Sebastian Vettel ist dafür bekannt, seinen Status als viermaliger Formel-1-Weltmeister zu nutzen, um das öffentliche Bewusstsein für gesellschaftliche Probleme zu stärken. So hat er seine Stimme in der Vergangenheit für Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Gleichberechtigung erhoben. Im Vorfeld des Großen Preises der Niederlande (Sonntag, 15 Uhr) sprach der 35-Jährige nun über geistige Gesundheit und über die Stigmatisierung psychologischer Hilfe.
"Wenn du dir das Bein brichst, gehst du zum Arzt", erläuterte Vettel auf einer Medienrunde vor dem Grand Prix. Das sei "das normalste der Welt." Daher wundert es Vettel, dass wir diese Strategie nicht auf Probleme mit der geistigen Gesundheit anwenden.
"Aus irgendeinem Grund sehen wir diese Experten als ein Zeichen von Schwäche an, wenn es um die seelische Gesundheit geht, aber nicht, wenn es um die körperliche Gesundheit geht", führte er aus. Erst vor einer Woche hatte er im Interview mit der "Zeit" über seine eigenen Selbstzweifel gesprochen.
Im Laufe der letzten zwei Jahre habe er jedoch erkannt, dass Selbstzweifel und Unsicherheit "zur Leistung und auch zum Erfolg" dazugehören. Wie er nun bestätigte, hat er sich in dieser Zeit therapeutische Hilfe geholt. Das sei "nichts, wofür man sich schämen" müsse.
Wie er zugibt, hofft er durch einen offeneren Umgang mit mentalen Herausforderungen auch anderen Menschen die Scheu vor psychologischer Hilfe ein Stück weit zu nehmen. "Man ist nie alleine mit diesen Gedanken und man ist nie der Erste, der solche Gedanken hat", stellt er klar. "Es wäre toll, wenn wir das öfter zeigen würden."
Obwohl man im Leistungssport schon weiter sei als noch vor 30 Jahren, würde den Fans dort noch zu oft ein poliertes Image der Athleten gezeigt werden. Doch Vettel betont: "Wir sind alle Menschen, wir stellen uns alle den gleichen Herausforderungen. Superman und Superwoman gibt es nur im Fernsehen."
Vettel selbst beendet seine Karriere in der Formel 1 nach dieser Saison, wie er im Juli überraschend bekannt gab. Er möchte in Zukunft mehr Zeit für seine Familie und seine Kinder haben.
(kpk)