Die American Football-Saison ist kurz. Aus historischen Gründen wird Football nur im Herbst und Winter gespielt, Frühjahr und Sommer sind für die Baseball-Saison reserviert. Für die meisten Teams endet die Spielzeit dann auch noch vor den Playoffs, nachdem sie gerade einmal 17 Spiele absolviert haben. Kaum genug, um die Football-Gier der Fans zu stillen, Exhibitionsspiele haben im American Football daher Tradition.
Neben den Bowls im College-Sport fiebern die Football-Connaisseure dabei in erster Linie dem NFL-Pro Bowl entgegen, wo zum Abschluss der Saison die größten NFL-Stars gegeneinander antreten. Dieses Jahr wurde erstmals auch ein Deutscher für das Schaulaufen nominiert. Allerdings wird es sich nicht um einen klassischen Pro Bowl handeln.
Ursprünglich war der Pro Bowl mal der krönende Abschluss der Saison, seit 2009 findet das Auswahlspiel stattdessen in der spielfreien Woche vor dem Super Bowl statt. Da sich die für den Super Bowl qualifizierten Profis aber eine Woche vor dem großen Tag nicht mit irgendeinem Freundschaftsspiel ablenken wollen, verzichten sie in der Regel auf die Teilnahme.
So wird auch dieses Jahr erwartet, dass Patrick Mahomes (Kansas City, AFC) und Jalen Hurts (Philadelphia, NFC) absagen werden. Die Quarterbacks der beiden Top-Seeded-Teams (also die Mannschaften mit der besten Sieg-Niederlagen-Bilanz in ihrer jeweiligen Conference) treffen am 14. Februrar zufällig auch im Superbowl aufeinander.
Auch Eagles Receiver A.J. Brown wird nicht teilnehmen, dadurch rückt Amon-Ra St. Brown nach. Der Deutsch-Amerikaner war vor anderthalb Jahren in der vierten Runde des Drafts von den Detroit Lions ausgewählt worden und wird nun als erster Deutscher den Titel "Pro Bowler" tragen.
Nach einer für St. Brown persönlich vielversprechenden ersten Saison – in der die Lions aber nur drei von 17 Spielen gewannen – durften der Receiver und sein Team dieses Jahr endlich eine positive Bilanz feiern: Mit neun Siegen und acht Niederlagen verpassten sie zwar denkbar knapp die Playoffs, konnten aber einen deutlichen Sprung nach vorne machen.
St. Brown war dabei der bevorzugte Passempfänger von Lions-Quarterback Jared Goff: Ganze 106 Mal fand der Spielmacher die Arme des 23-jährigen Deutschen. Insgesamt 1161 Receiving Yards und sechs Touchdowns konnte St. Brown so beisteuern.
Die Nominierung für den Pro Bowl ist nun der nächste Schritt in seiner Karriere, obwohl das Auswahlspiel dieses Jahr erstmals in einem komplett neuen Format daherkommt: Anstatt des klassischen 4x15 minütigen Football-Spiels zwischen den Nominierten der NFC und AFC, sollen die Stars diesmal in einer Reihe von positions-spezifischen Mini-Games gegeneinanter antreten.
Zudem sollen mehrere Partien Flag-Football (also ohne Tacklings) im Format 7-gegen-7 ausgetragen werden, um das Verletzungsrisiko der Spieler zu reduzieren.
Dass nun unter dem Namen "Pro Bowl Games" vermarktete Event soll am Sonntag in Paradise, Nevada, stattfinden. Ob sich das neue Format durchsetzt, bleibt abzuwarten. In der Vergangenheit hat die NFL oft mit kleinen Änderungen des Pro-Bowl-Konzepts gespielt, sie dann aber schnell wieder verworfen, nachdem sie von den Fans nicht gut aufgenommen wurden.
Amon-Ra St. Brown dürfte es egal sein, immerhin ist die Pro Bowl-Nominierung eine wichtige Ehrung: Unabhängig von seiner Zukunft bei den Lions wird ihn als "Pro Bowler" jedes NFL-Team auf dem Zettel haben. Seine Zukunft im Profi-Football ist damit gesichert.