Reisen nach Dortmund waren für den SC Freiburg in den vergangenen Jahren wahrlich keine freudigen Unternehmungen. 15 der jüngsten 16 Auswärtsspiele beim BVB gingen verloren, einzig 2018 gelang mal ein 2:2. Vier oder fünf Gegentore waren dabei keine Seltenheit, sodass allein das Torverhältnis der vergangenen vier Duelle in Dortmund aus Freiburger Sicht einem Albtraum gleichkommt: zwei Tore geschossen, 17 kassiert.
Am Samstagnachmittag ist es wieder so weit, um 15.30 Uhr tritt der Sport-Club im Westfalenstadion an. "Ich hoffe nicht, dass es wie so oft in den vergangenen Jahren in Dortmund läuft. Wir arbeiten sehr hart daran, dass es besser läuft", blickt Vincenzo Grifo im Gespräch mit watson dem Spiel entgegen.
Die Ausgangslage könnte schlechter sein, die Gäste reisen als Tabellenfünfter an, stehen zwei Ränge vor dem BVB. "Wir haben diese Saison auch schon gegen große Gegner gute Leistungen gezeigt, etwa in Leipzig", verweist Grifo zudem auf den furchtlosen Auftritt in Sachsen Ende Oktober.
Trotz früher Führung mussten sich die Freiburger am Ende mit 1:3 geschlagen geben, diesmal soll es besser laufen: "Wir haben uns vorgenommen, uns zu belohnen." Dafür werde es entscheidend sein, "mutig aufzutreten, den Matchplan umzusetzen und an unsere Stärken zu glauben".
Zu den Stärken des Sport-Clubs gehörte zuletzt fraglos die defensive Stabilität. In den jüngsten beiden Spielen gegen Mainz und Union stand hinten die Null, mit elf Gegentreffern stellt die Mannschaft von Julian Schuster die viertbeste Defensive der gesamten Bundesliga.
Ein verlässlicher Bestandteil der Freiburger Abwehr war für einige Jahre auch Nico Schlotterbeck. Der Innenverteidiger wurde im Breisgau zum Profi, zog 2022 zu Borussia Dortmund weiter. "Er hatte tolle Jahre hier, hat sich unglaublich entwickelt", erinnert sich Grifo gerne an die gemeinsame Zeit zurück: "Er ist völlig zu Recht auch Nationalspieler."
Bei Schlotterbeck sei "schnell abzusehen gewesen, dass er mal zu den Großen gehören wird, hier kann man stolz auf ihn sein". In Freiburg dürfte Grifo kaum auf Widerworte stoßen, in Dortmund oder anderen Teilen der Republik hingegen mag das anders aussehen. Schwankende Leistungen beim BVB sowie beim DFB-Team brachten dem 24-Jährigen reichlich Kritik ein, etwa rund um das WM-Debakel von 2022.
"Auch ein junger Kerl wie Nico muss mit Kritik umgehen können", sagt Grifo. Gleichwohl attestiert er seinem Ex-Kollegen einen guten Umgang mit dem Druck:
Mit 24 Jahren habe Schlotterbeck sein Leistungslimit zudem noch längst nicht erreicht. "Er ist noch sehr jung, wird noch weiter reifen", ist Grifo überzeugt. "Da kann man ihm nur ein Lob aussprechen, wie er mit allem umgegangen ist."
Am Samstag allerdings, das hebt der Freiburger auch heraus, sind all diese warmen Worte für seinen einstigen Mitspieler vorübergehend völlig egal: "Wir sind für 90 Minuten keine Freunde, dafür sind wir tabellarisch zu nah beieinander." Dann will der SC die oftmals so qualvolle Auswärtsfahrt nach Dortmund endlich mal wieder in ein schönes Erlebnis verwandeln.