Noch knapp ein halbes Jahr dauert es, bis die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland stattfindet. Zum aktuellen Zeitpunkt weist die deutsche Nationalmannschaft allerdings noch einige Ungewissheiten auf. Nach den jüngsten Niederlagen gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2) steht Bundestrainer Julian Nagelsmann vor einigen Herausforderungen. Die Erwartungen könnten gedrückter nicht sein.
Am Samstag werden in Hamburg die EM-Gruppen ausgelost und nach der aktuellen Verfassung zu urteilen, muss Deutschland auf Losglück hoffen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf setzt die Messlatte allerdings hoch. "Wir spielen ein Turnier im eigenen Land", sagte er beim TV-Sender "Bild". Da müsse das Erreichen des Endspiels "der Anspruch" sein. Die Fans halten das für unrealistisch.
Wie das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zeigt, rechnen 24 Prozent der Befragten mit einem erneuten Ausscheiden in der Gruppenphase wie bereits bei den Weltmeisterschaften 2018 und 2022.
16 Prozent sehen die DFB-Elf immerhin im Achtelfinale scheitern, 15 Prozent halten den Einzug ins Viertelfinale für realistisch und acht Prozent gehen von einer Halbfinal-Teilnahme aus. Dass Deutschland das Finale erreicht, geben noch drei Prozent als ihre Einschätzung an. Fakt ist: Julian Nagelsmann steht vor einigen richtungsweisenden Aufgaben.
Eine davon ist es, den Kampf um die Nummer eins auf der Torwart-Position zu moderieren. Nach seiner Verletzung stellt Manuel Neuer Ansprüche, wieder als erste Wahl zwischen die Pfosten der Nationalmannschaft zurückzukehren.
Aber auch Marc-André ter Stegen, der von der spanischen Sportzeitung "Marca" als Rückhalt des FC Barcelona zuletzt als bester Spieler der vergangenen Saison in La Liga ausgezeichnet wurde, möchte das DFB-Team als Torwart zur Europameisterschaft führen. Jens Lehmann, langjähriger Torwart der deutschen Nationalmannschaft, hat gegenüber Sky seine Präferenz geäußert.
"So wie Manuel zurückgekommen ist, würde ich zu ihm tendieren, aber Marc keinesfalls abschreiben", sagte Lehmann. "Ich würde diese Entscheidung jetzt aber noch nicht treffen, da ich aus eigener Erfahrung festgestellt habe, dass man sieht, wer mental der Aufgabe mehr gewachsen ist, wenn man so eine Konkurrenz-Situation möglichst lange aufrecht hält."
Lehmann rekurriert damit auf den Konkurrenzkampf zwischen ihm und Oliver Kahn vor der WM 2006, bei dem Lehmann letztlich als Nummer eins hervorging. Nach seinem Dafürhalten solle Nagelsmann Neuer und ter Stegen "zappeln lassen", um "das bestmögliche rauszukitzeln", sodass er aus zwei Spielern in Bestform wählen könne.