Bis 2028 wird Rudi Völler mindestens beim DFB als Sportdirektor arbeiten. Er wird weiterhin hauptsächlich für die U21 und die A-Nationalmannschaft zuständig sein. In diesen Zeitraum wird auch die Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko fallen, bei der Julian Nagelsmann das DFB-Team am liebsten zum Titel führen möchte.
In einem Interview mit dem "Kicker" bezeichnete Völler die Zusammenarbeit mit dem Bundestrainer als "wunderbar". "Alles verläuft sehr harmonisch. Was nicht heißt, dass wir nicht auch kontrovers diskutieren. Wir sind insgesamt auf einem guten Weg, denke ich", macht der 64-Jährige Hoffnung.
Gerade zur anstehenden WM kann Völler aus eigener Erfahrung sprechen. 1986 nahm er bei der Weltmeisterschaft in Mexiko teil, 1994 in den USA. Beides sei eine Herausforderung gewesen. "Ich weiß, was es bedeutet, mittags um 12 Uhr, wenn die Sonne direkt über dir steht, in dieser Höhe hin und her rennen zu müssen. Das fällt nicht ganz so leicht."
Neben den enormen Temperaturen im mexikanischen Sommer liegt das Stadion in Mexiko-Stadt auf über 2200 Metern über dem Meeresspiegel, in Guadalajara sind es immerhin noch knapp 1500 Meter über dem Meeresspiegel. Völler, der das Finale in Mexiko-Stadt 1986 bestritt, kam das extrem anstrengend vor.
Aber auch an die WM 1994 in den USA erinnert er sich. Kurioserweise hat er bei diesem Turnier "Das Heißeste" jemals erlebt. Es war das dritte Gruppenspiel der Weltmeisterschaft in Dallas gegen Südkorea. "Das fühlte sich an wie im Backofen. Zum Glück waren wir schon qualifiziert und ich musste nicht spielen. Mit Ach und Krach konnten wir das Match am Ende mit 3:2 für uns entscheiden." Laut einem Bericht der "Welt" zeigte das Thermometer damals 38 Grad im Schatten an.
Neben den Erinnerungen an die Vergangenheit redete Völler Klartext zu einem anderen Fifa-Event, das ansteht: die Klub-WM (14. Juni bis 13. Juli). Erstmals spielen insgesamt 32 Mannschaften um diese Trophäe. Aus Deutschland sind der FC Bayern und Borussia Dortmund dabei.
Darauf angesprochen entgegnet er: "Ich habe eine klare Meinung zu diesem Turnier: Die Idee ist grundsätzlich interessant." Danach lässt er das große Aber folgen: "Aber um die Idee vernünftig umzusetzen, bräuchte man einen dazu passenden Kalender – und den gibt es leider nicht."
Sein Hauptargument gegen die Klub-WM: die Erholungsphasen, die die Spieler brauchen. "Zum anderen kannibalisieren sich die unterschiedlichen Wettbewerbe gegenseitig. Parallel dazu findet ja auch noch die U21-EM statt."
Dadurch kommt es unter anderem dazu, dass der BVB Spieler wie Maximilian Beier und Karim Adeyemi lieber selbst mit zur Klub-WM in die USA nimmt, als sie für die U21 abzustellen.
"Ich kann verstehen, dass der BVB seine Spieler in den USA dabei haben möchte. Der Klub hat viel Geld ausgegeben. Ich habe selbst eine Vergangenheit als Klubmanager und kenne die Bedürfnisse. Da wäre es arg scheinheilig von mir, wenn ich jetzt nur auf die Interessen des DFB achten würde."
Er schließt seine Gedanken aber mit dem Bedauern ab, dass er es schade fände, "dass der eine oder andere deshalb bei der U-21-EM nicht dabei sein wird".