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WM 2022

WM 2022: Warum Italien nicht dabei ist und wie sich das auf das Land auswirkt

Italiens João Pedro ist nach dem Aus in den WM-Playoffs mit Italien enttäuscht.
Italiens João Pedro ist nach dem Aus in den WM-Playoffs mit Italien enttäuscht.Bild: www.imago-images.de / imago images
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WM 2022: Warum Italien nicht dabei ist und wie sich das auf das Land auswirkt

12.11.2022, 15:18
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Der Ruf nach einem Boykott der Weltmeisterschaft in Katar wurde von den europäischen Top-Nationen immer wieder beiseite gewischt. Die Begründungen glichen sich: zu kurzfristig – und der Fehler wurde bereits bei der Vergabe gemacht.

Mit Italien fehlt jedoch eine große Fußball-Nation bei der Endrunde im Wüstenemirat. Es ist das vierte Mal, dass der amtierende Europameister nicht bei der folgenden Weltmeisterschaft dabei ist.

Italien und Fußball-Weltmeisterschaften: Das ist seit dem WM-Triumph 2006 in Deutschland alles andere als eine ruhmreiche Erfolgsgeschichte.

"Die einzigen, die Kritik am Turnier geäußert haben, waren junge Sportjournalisten."
Sportjournalist Robert Brambilla

Italien verpasst WM zum zweiten Mal in Folge

Als Weltmeister scheiterte Italien 2010 in der Gruppenphase und beim Turnier 2014 in Brasilien war ebenfalls nach der Vorrunde Schluss. 2018 in Russland verpasste das Land die Qualifikation nach einer Niederlage in den Play-offs gegen Schweden. In diesem Jahr unterlagen die Italiener im März sogar bereits im Halbfinale der Play-offs dem krassen Außenseiter Nordmazedonien.

Die italienische Presse überschlug sich mit Superlativen über das erneute Scheitern von historischem Ausmaß. "Katastrophe", "Desaster" und "Albtraum" waren dabei noch die harmlosesten Bewertungen.

Nach 1930 und 2018 ist es erst das dritte Mal, dass die Azzurri eine Weltmeisterschaft verpassen.

Dabei waren die Vorzeichen nach dem überraschenden EM-Triumph im vergangenen Jahr vielversprechend. Doch das Team konnte nicht daran anknüpfen.

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Im vergangenen Jahr wurde Italien noch Europameister, bei der WM fehlt das Team. Bild: dpa / Michael Regan

Andreas Brehme: "Italiener drücken Deutschland die Daumen"

Andreas Brehme, der Deutschland 1990 zum WM-Titel schoss, bezeichnet das Fehlen von Italien als "schade". Er spielte selbst vier Jahre für Inter Mailand und gilt als eine Legende des Klubs. Noch heute ist er häufig in Italien.

"Sie sind noch immer sehr enttäuscht, dass ihr Nationalteam nicht dabei ist – und jetzt sogar das zweite Mal hintereinander bei einer WM", sagt der Weltmeister im Gespräch mit watson.

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Andreas Brehme spielte vier Jahre für Inter Mailand. Bild: www.imago-images.de / imago images

"Aber die Italiener, die ich kenne, drücken alle der deutschen Nationalmannschaft die Daumen", spricht der heute 62-Jährige über eine spezielle Unterstützung für das DFB-Team.

WM 2022: Junge Italiener interessieren sich wenig für Katar

Fraglich ist nur, ob die Italiener:innen die Weltmeisterschaft so euphorisch verfolgen werden, wenn ihr eigenes Team nicht dabei ist.

Der bekannte italienische Sportjournalist Luca Caioli zweifelt gegenüber watson zumindest an, ob er die Spiele in Katar anschauen wird.

"Ich weiß nicht, ob ich das Turnier verfolgen werde, denn Italien ist nicht dabei. Keine Ahnung, ob ich mir überhaupt das WM-Finale anschauen werde", erzählt er im Gespräch mit watson offen.

"Hinzu kommt die schwierige Geschichte des Landes Katar. Ich verstehe jeden, der sagt, dass er nicht hinfährt oder sich das nicht anschauen wird", erläutert der 64-Jährige, der bereits Bestseller-Biografien über Lionel Messi und Cristiano Ronaldo geschrieben hat.

Bildnummer: 12791436 Datum: 04.06.2012 Copyright: imago/GlobalImagens
Lisboa, 04/06/2012 - Luca Caioli, Biograf von Cristiano Ronaldo PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY; Fussball xmk x2x 2012 quer o0 ...
Der italienische Sportjournalist Luca Caioli.Bild: imago images / imago sportfotodienst

Aber gerade junge Menschen würden die Fragen nach der Menschenrechtssituation für nicht so wichtig erachten, denn sie wollen einfach Fußball schauen. "Generell wird die Unterbrechung im Winter aber als nicht so gut angesehen: Die meisten Fans wollen einfach die Serie A oder Champions League sehen", sagt der italienische Sportjournalist Roberto Brambilla zu watson.

WM in Katar: Nur wenig Kritik am Turnier

Eine lautstarke Kritik an Katar und den Lebensumständen vor Ort, wie in Deutschland, gab es in Italien aber nicht. "Die einzigen, die Kritik am Turnier geäußert haben, waren junge Sportjournalisten", erzählt Brambilla, der in Italien über die Bundesliga berichtet. Erst in den vergangenen Wochen hätten vereinzelt Fans in den Stadien und selbst in den Amateurligen zum Boykott aufgerufen.

"Aber nichts im Vergleich zu dem, was in Deutschland passiert", sagt er.

Die Gründe dafür sind für ihn klar: Italien ist sowieso nicht dabei und kein Team im italienischen Fußball habe enge Beziehungen zum Emirat.

EM 2024: Italien braucht Geduld für Qualifikation

Immerhin können sich die Italiener so optimal auf die Qualifikation für die Europameisterschaft in Deutschland 2024 vorbereiten.

Doch schon beim EM-Titel im vergangenen Jahr wurde deutlich, dass sich die Mannschaft in einem Generationenwechsel befindet. "Italien braucht Zeit und Geduld. Aber der italienische Fußball kennt keine Geduld. Wir wollen alles sofort", macht Brambilla deutlich.

Talente, die für eine erfolgreiche EM 2024 sorgen könnten, würde es genug geben. Das Problem: "Viele können keine Spielpraxis in den Top-Klubs sammeln. Zudem spielen wenige im Ausland, was für ihre Entwicklung aber besser wäre."

Und so könnte auch die Qualifikationsgruppe mit England, der Ukraine, Angstgegner Nordmazedonien und Malta wieder zu einer großen Hürde werden.

FC Bayern: Christoph Freund deutet Wintertransfers an

Rein sportlich könnte es für den FC Bayern kaum besser laufen als in den vergangenen Wochen. Stolze sieben Partien haben die Münchener am Stück gewonnen, dabei kein einziges Gegentor kassiert. In allen Wettbewerben hat der FCB damit Ausrufezeichen gesetzt.

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