Das 2:2 gegen den FC Schalke 04 war dann doch ein enttäuschender Auftritt zu viel: Am Sonntagmittag zog der HSV die Reißleine und trennte sich von Trainer Steffen Baumgart, gerade einmal neun Monate hielt die einst so verheißungsvoll gestartete Beziehung.
"Steffen hat mit großer Leidenschaft, Energie und Einsatz bis zuletzt alles für den HSV gegeben. Unsere Analyse der aktuellen Situation und des gestrigen Spiels hat aber nochmals verdeutlicht, dass wir für den Weg aus der Leistungs- und Ergebniskrise einen neuen Impuls für nötig erachten", wird Sportvorstand Stefan Kuntz in der Vereinsmitteilung zitiert.
Baumgart selbst, der schon rund um seinen Amtsantritt emotionale Worte gefunden hatte, bedankte sich, "bei meinem Lieblingsverein der Kindheit arbeiten zu dürfen". Es sei für ihn eine "spannende und sehr intensive Zeit" gewesen, dem Klub werde er trotz der Trennung verbunden bleiben.
Aber eben nur als Fan. Auch seine Assistenten Rene Wagner und Kevin McKenna wurden am Sonntag freigestellt. Der HSV verkündete zugleich, dass Assistenzcoach Merlin Polzin die Mannschaft nun auf das anstehende Spiel beim Karlsruher SC vorbereiten werde. Der 34-Jährige stand schon im Frühjahr als Interimstrainer an der Seitenlinie, bevor Baumgart kam. Gegen Hansa Rostock holte er ein 2:2.
Eine langfristige Lösung dürfte Polzin auch dieses Mal wieder nicht sein. Vielmehr schaut sich der Hamburger SV offensichtlich auf dem Trainermarkt um. So berichtet Sky, dass die Hanseaten ihren Ex-Profi Ruud van Nistelrooy als einen Kandidaten auf der Liste haben.
Der Niederländer war zuletzt erfolgreicher Interimstrainer bei Manchester United, schied nach der Anstellung von Rúben Amorim bei den Red Devils aber aus. Zuvor war van Nistelrooy bereits Cheftrainer der PSV Eindhoven.
Die "Bild" spekuliert wiederum über eine weitere Amtszeit von Bruno Labbadia, der den HSV bereits zweimal trainiert hat. Er lebt wieder in Hamburg, habe einen guten Draht zu Kuntz und wäre wohl auch nicht abgeneigt.
Alternativ könnte auch Lukas Kwasniok ein Kandidat sein, der Trainer des SC Paderborn wurde bereits vor knapp einem Jahr in der Hansestadt gehandelt. Sportlich hat er seither noch mehr Eigenwerbung betrieben, der SCP ist momentan Tabellenführer. Kwasniok aber besitzt in Paderborn einen Vertrag bis 2026, würde dem Bericht zufolge wohl eine siebenstellige Ablösesumme kosten.
Und als wären das noch nicht genügend Trainerkandidaten, führt die "Hamburger Morgenpost" mit Niko Kovač noch einen weiteren Namen ins Feld. Der gebürtige Berliner spielte als Profi einst zwei Jahre für den HSV, eine Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte soll ihn "durchaus reizen".
Die Liste der möglichen Kandidaten ist also gleichermaßen lang wie prominent. Lothar Matthäus aber wünscht sich keine der aufgeführten Optionen. Stattdessen sprach er sich bei "Sky 90" für Urs Fischer aus.
"Er ist jemand, der einen Laden beruhigen kann. Er hat Souveränität, eine Art, die bei den Menschen, bei den Spielern gut ankommt", hob der Rekordnationalspieler die ruhige Art des Schweizers hervor. Rund um den HSV kann eine solche Qualität sicherlich nicht schaden.
Fischer, einst fünf Jahre lang Trainer von Union Berlin, lasse zwar "nicht unbedingt offensiv spielen, aber wenn der Kader für Baumgart jetzt auch eher defensiv denkend zusammengestellt ist, dann würde er zu Fischer passen", argumentierte Matthäus.
Die sportlichen Erfolge sprächen in jedem Fall für den Schweizer: "Fischer hat Union nach oben geführt, oben dann auch Erfolge gehabt. Ich könnte mir Urs Fischer beim HSV daher gut vorstellen."