Bayern ändern. Aber das ist natürlich leicht gesagt, weil wir Fans nicht
wissen, wie es ist, vor Millionen von Zuschauern bei dem Druck auf dem Platz zu
stehen.
Auch bei watson: Faszination Fortnite
Video: watson
Naja, du hast auch
Millionen von Zuschauer und musst liefern. Lastet solch ein Druck nicht auch
auf dir?
In einer gewissen Form
ist das richtig. Ich lade jeden Tag etwas hoch und muss auch meine Leistung im
Rampenlicht bringen. Aber Fußballer spielen live vor 70.000 Zuschauern. Ich
selbst produziere das alleine und nachher gucken sich das noch Leute an. Meine
letzten Videos hatten so 500.000 Zuschauer, wenn die alle live vor mir stehen
würden, würde ich nur noch zittern. Ich bin froh, dass ich das nicht alleine
mache. Fußballspiele sind da noch eine andere Liga.
Per Mertesacker erzählte
in einem Interview vor einigen Monaten über den hohen Druck, unter anderem von
Brechreiz vor den Spielen und sprach sich für einen offeneren Umgang im
Profifußball aus. Wie ist das bei euch YouTubern?
Ich habe das Interview
nicht gelesen, aber ich weiß, was er meint. In einer gewissen Form habe ich das
selbst. Bei den Videodays war ich einige Tage vorher an der Nordsee im Urlaub. Ich habe sehr empfindliche Augen, was Salzwasser angeht. Als ich dann auf
der Bühne stand, war ich so nervös, dass ich zu meinen roten entzündeten Augen auch
noch gestottert und gezittert habe. Alle dachten, ich sei besoffen und bekifft gewesen.
Aber ich war einfach so neben der Spur, weil ich so angespannt war. YouTube ist
keine körperliche Anstrengung, aber krass für den Kopf. Wenn man etwas Falsches
sagt, hagelt es Kritik.
Kennst du solche
Zustände wie bei Mertesacker?
Ich habe bis vor einem halben Jahr studiert und hatte in den Endzügen des BWL-Studiums sehr krassen Stress. Ich musste Videos produzieren, habe ein Praktikum nebenher
gemacht, musste mein Studium packen und natürlich wollte ich auch am sozialen
Leben teilhaben und mich mit Freunden treffen. Irgendwann hatte ich
Panikattacken. Ich konnte nicht richtig atmen und hatte Burnout-Erscheinungen.
"Das Beste ist, über seine Angstzustände zu reden."
Wie hast du es dann in den Griff bekommen? Ich war bei
verschiedenen Ärzten, um mich durchchecken zu lassen. Die meinten, mein
Herz sei gesund. Und sie haben gesagt – was auch in meinen Büchern hier über
Angstzustände und Panikattacken steht: Das Beste ist, über seine Angstzustände
zu reden. Ich habe darüber auch ein Video gemacht. Ganz ganz viele Leute haben
mir daraufhin Mut zugesprochen und vier oder fünf andere YouTuber haben mir
geschrieben, dass sie das gleiche erfahren. Es wäre super, wenn auch der
Fußball Tabuthemen so offen anspricht.
Schalke 04: Neuzugang Barkok mit ehrlichen Worten über Kapitän Karaman
Dass Aymen Barkok in der Rückrunde für Schalke 04 auflaufen wird, war selbst für den 25-Jährigen überraschend. Am letzten Tag der Winter-Transferperiode unterschrieb er auf den letzten Drücker einen Vertrag bis zum Saisonende. "Der erste Anruf kam um 11 Uhr morgens, keine acht Stunden später war alles unter Dach und Fach", erklärte Barkok in einem Interview auf der Vereins-Webseite. Seinen Vertrag bei Mainz 05 hatte er aufgelöst, um ablösefrei wechseln zu können.