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Baller League: Chris Kramer sieht einen Nachteil im Vergleich zur Konkurrenz

Die Baller League ist im Juli in ihre zweite Saison gestartet.
Die Baller League ist im Juli in ihre zweite Saison gestartet. Bild: Christian Hedel
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Zweite Saison der Baller League gestartet: Kramer nennt Nachteil zur Konkurrenz

19.08.2024, 09:52
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Es ist der Geruch von warmen Autoreifen, der an diesem erbarmungslos heißen Augusttag aus einer Halle in Köln-Ehrenfeld strömt. Nur ein kleiner neongelber Pfeil auf dem Boden der "Motorworld" verweist am Nachmittag darauf, dass hier heute eben nicht die Motoren und ihre Schnelligkeit im Fokus stehen.

Kurz hinter dem Neon-Pfeil drücken sich ein paar Jungs im Grundschulalter herum, die in ihren pinken Musiala-Trikots stolz auf den Einlass warten und deutlich machen, dass es hier doch einmal mehr um die Lieblingssportart der Deutschen geht. Schon stimmt in irgendeiner Ecke jemand den "Pyrotechnik"-Hit des Sommers an.

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An diesem wie auch an den vergangenen drei sowie den kommenden sieben Montagen bleiben die ausgestellten Ferraris und Cadillacs einfach nur nettes Beiwerk für ein Event, das seinerseits ebenfalls für ein ordentliches Maß an Geschwindigkeit stehen will: die Baller League.

Die Matches hier dauern nur jeweils 30 Minuten, durch das Spiel auf dem Kleinfeld sind die Partien deutlich schneller und dynamischer – insgesamt dauert ein Abend hier trotzdem immer knapp sechs Stunden.

Baller League: Gute Stimmung oder One-Hit-Wonder?

Dass das vor allem für die Generation Tiktok eine wahre Herausforderung ist, zeigt sich spätestens, als einer der besonders jungen Fans gegen Ende des Abends ein Megafon herausholt und aufgebracht hineinbrüllt: "Mehr Stimmung, mehr Stimmung!" Immer wieder tigern Kinder in seinem Alter am Spielfeldrand umher, als müsste doch irgendwo etwas was Spannenderes warten als dieses Gebolze.

Vor-Ort-Fans sind bei der Baller League auf ein Minimum begrenzt.
Vor-Ort-Fans sind bei der Baller League auf ein Minimum begrenzt. Bild: Christian Hedel

Kritiker:innen stellten zuletzt vermehrt die Frage, ob das Konzept Baller League tatsächlich nachhaltigen Erfolg haben kann oder ob es letztlich auch durch eines der Konkurrenzprodukte – Stichwort Icon und Kings League – verdrängt wird.

Seit mittlerweile mehr als einem Jahr besteht die Kleinfeldliga in Deutschland, gegründet von den Profi-Spielern Mats Hummels und Lukas Podolski. Die Kings League gab es zu diesem Zeitpunkt in Spanien schon, Baller League-Gründer Felix Starck beharrt allerdings darauf, die Idee zuerst gehabt zu haben.

Zum zweiten Mal also verwandelt sich die "Motorworld" in Köln für insgesamt elf Montage hintereinander in eine Fußballkulisse im Kleinformat. Bewusst hat man die Zeiten abseits der Bundesliga gewählt, denn Aufmerksamkeit war Starck und den prominenten Teammanagern nicht direkt garantiert.

Die Stars der Baller League: Wer die Fans zum Zittern bringt

Dabei hat man bei einer Feldlänge von 50 Metern tatsächlich das Gefühl, hautnah dabei zu sein. In der Halle gibt es nur eine Etage Tribüne, als Fan könnte man buchstäblich aufs Feld spucken – das übernehmen aber trotz Kunstrasen natürlich routiniert die Spieler.

Was in der Bundesliga ein gewisses Sicherheitsrisiko darstellen könnte, gilt hier als Nebensache. Denn die Stars bei der Baller League sind nicht die Spieler, sondern eben die Teammanager, meist bekannte Streamer aus der Gaming-Welt.

An diesem Montag hat sich unter anderem MontanaBlack in die "Motorworld" bequemt, sein Team mit dem kreativ von der eigenen Marke inspirierten Namen "Gönnrgy Allstars" steht schließlich aktuell an der Tabellenspitze.

Kein Wunder also, dass sich ausgerechnet für dieses Team am Spielfeldrand eine Gruppe Cheerleader versammelt hat, die den Teamnamen in immer wieder neuen Melodien in Richtung des Rasens kreischen. Die Geräuschkulisse gleicht allgemein dem Schulhof einer mittelgroßen Gesamtschule, hinzu kommen Trommeln und die Jingles der verschiedenen Challenges.

Ein Rentnerpaar linst verwirrt in die Halle, macht dann aber eine schnelle Kehrtwende. Stressresistenz ist bei der Baller League durchaus von Vorteil.

