Mick Schumacher hört nach zwei Jahren als Test- und Ersatzfahrer für Mercedes auf und kehrt der Formel 1 damit wohl für immer den Rücken.
Mit warmen Worten haben die Silberpfeile den Sohn von F1-Rekordchampion Michael Schumacher am Donnerstag verabschiedet. Mick sei nicht nur ein "unglaublich beliebter Kollege", sondern auch ein "Fahrer von unglaublichem Kaliber", der es verdiene, "in den besten Meisterschaften anzutreten", schwärmte Teamboss Toto Wolff in der Pressemitteilung.
Mercedes erklärte, die Trennung sei eine Entscheidung von Mick gewesen, der "neue Wege" gehen wolle. Bei dem deutschen Werksteam hatte Mick 2022 angeheuert, nachdem er sein F1-Stammcockpit bei Haas verloren hatte. Über die Jahre im zweiten Glied bei Mercedes sagte der 25-Jährige nun, sie hätten ihn "zweifellos zu einem erfahrenen Rennfahrer gemacht".
Bis hierhin alles unspektakulär. Dann aber kommt der interessante Teil des Schumacher-Statements.
So sagte Mick über die Gründe für seinen Mercedes-Austritt:
Als Rennfahrer wolle er vor allem eins: "Rennen fahren, denn das gibt mir das Gefühl, das ich so sehr liebe." Kurz nach der Bekanntgabe erklärte Mick dann, dass er sein Engagement in der Langstrecken-WM bei Alpine verlängern werde und auch im kommenden Jahr für den französischen Rennstall in der WEC an den Start gehen wird.
Nachvollziehbar also, dass er sein Schicksal jetzt selbst in die Hand nimmt. Denn auch Mick wird wissen, dass er wohl nie wieder eine Chance in der Formel 1 bekommt und er nicht länger bei Mercedes auf ein F1-Comeback lauern muss.
Dafür ist der Sport zu schnelllebig, zu undankbar. Wer einmal seinen Platz im Fahrerfeld der Formel 1 räumen musste, bekommt fast nie eine zweite Chance – es sei denn, man ist ein derart verdienter Fahrer wie Fernando Alonso, Kimi Räikkönen oder Nico Hülkenberg.
Micks Formel-1-Karriere ist vorbei und es wird Zeit, dass wir uns das alle eingestehen. Das geht auch raus an viele Expert:innen und Fans, die Mick Schumacher bei jedem frei werdenden Cockpit ins Gespräch bringen, wie erst kürzlich geschehen, nachdem der F1-Einstieg von Cadillac bekannt wurde.
Mit dem Ausstieg bei Mercedes, durch den ein F1-Comeback endgültig in weite Ferne gerückt ist, werden hoffentlich auch die Spekulationen um seine Person nachlassen.
Ganz abreißen werden sie sicher nie, dafür ist sein Name einfach zu groß.
Und auch wenn viele Medien und Fans jetzt hart über Mick urteilen werden und den Mercedes-Rücktritt als endgültiges Eingeständnis seines Scheiterns werten werden, sollte allen bewusst sein: Mick Schumacher hat bewiesen, dass er ein sehr guter Rennfahrer ist, er hat die Formel 3 und Formel 2 gewonnen, es auf 43 F1-Rennen gebracht und phasenweise gut mitgehalten mit den besten Piloten der Welt.
Zwar konnte er sich letztendlich nicht in der Königsklasse des Motorsports etablieren, aber das ist keine Schande. Neben den absoluten Ausnahmekönnern schafft das sowieso nur, wer entweder viel Glück oder viel Geld mitbringt.
Mick Schumacher ist jung und talentiert genug, um noch anderen Motorsportklassen seinen Stempel aufzudrücken. Ohnehin stehen Wettbewerbe wie die Langstrecken-WM, die Formel E oder IndyCar völlig zu Unrecht derart im Schatten der Formel 1. Wer hier brilliert, ist ein ausgezeichneter Rennfahrer und nicht schlechter als die Piloten in der Formel 1.