Beim WM-Spiel zwischen Portugal und Ghana stellte Cristiano Ronaldo einen Rekord auf: Mit seinem Tor per Strafstoß zum zwischenzeitlichen 1:0 hat der Portugiese nun bei fünf Weltmeisterschaften getroffen, das war vorher noch keinem gelungen. Doch der Treffer wurde im Nachhinein harsch diskutiert: Den von Ronaldo herausgeholten Elfmeter hätte es vielen Experten zufolge nämlich gar nicht geben dürfen.
In der strittigen Szene lieferte sich der ehemalige Weltfußballer mit Ghanas Innenverteidiger Mohammed Salisu ein Laufduell im Strafraum. Ronaldo ist zwar zuerst am Ball, doch Salisu spitzelt ihm die Kugel noch vom Fuß, berührt Ronaldo leicht. Der Portugiese fällt vornüber und fordert sofort mit winkendem Arm Elfmeter. Zum Entsetzen der Ghanaer kriegt er ihn auch.
"Diesen Elfmeter darf es nicht geben", ist sich ARD-Kommentator Eik Galley auf Anhieb sicher. Doch der Videoassistent (VAR) greift nicht ein, obwohl ihm die Szene aus verschiedensten Kameraperspektiven vorliegt.
"Dass man sich die Szene nicht einmal anschaut, ist Wahnsinn", monierte auch Ghana-Trainer Otto Addo nach dem Spiel den Ausbleibenden VAR-Eingriff. "Das war natürlich ein schönes Geschenk der Schiedsrichter. Eine Saurei", regte sich der einstige BVB-Star auf.
Sein Frust ist nachvollziehbar: Obwohl Ghana in der Schlussphase nochmal aufdrehte, verloren die Black Stars am Ende mit 2:3. Nun steht Ghana schon am 2. Spieltag (gegen Südkorea) vor dem WM-Aus.
Auch im Studio von Magenta TV sorgte die Elfmeter-Szene nach dem Spiel für ein hitziges Wortgefecht: Schiri-Experte Patrick Ittrich sah zwar ein, dass es "zu 95 Prozent" kein Elfmeter gewesen sei, konnte aber auch das Nicht-Eingreifen des VAR nachvollziehen.
Das brachte offensichtlich Magenta-Experte Fredi Bobic auf die Palme. "Da krieg ich Schmerzen", echauffierte sich der Hertha-Boss. "95 zu 5, wenn ich so was schon höre. Entweder gibt's was klares oder nichts klares. Elfmeter oder kein Elfmeter."
"Ich sag dir nur wie man sich fühlt, wenn man da sitzt als Videoassistent", rechtfertigte sich Ittrich daraufhin. "Man grübelt und sucht. Man hat 20 Kameras und [...] dann kommt man zu dem Schluss: Ich kann [dem Schiedsrichter] kein Bild liefern, das ihn vom Gegenteil überzeugt. Und deswegen haben sie ihn nicht rausgeschickt", erklärt der Bundesliga-Schiedsrichter die Entscheidung gegen einen sogenannten "Onfield-Review".
Demnach scheiterte der Videobeweis in diesem Fall einmal mehr an der vorausgesetzten "Eindeutigkeit" der Fehlentscheidung. Um dieses Problem in Zukunft zu vermeiden, haben verschiedene Schiedsrichter-Ikonen schon die Einführung von "Challenges" wie in der NFL vorgeschlagen. Dadurch hätte Ghana-Trainer Otto Addo am Donnerstag den "Onfield-Review" erzwingen können, statt auf die Interpretation eines weiteren Unabhängigen angewiesen zu sein.
(kpk)