Die Mannschaft spielt im Moment erfolgreich, gibt sich den Fans nahbar und sympathisch und auch innerhalb des Teams ist die Stimmung gut. Das ist beim DFB-Team nach den teilweisen desaströsen Turnierleistungen in den vergangenen Jahren keine Selbstverständlichkeit.
Die deutsche Mannschaft gehört zu den Favoriten auf den EM-Titel und hat bei den Fans Begeisterung entfacht. Am Tag nach dem 2:0-Sieg über Ungarn im zweiten Gruppenspiel wurde die DFB-Elf beim öffentlichen Training mit Jubel und Applaus begrüßt.
Dass die Stimmung trotz sportlichem Erfolg auch schlecht sein kann, hat die Vergangenheit gezeigt. Und das unterstreichen auch neue Aussagen des langjährigen "kicker"-Reporters Karl-Heinz Wild im Podcast "Toni Kroos – The Underrated One". Er erinnert sich an die EM 2012 und den absoluten Tiefpunkt von Toni Kroos im DFB-Team.
Du kennst "Toni Kroos – The Underrated One" noch nicht? Hier kannst du den Trailer hören:
"Toni Kroos – The Underrated One" ist überall und kostenfrei verfügbar, wo es Podcasts gibt. Hier findest du ihn auf Spotify, Apple Podcasts und Amazon Music.
Nach einer berauschenden WM 2010 fährt die DFB-Elf 2012 als einer der Mitfavoriten zur EM-Endrunde nach Polen und in die Ukraine. Toni Kroos war in der Saison Stammspieler beim FC Bayern, erreichte mit den Münchner sogar das Champions-League-Finale, das sie auf dramatische Weise gegen den FC Chelsea verloren.
Bundestrainer Jogi Löw baute dennoch nicht auf ihn. Im zentralen Mittelfeld waren Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira gesetzt. Vor ihnen war Mesut Özil als kreativer Spielgestalter fest eingeplant.
In den ersten beiden Gruppenspielen steht Kroos drei und neun Minuten auf dem Feld. Im Interview mit der "tz" platzt ihm der Kragen. "Befriedigend ist das alles nicht. Gerade nach der Saison, die ich gespielt habe, ist es doch logisch, dass ich spielen will. Wir haben jetzt zweimal geführt. Ich sehe es jetzt nicht ganz so, dass wir überragenden Fußball spielen. Der Bundestrainer weiß ja, was er an mir hat."
Toni Kroos erreicht mit seiner Wutrede aber zunächst nicht viel. Im letzten Gruppenspiel spielt er sechs Minuten, im Viertelfinale gegen Griechenland gar nicht. "Schwierig war für Toni, dass Schweinsteiger auch nicht fit war und er durfte trotzdem nicht spielen", sagt Karl-Heinz Wild.
Doch er ist nicht der einzige, der frustriert ist. Laut des langjährigen "kicker"-Reporters ist die Stimmung im Team nicht gut, es gibt einige Stars, die "stocksauer" sind. "Ich kann mich an gecancelte Interviews mit Reus und Götze erinnern", sagt Wild. Denn obwohl sie mit dem BVB die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal gewinnen, dürfen sie bei Löw nicht regelmäßig spielen.
Außerdem fügt Wild an: "Schweinsteiger hat später mal gesagt, dass er genau registriert hat, wer bei Toren hochgesprungen ist und wer sitzen geblieben sei. Und das war für den Toni glaube ich eine sehr schwierige Zeit."
Hier kannst du die Folge von "Toni Kroos – The Underrated One" mit den hier zitierten Aussagen hören:
Alle Infos zum Podcast und alle Folgen von "Toni Kroos – The Unterrated One" gibt es hier.
Im Halbfinale gegen Italien darf Kroos dann plötzlich von Beginn an spielen. Jogi Löw und sein Trainerteam haben eine neue taktische Idee. Wild sagt: "Jogi hat den Stein des Weisen gefunden und sich verhoben." Der damals 22-Jährige soll vor allem verhindern, dass Italiens Spielmacher Andrea Pirlo das Spiel der Italiener lenkt – und scheitert.
Deutschland hat keine Chance und verliert mit 1:2. Es ist das i-Tüpfelchen auf einer nach Titeln katastrophalen Saison für Toni Kroos. Niederlage im Champions-League-Finale, Vize-Meisterschaft mit dem FC Bayern und Pleite im Pokalfinale.
Von Reportern wird er nach dem Länderspiel auf diese Bilanz angesprochen und reagiert unerwartet. Karl-Heinz Wild hat die Szene noch genau vor Augen, als Kroos gefragt wurde, wie es sich anfühle, viermal Zweiter geworden zu sein: