Am 20. November beginnt die WM in Katar. Seit einigen Tagen werden Stimmen für einen Boykott der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft noch lauter, auch wenn schon lange bekannt ist, welch schlechte Arbeitsbedingungen beim Bau der Stadien in dem Wüstenstaat herrschten. Um die 15.000 Arbeitsmigranten sollen beim Bau der Stadien und der nötigen Infrastruktur ums Leben gekommen sein.
Das Magazin "Rolling Stone" veröffentlichte nun weitere Enthüllungen über die schlechten Bedingungen einiger Arbeitsmigranten.
Anish Adhikari ist einer von ihnen: Der 23-jährige Fußballfan arbeitete in Katar, um den Unterhalt seiner Familie in Nepal bezahlen zu können.
Eigentlich hatten die katarische Regierung und die Fifa Arbeitsreformen sowie den Schutz von Arbeitnehmern versprochen, nachdem bekannt wurde, dass die WM 2022 in Katar stattfinden würde. Zu Beginn habe sich Adhikari mit unabhängigen Inspektoren der Fifa getroffen, um sich bei ihnen beispielsweise zu beschweren, dass 95 Prozent seiner Sozialleistungen und zwei Drittel seines Gehalts verschwunden wären.
Irgendwann sei der Austausch mit den Inspektoren nicht mehr möglich gewesen. Die Baufirma, bei der Adhikari angestellt war, nutzte wohl einen Feueralarm "als Taktik", um die Arbeiter aus der Baustelle zu befördern, wenn die Inspektoren zu Besuch kamen. Jedes Mal, wenn ein Feueralarm für eine plötzliche Evakuierung ertönte, schrie ein Arbeiter: "Die Inspektoren kommen! Die Inspektoren kommen!"
Nachdem sich alle Arbeitsmigranten nach draußen begeben hatten, wurden sie in Bussen zurück in ihr überwachtes Lager gebracht. Den Fifa-Beobachtern wurde daraufhin mitgeteilt, dass mehr als 4000 Migranten gerade Mittagessen wären.
In einem Bericht der internationalen Arbeitsrechtsgruppe Equidem behaupten Gastarbeiter, dass diejenigen, die sich während des Feueralarms auf der Baustelle versteckt hätten, um sich mit den Fifa-Beobachtern zu treffen, mit Lohnkürzungen und Abschiebung rechnen müssten. Adhari berichtete im Interview mit "Rolling Stone":
Mustafa Qadri, Geschäftsführer von Equidem, hat eine klare Meinung dazu: "Dies ist eine Weltmeisterschaft, die auf moderner Sklaverei aufgebaut ist."
Katar steht auch wegen anderweitigen Menschenrechtsverstößen massiv in der Kritik – so forderte zuletzt der Lesben- und Schwulenverband eine Reisewarnung für die WM in Katar. Grund dafür waren die abwertenden Äußerungen des katarischen WM-Botschafters Khalid Salman über Homosexuelle. Er bezeichnete Homosexualität als "geistigen Schaden".