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Unvergessen
16.08.2019, 01:0316.08.2019, 01:04
philipp reich / watson.ch
In der Serie Unvergessen blicken wir jeweils am Jahrestag auf ein großes Ereignis der Sportgeschichte zurück. Diesmal: 16. August 2009: Das vermeintliche Duell mit Herausforderer Tyson Gay über 100 Meter verkommt bei der Leichtathletik-WM in Berlin zu einer One-Man-Show. Usain Bolt läuft allen davon und in 9,58 Sekunden einen neuen Fabelweltrekord.
Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking staunt die ganze Welt. Der Jamaikaner Usain Bolt läuft trotz offenem Schuhbändern und einer fast demonstrativen Lässigkeit über 100 Meter einen neuen Weltrekord. Schon nach 80 Metern bricht er seinen Lauf ab und joggt über die Ziellinie. Trotzdem: 9,69 Sekunden. Unglaublich.

In Peking degradiert Bolt die Konkurrenz zu StatistenBild: imago sportfotodienst
Damit ist Bolt nochmals drei Hundertstel schneller als bei seiner bisherigen Bestmarke, die er erst im Mai in New York aufgestellt hat. Aber nicht nur Bolt, sondern alle wissen: Es geht noch schneller. Doch wie viel schneller kann ein Mensch noch sein? Diese Frage beschäftigt die ganze Sportwelt. Bei der Leichtathletik-WM 2009 in Berlin liefert der "Lightning Bolt" die Antwort gleich selbst.
Bolt ist sich seiner Sache sehr sicher
Schon im Vorfeld der WM ist der Hype um den 100-Meter-Wettkampf der Männer riesig. Das Rennen wird zum großen Duell zwischen Weltrekordler Bolt und Tyson Gay hochstilisiert. Der Amerikaner hat im Juli in Rom mit 9,77 Sekunden auch eine Kampfansage an den Jamaikaner geschickt. Wird er Bolt tatsächlich schlagen können?
Die klare Antwort lautet: Nein. Das 100-Meter-Finale von Berlin wird nur zum Duell Bolt gegen die Uhr. Schon in den Vorläufen deutet der 1,96 Meter große Modellathlet an, dass er zur genau richtigen Zeit in Topform ist. Spielend setzt er sich in 10,20 und 10,03 Sekunden in den Vorläufen sowie 9,89 im Halbfinale gegen die Konkurrenz durch.

Bolt bei seiner ikonischen Bogenschützenpose mit Maskottchen BerlinoBild: imago sportfotodienst
Dann am Sonntagabend der mit Spannung erwartete Höhepunkt: Wie schon vor Jahresfrist in Peking gibt sich Bolt vor dem 100-Meter-Final betont lässig, auf seine Mätzchen mit der Kamera kann er einfach nicht verzichten. Trotzdem ist der damals 22-jährige Supersprinter bis in die Fingerspitzen motiviert. Auch die äußeren Bedingungen stimmen: 20 Grad und leichter Rückenwind (0,9 m/s).
Der Blick auf die Uhr
Das Rennen wird dann auch zur One-Man-Show. Nach gewohnt mäßigem Start – er hat nur die sechstschnellste Reaktionszeit – setzt sich Bolt nach gut 20 Metern an die Spitze und lässt die Konkurrenz unaufhaltbar hinter sich. Im Gegensatz zum Finale von Peking zieht er diesmal voll durch, sein Höchsttempo beträgt unglaubliche 44,72 km/h.
Beim Zieleinlauf nach exakt 41 Schritten schaut Bolt frech nach links auf die Uhr und sieht schier Unglaubliches: 9,58 Sekunden. Ein Fabelweltrekord! Gleich um 11 Hundertstel schneller als 2008 in Peking.
Bolt jubelt, Bolt tänzelt, zeigt seine berühmte Bogenschützenpose, bevor er sich mit einer Jamaika-Flagge auf die Ehrenrunde macht. "Heute hat alles geklappt", gibt er nach seinem Triumph zu Protokoll. "Mein Trainer wird in meinem Lauf nichts finden, mit dem er unzufrieden ist." Und das, obwohl er sich vor dem Rennen noch eine Portion Chicken Nuggets gegönnt hat.
Bolt: "Ich kann 9,40 laufen"
Bolt pulverisiert wenige Tage später auch über 200 Meter (19,19 Sekunden) den Weltrekord und wird mit der 4x100-Meter-Staffel Weltmeister. Und wieder stellt sich nach den zweiten Bolt-Festspielen die Frage, wie viel schneller ein Mensch noch laufen kann. "Ich kann 9,40 laufen", ist sich der Weltrekordhalter damals sicher. "Ich denke, da wird es aufhören. Aber man weiß nie, alles ist möglich. Wir werden einfach weiter um die Wette laufen."

Wird irgendjemand irgendwann schneller als Bolt sein?Bild: AP
Doch seinen Fabelweltrekord von Berlin hat Bolt bislang nicht mehr übertreffen können. Mit einem Rückenwind von 1,5 m/s läuft er bei den Olympischen Spielen 2012 in London mit 9,63 Sekunden nochmals nahe an seine Bestmarke. 2013 in Moskau wird er in 9,77 Sekunden zum zweiten Mal Weltmeister, nachdem er bei der WM 2011 in Daegu wegen eines Fehlstarts disqualifiziert wurde.
Auch 2015 in Peking wird er über 100 Meter, 200 Meter und mit der Staffel Weltmeister. 2017 in London – seinem letzten Großevent– reichte es über 100 Meter nur zu Bronze. Das große Drama folgt dann in der Staffel. Im letzten Rennen seiner Karriere verletzt sich Bolt und geht zu Boden. Nur mit der Hilfe seiner Teamkollegen schafft er es noch über die Ziellinie.
Natürlich sind die Aussagen von Clemens Tönnies rassistisch!
Video: watson
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