CEO Felix Starck verrät die Vision hinter der Baller League

Schließlich schlendert am Abend auch "Monte" persönlich in Richtung Ausgang, schon verlieren auch zwei Teenager-Jungs die Fassung und fallen aus ihrer Scheißegal-Haltung. "Papa, der ist so krass, können wir den schnell nach einem Foto fragen?", bettelt einer der beiden in Richtung eines Mittvierzigers, der seinerseits mehr am sportlichen Teil des Abends interessiert zu sein scheint.

"Wir sind die sportlich relevante Liga."
Felix Starck

Glaubt man dem CEO und Gründer der Liga, Felix Starck, ist das auch die wahre Vision der Baller League. In der Zukunft müsse man dringend "weg von Influencern" und "weg von Extras", erklärt er am Abend in einer Medienrunde. Extras, damit sind neben den sogenannten Gamechanger-Challenges am Ende jeder Halbzeit wohl auch die Geräusche und Lichteffekte gemeint, die nach jedem Tor oder bei sonstigen Ereignissen während eines Matches die Halle durchfluten.

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Felix Starck ist der Geschäftsführer der Baller League. Bild: imago images / Ulrich Hufnagel

"Die Baller League soll zum eigenen Sport werden", betont Starck weiter. Von watson auf die Konkurrenz vonseiten der im September startenden Icon League angesprochen, tut er diese als "Format" ab, die sich lediglich über große Namen behaupten könne. "Wir sind die sportlich relevante Liga."

Baller League vs. Bundesliga: Fans mit klarem Urteil

Die Gespräche in der Halle drehen sich am Abend allerdings trotzdem immer wieder um den Transfermarkt und die Bundesliga, Namen wie Guirassy und Haaland sind deutlich präsenter als jene der Spieler, die tatsächlich auf dem Platz stehen. "Das ist doch hier, Dings...", versucht ein Zuschauer krampfhaft den Namen eines Drittliga-Spielers zu finden, gibt dann aber schnell auf. Fragt man die Fans vor Ort, kann die Baller League sportlich in keiner Weise mit der Bundesliga mithalten.

Zuschauer scheinen gelangweilt: Kramer nennt Nachteil zur Konkurrenz

Die meisten sehen sich ohnehin nur die dreißig Minuten ihres jeweiligen Vereins an, anschließend folgen sie dem Geruch von Wiener Würstchen und Energy-Drinks zur Bar und dann nach Hause. Die Kulisse im Fanblick wandelt sich entsprechend ebenso schnell wie Trends auf Tiktok. Beim Abpfiff des letzten Spiels des Abends atmet ein Zuschauer in der ersten Reihe auf. "Endlich", sagt er nur noch und verschwindet schnell in Richtung Ausgang.

"Es ist natürlich deutlich weniger komplex als ein 11 gegen 11", weiß auch Christoph Kramer, bei der Baller League seinerseits Trainer des Teams "Golden XI". In einer Medienrunde am Montag betont er trotzdem den unheimlichen Spaß in der Liga.

Seine Mannschaft hat an diesem Abend das Los des letzten Spiels gezogen, doch im Gegensatz zu den meisten Fans hüpft Kramer voller Energie auch um 23 Uhr noch am Spielfeldrand umher und brüllt motivierende Worte in Richtung der Spieler.

Christoph Kramer managt bei der Baller League die "Golden XI".
Christoph Kramer managt bei der Baller League die "Golden XI".Bild: Lukas Mengeler

Baller League: Der Fokus liegt auf dem Stream

Obwohl der Ticketkauf in dieser Saison auch regulär und nicht nur über Verlosungen möglich ist, bleibt der Stream die Hauptbühne der Baller League. "Ich glaube, davon profitiert die Baller League: Dass auch die Community dauerhaft gefragt wird, was ihnen gefällt oder nicht", erklärt Laura Hofmann, Moderatorin des Hauptstreams am Rande der Spiele. Nach der vergangenen Saison wurden aufgrund von Community-Feedback auch einige Regeln wieder abgeschafft.

Für Hofmann bedeutet der Job auch eine neue Form des Multitasking, Positiv- wie Negativkritik komme ungefiltert zu ihr.

Denn dass auch die Zuschauer:innen online nicht immer die Begeisterung der Verantwortlichen vor Ort teilen, ist aus Kommentaren auf Twitch, Reddit und X schnell herauszulesen. "Im Großen und Ganzen kommt mir das so vor, als ob alle Beteiligten etwas aus ihrer Jugend aufholen müssen", resümiert etwa auf Reddit ein Nutzer.

Ob sich dieses Urteil nicht beinahe über alle großen Fußball-Events dieser Welt fällen lässt, bleibt fraglich. Solange sie aber leuchtende Kinderaugen erzeugen können – und das zu einem bezahlbaren Preis – lässt sich wenig daran aussetzen. Außer vielleicht das Trommeln, das noch die ganze Nacht im Ohr bleibt – aber zumindest das ist ja in der Bundesliga nicht anders.

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