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Hansi Flick entlassen: Die DFB-Entscheidung hätte es so nicht geben dürfen

Fußball: Nationalmannschaft, öffentliches Training am 10.09.23 in der AOK Arena in Wolfsburg Niedersachsen. Bundestrainer Hansi Flick fasst sich an den Kopf. *** Soccer national team, public training  ...
Hansi Flick hat am Sonntag zum letzten Mal ein Training der deutschen Nationalmannschaft geleitet.Bild: kirchner-media / imago images
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Entlassung von Hansi Flick: DFB gibt ein jämmerliches Bild ab – nun geht es um Schadensbegrenzung

11.09.2023, 08:51
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Hansi Flick ist nicht mehr Bundestrainer. Der DFB hat den auf ganzer Linie erfolglosen Coach vor die Tür gesetzt. Es ist eine Entscheidung, die es in dieser Form nicht hätte geben dürfen. Weil Hansi Flick im September 2023 längst nicht mehr Bundestrainer hätte sein dürfen.

Die ganze Welt kann seit wenigen Tagen in der Dokumentation "All or Nothing" sehen, welch katastrophales Bild Flick bei der WM in Katar intern abgegeben hat.

Es wird für immer ein Geheimnis des DFB und seiner ach so kompetenten Taskforce bleiben, warum es wirklich bis zur Blamage gegen Japan am Samstagabend dauerte, ehe man Flick endlich feuerte. Denn auch ohne diese Einblicke konnte ganz Fußballdeutschland bei der WM 2022 in Katar sehen, dass Flick eine Fehlbesetzung war.

Neun Monate hat der DFB durch sein Zögern verschenkt. Neun Monate, die dringend notwendig gewesen wären, um die eigene Mannschaft für die Europameisterschaft im eigenen Land umzubauen.

Stattdessen ließ man den glücklosen Flick gewähren.

Es passt ins Bild, dass Teile der Taskforce seit Amtsantritt einzig und allein mit Durchhalteparolen und dümmlichen Interviews auffielen, für die sie ein paar Schulter- und Schenkelklopfer in den konservativen Teilen der Bevölkerung einheimsten: Rudi Völler findet das Gendern doof; Karl-Heinz Rummenigge empfindet es als angebracht, wenn ein Mann ungefragt eine Spielerin gegen ihren Willen bei einer Siegerehrung auf den Mund küsst; Hans-Joachim Watzke versteht den Sinn einer Reform des Jugendbereichs nicht.

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Hansi Flick geht als erfolgloser Bundestrainer in die Fußballgeschichte ein.Bild: imago images / eibner

Wäre es nicht so traurig, könnte man über den Populismus der Ewiggestrigen lauthals lachen.

Doch das Lachen bleibt einem im Halse stecken, wenn man sich bewusst macht, dass diese Herren aktuell noch etwas zu sagen haben im deutschen Fußball.

Das Bild, das der DFB aktuell auf und abseits der Fußballplätze abgibt, ist an Jämmerlichkeit nicht zu überbieten. Und man kann nur hoffen, dass nach der EM in Deutschland ein radikaler Schnitt gemacht wird, weil es bei der Frauennationalmannschaft und bei den Juniorenteams aktuell ähnlich traurig aussieht.

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Bis dahin kann es einzig und allein um Schadensbegrenzung gehen. Es ist aktuell unvorstellbar, dass die in weiten Teilen formschwache DFB-Elf ernsthaft eine Rolle im Kampf um den Titel spielen wird. Doch mindestens der Einzug ins Viertelfinale muss drin sein.

Vorausgesetzt, der neue Bundestrainer vermittelt, im Gegensatz zu seinem Vorgänger, dem Team eine Spielidee und trifft ein paar sinnvolle Personalentscheidungen – was den Mut voraussetzt, einigen seit Jahren völlig überschätzten Spielern den Platz auf der Ersatzbank oder der Tribüne zu zeigen.

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Es ist kaum auszuhalten, welch jämmerliches Bild der DFB aktuell abgibt. Das gilt auch für Rudi Völler.Bild: dpa / Jürgen Kessler

Was der DFB nun braucht, ist ein Feuerwehrmann, der ein Debakel bei der EM 2024 verhindert. Spannende Namen kursieren in jedem Fall. Die offensichtliche Lösung heißt Julian Nagelsmann, auch wenn es Restzweifel gibt, ob ausgerechnet er der richtige Typ ist, um diese Mannschaft in den Griff zu bekommen. Die mutige Variante wäre Matthias Sammer, weil man sich bei ihm sicher sein kann, dass er sich von nichts und niemandem reinreden lässt und auch vor unpopulären Entscheidungen nicht zurückschreckt. Die aktuell vielleicht unterschätzte Option ist Oliver Glasner. Der Österreicher hatte zwar in Wolfsburg und in Frankfurt seine Probleme, sich dauerhaft zu etablieren, war aber bei beiden Vereinen überaus erfolgreich.

Wer auch immer in hoffentlich wenigen Tagen Bundestrainer wird, hat zumindest einen Vorteil: Es kann bei der Nationalmannschaft nicht mehr schlimmer werden. Das ist eine dankbare Ausgangslage, um in der Öffentlichkeit zumindest eine Spur von Euphorie zu entfachen.

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