Nach dreizehn Spieltagen in der 2. Bundesliga zeigt sich ein wirres Bild an der Tabellenspitze: Paderborn, Karlsruhe und Elversberg stehen an der Tabellenspitze, erst danach folgen die eigentlichen Top-Teams Hannover, Köln, Düsseldorf und Hamburg.
Obwohl es gerade einmal vier Punkte bis zum ersten Platz sind, sorgt dieses Zwischenergebnis vor allem beim HSV für Ärger. Denn nach nun vier sieglosen Ligaspielen in Folge und dabei wenig überzeugendem Fußball herrscht in Hamburg mal wieder Krisenstimmung.
Nach dem 2:2-Unentschieden trotz 2:0-Führung stand auch Trainer Steffen Baumgart mehr denn je unter Druck – und konnte diesem nicht mehr Stand halten. Er wurde am Sonntagmittag gefeuert.
Zuvor hatte er nach dem Abpfiff am Samstagabend am Sky-Mikrofon unter anderem mit dem Rekord-Torschützen der 2. Bundesliga, Simon Terodde, diskutiert, wie es zum Unentschieden kam – und wies diesen an einer Stelle deutlich zurück.
Alles fing damit an, dass Terodde, der selber in der Saison 2020/21 für Hamburg auf Torejagd ging, die Offensivtaktik des HSV in der zweiten Halbzeit kritisierte. Beim Stand von 2:1 sei Schalke am Drücker gewesen, der HSV hingegen hat keinen Weg nach vorne gefunden. Terodde meinte daher:
Besonders letzterer Satz hatte es Baumgart dann angetan. Dass mangelndes Verantwortungsbewusstsein eine Rolle spielte, wollte er nicht gelten lassen. Er warnte Terodde fast schon: "Jetzt muss man schon ein bisschen aufpassen, Simon."
In der ersten Halbzeit hätte das flache Herausspielen auch zum Erfolg geführt, die Gegentore seien damit ebenfalls nicht zu erklären. Fazit: "Da gehört schon ein bisschen mehr zu. Das ist mir zu einfach."
Terodde wurde da schon etwas unruhig und warf ein: "Du hast ja recht, du weißt ja, was ich meine..." Doch Baumgart unterbrach ihn: "Ich weiß, was du meinst. Aber du hast es doch selbst gespielt. Ich weiß, wenn du Ballbesitz hast und von hinten nach vorne rausspielst, dass du dir Möglichkeiten erarbeiten kannst."
Als Sky-Reporter Yannick Erkenbrecher schlichtend dazwischen gehen wollte, ließ sich Baumgart jedoch nicht unterbrechen: "Jetzt bin ich kurz dran. Dass ich jetzt hier derjenige bin, der erklären muss, warum es nicht passt, ist ja klar. Aber so einfach wie du sehe ich es nicht."
Die Nerven in Hamburg lagen also blank. Bereits vor dem Schalke-Spiel war Baumgart angezählt, die Bosse wollten ihm jedoch noch eine Chance geben. Doch nach dem Auftritt gegen den gar noch mehr schwächelnden Ex-Bundesligisten wurde der Trainer nun entlassen.
Der HSV teilte am Sonntagmittag mit, dass neben Baumgart auch seine Co-Trainer Rene Wagner und Kevin McKenna freigestellt werden.
Zu schwer wog, dass seine Mannschaft seit mehreren Spielen schwache Leistungen zeigte. Gegen Schalke traf das vor allem auf die zweite Halbzeit zu, in der der Revierklub mit zwei Toren sogar noch ausglich. Anschließend pfiffen die Fans im ausverkauften Volksparkstadion ihre Mannschaft aus.
Aus dem Trainer-Team bleibt jedoch zumindest Assistenzcoach Merlin Polzin übrig. Dieser übernimmt die Mannschaft laut einer Vereinsmitteilung interimsmäßig und soll sie auf das kommende Auswärtsspiel beim Karlsruher SC vorbereiten.