Nun haben die Fans das Wort. In einer aktuellen Studie befragen Wissenschaftler der Uni Würzburg, der FH Dortmund und der Meinungsforschung von FanQ die Fans nach ihrer Einschätzung zur aktuellen Lage im Deutschen Fußball. Die Studie fragt danach: Was lernen wir aus der WM in Katar?
Teilnehmen können alle, die sich als Fußballfans fühlen und ihre Sicht zu den Ursachen der sportlichen Misere äußern wollen. Der Fragebogen betrifft mit seinen 22 Themen die wichtigsten Hintergründe der aktuellen Debatte.
Was sagst Du zum Auftritt der Nationalmannschaft in Katar? Wer ist schuld am peinlichen Ausscheiden? Wie bewertest Du das Image der Fifa und des DFB nach der umstrittensten WM aller Zeiten? Was soll sich im Deutschen Fußball verändern? Wer trägt Verantwortung für den Misserfolg? Gibt es eine Alternative zur Fifa? Soll sich der DFB anders aufstellen? Soll sich der größte Sportverband der Welt zukünftig nur noch um den Fußball kümmern? Oder erwarten wir vom DFB auch die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung?
Die Auswertung der Studie wird in wenigen Tagen abgeschlossen sein und verleiht den Fans eine gewichtige Stimme. Die Perspektive der Basis fehlt bislang in der Analyse zur gescheiterten WM-Mission des Deutschen Fußballbundes.
Stattdessen überschlagen sich Fußballexperten aus ganz Deutschland seit Tagen mit den Ursachenzuschreibungen zu dem "peinlichen Vorrunden-Aus" des DFB in Katar. Neben der "OneLove"/"Mund zu"-Kampagne des Verbandes und dem fehlenden "echten Mittelstürmer" im Deutschen Fußball werden viele weitere Gründe diskutiert.
Fehler in der Nachwuchsarbeit, ein zu freundlicher Bundestrainer, Missmanagement in der Organisation, zu viele PR-Kampagnen, die falsche Einstellung und Defizite in der Konzentration bei den Nationalspielern, fehlende Führungsspieler, zu kurze Vorbereitung, keine ernstzunehmende Abwehrreihe, eine böse Fifa, ein peinlicher Fifa-Präsident, der Zuschauer Boykott – die Gründe erscheinen vielfältig.
Da seitens der DFB-Verantwortlichen noch keine Statements oder Analysen zu diesen Ursachenzuschreibungen vorgelegt wurden, ist die öffentliche Diskussion seit den ersten Minuten nach dem Costa Rica Spiel entbrannt. Sie ist facettenreich und wird jeden Tag komplexer.
Gleich in der ersten Runde der Kritik geht es – wie so oft – darum, einen Schuldigen zu finden, den man hochkant rausschmeißen kann. Vor diesem Schicksal ist Bundestrainer Hansi Flick aufgrund seiner bei den Bayern erarbeiteten Popularität vorerst sicher.
Deshalb schossen sich die allermeisten Kritiker auf Oliver Bierhoff ein. Der Showdown zu dessen Entmachtung wurde vom DFB Präsidenten Bernd Neuendorf bereits am Tag nach dem letzten WM-Spiel der Nationalmannschaft, in der Vormittags-PK auf dem Flughafen von Doha/Katar eingeleitet, indem er festhielt, dass es keine Jobgarantie für Bierhoff und andere gibt – mittlerweile einigte sich der DFB mit Bierhoff auf eine Vertragsauflösung.
Neuendorf hat seit seiner Wahl zum DFB-Präsidenten die Richtlinienkompetenz für sich beansprucht und agierte in den ersten Tagen der Weltmeisterschaft entsprechend selbstbewusst.
Von den vielen anderen Präsidiumsmitgliedern im DFB hat man in den zurückliegenden Wochen und Tagen praktisch nichts gehört. Immerhin: Hans-Joachim Watzke steht bereits in den Startlöchern, um nach dem vermeintlichen Ende der "Bierhoffisierung" des deutschen Fußballs die zu erwartende Machtlücke auszufüllen.
Wir sind gespannt, was in den kommenden Tagen in der neuen DFB-Zentrale in Frankfurt entschieden wird. Neben den Machtspielen und dazugehörigen Personalentscheidungen braucht der Fußball in Deutschland allerdings eine inhaltliche Debatte. Und wer sollte die Analyse kompetenter, engagierter und besser betreiben können als die Fans? Niemand sonst ist derzeit mit so viel Herzblut im Fußball.