Lange wirkte der FC Schalke 04 in einer entscheidenden Frage führungslos: Wer übernimmt das sportliche Ruder beim Traditionsklub? Seit dem Abschied von Peter Knäbel nach der vergangenen Saison fehlte eine zentrale Figur für die strategische Ausrichtung.
Während sich der Vorstand auf das wirtschaftliche Überleben konzentrierte, fehlte es sportlich an Struktur. Interimslösungen bestimmten den Alltag, Entscheidungen wurden auf mehrere Schultern verteilt. Nun scheint es endlich Klarheit zu geben.
Frank Baumann soll zur neuen Schlüsselfigur auf Schalke werden. Der frühere Sportchef von Werder Bremen übernimmt wohl ab dem Sommer den Posten des Sportvorstands. Das berichten mehrere Medien übereinstimmend, darunter auch der "Kicker". Für Schalke endet damit eine monatelange Suche nach einem geeigneten Kandidaten – die mit einer eigens eingesetzten Findungskommission deutlich länger dauerte als geplant.
Baumann bringt reichlich Erfahrung mit: Zwischen 2016 und 2024 leitete er als Geschäftsführer Sport die Geschicke bei Werder Bremen. Als Ex-Profi kommt er auf 356 Einsätze für die Bremer, wurde 2004 Deutscher Meister und 2002 mit dem DFB-Team Vizeweltmeister. Genau diese Mischung aus sportlicher Kompetenz und Führungsstärke überzeugte offenbar auch die Schalker.
Schon jetzt soll Baumann laut "Kicker" im Hintergrund eingebunden sein, offiziell beginne seine Tätigkeit jedoch im Sommer.
Die Verantwortlichen trauen ihm zu, Schalke wieder in ruhigeres Fahrwasser zu führen – mit Weitblick und einem klaren Plan. Dabei spielte auch seine Persönlichkeit eine Rolle. Dem Bericht zufolge erlebte die Findungskommission Baumann als meinungsstarken, empathischen und ausgewogenen Charakter. Alles spricht für ein langfristiges Engagement – ein Vertrag unter drei Jahren gilt als unwahrscheinlich.
Die Suche nach dem passenden Sportvorstand war aufwendig. Der Anforderungskatalog war hoch, das Profil anspruchsvoll. Zwar standen auch Namen wie Fredi Bobic oder Jörg Schmadtke zur Debatte, doch letztlich scheiterten Gespräche mit ihnen. Auch Oliver Ruhnert, lange bei der Knappenschmiede tätig, wurde zwar gehandelt – sei aber nie eine echte Option gewesen.
Nach Informationen von Sky war zuletzt auch Jochen Sauer noch ein Kandidat. Der 52-Jährige ist derzeit als Leiter der Nachwuchsabteilung des FC Bayern tätig. Dem Bericht zufolge habe sich Frank Baumann auch wegen seiner Erfahrung durchgesetzt.
Unklar bleibt, wie sich die neue Struktur auf bestehende Rollen auswirkt. Youri Mulder, bislang Interimssportdirektor, genießt großes Vertrauen bei der Klubführung. Eine dauerhafte Lösung mit ihm ist weiterhin denkbar.
Ben Manga, verantwortlich für die Kaderplanung, soll seine Rolle ebenfalls behalten. Gerade bei Transfers von unbekannten Talenten mit Potenzial gilt er als Spezialist – der Fall Moussa Sylla ist ein Paradebeispiel. Für rund zwei Millionen Euro kam er vom französischen Zweitligisten Pau FC. Heute hoffen die Schalker auf eine zweistellige Millionen-Ablöse – sportlich ein Verlust, wirtschaftlich ein Gewinn.
Im Sommer wird der Vorstand des Kubs dann wieder vollständig sein: Mit Christina Rühl-Hamers (Finanzen), Matthias Tillmann (Vorsitz) und Frank Baumann (Sport) sind die Weichen gestellt. Die Versäumnisse der vergangenen Monate sollen nun aufgearbeitet werden. Ziel bleibt auf Sicht der Wiederaufstieg – mit Augenmaß, aber klarer sportlicher Führung.