NFL in Berlin: Hertha-Trainer Leitl fürchtet um Olympiastadion
An diesem Sonntag entert die National Football League (NFL) das Olympiastadion. In der Heimspielstätte von Hertha BSC treffen die Atlanta Falcons auf die Indianapolis Colts. Es ist das erste reguläre Saisonspiel der US-Profiliga, das in Berlin ausgetragen wird.
Hertha-Trainer Stefan Leitl findet, das NFL Game sei ein tolles Event für die Stadt, Bedenken hat er trotzdem. "Ich hoffe, sie lassen meinen Platz in Ruhe", sagte Leitl am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Kaiserslautern.
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Hertha BSC: Olympiastadion bekommt Hybridrasen
Rennen, Hacken schlagen, tacklen – das sind Bewegungen, bei denen kein Greenkeeper der Welt ruhig schläft, auch nicht Leitl. Dieser, vermutlich kein Freund von ausgeleierten Grashalmen, dürfte sich beim Gedanken an 22 Hünen mit Stollenschuhen, die über sein gepflegtes Geläuf marschieren, innerlich krümmen.
Doch seine Sorge ist unbegründet. Ein Reporter erklärte, dass ohnehin ein neuer Rasen ausgelegt werde. Ein Hybridrasen, der selbst dem schwersten Linebacker standhalten müsste.
NFL Game in Berlin: Stadt baut das Olympiastadion um
Der Umbau des Olympiastadions liest sich wie ein sportpolitisches Großprojekt. Weil ein Footballfeld größer als ein Fußballfeld ist, musste die Spielfläche auf beiden Seiten erweitert werden.
"Auf der Ost- und Westseite werden dafür circa 3,60 Meter jeweils circa sechs Meter tief ausgefräst, und ein neuer Kunststoffbelag ausgegossen, darauf wird ein Hybridrasen verlegt", erklärte Julia Kämpf, Sprecherin der Olympiastadion Berlin GmbH.
Und das war nur der Anfang. Die Field Goals – diese gelben Y-förmigen Monster aus Metall – wurden eigens verankert, die Leichtathletikanlagen angepasst. Der Speerwurfanlauf verlängert, Kugelstoßringe versetzt, zwei Stabhochsprung-Anlagen zurückgebaut.
Auch hinter den Kulissen hat sich einiges getan. Ein NFL-Team besteht aus 53 Spielern, also doppelt so vielen wie ein durchschnittlicher Fußballkader. Deshalb ist jetzt auch der Backstage-Bereich eine Nummer größer.
Die Umkleiden wurden erweitert, die Türen verbreitert – auf stolze 1,26 Meter. Damit auch Linebacker und Quarterbacks mit Helm und Pads bequem durchpassen.
Die Sanitäranlagen? Ein Upgrade, das jedes Fitnessstudio blass werden lässt: 30 Duschen, 10 Waschbecken, 11 Toiletten, 18 Urinale wurden aufgestockt. Rutschfeste Böden und mehr Warmwasser inklusive.
Und weil die NFL längst weiß, dass nicht jeder Fan die Lautstärke eines Touchdowns oder das Dauerblinken einer LED-Wand erträgt, wurde zusätzlich ein "Sensory Room" eingerichtet – ein Rückzugsraum für Menschen, die während des Spiels Ruhe und Schutz suchen.
Berliner Senat und NFL pumpen Millionen in das Event
Natürlich kostet das alles. Der Berliner Senat hat für den Zeitraum von 2025 bis 2029 insgesamt 12,5 Millionen Euro für drei NFL-Spiele bewilligt. Fünf Millionen davon sollen in die Sanierung von Berliner Sportanlagen fließen.
Der Rest ist all das, was nötig ist, um Berlin für ein paar Tage in eine amerikanische Football-Fantasy zu verwandeln.
Da die Summe nicht ausreicht, greift die NFL selbst tief in die Tasche – 48 Millionen Euro kommen zusätzlich aus den USA. Vermutlich, weil die Liga weiß: Deutschland ist ein attraktiver Markt für den Sport.
