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Kekulé: Coronavirus konnte in Norditalien unbemerkt mutieren

Virologe Alexander Kekulé hat neue Erkenntnisse zum Corona-Virus.
Virologe Alexander Kekulé hat neue Erkenntnisse zum Corona-Virus.bild: screenshot zdf
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Virologe Kekulé: Coronavirus konnte in Norditalien unbemerkt mutieren

27.11.2020, 06:2227.11.2020, 07:47
dirk krampitz
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Einen Tag nach den jüngsten Bund-Länder-Gesprächen geht es auch bei Markus Lanz wieder einmal um Corona. Nach dem üblichen Bedauern von Versäumnissen und Ringen um die richtigen Maßnahmen gibt es endlich auch einmal spannende Fakten rund um einen vielversprechenden Impfstoff.

Zu Gast bei Markus Lanz an diesem Abend

  • Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident Niedersachsen
  • Prof. Alexander Kekulé, Virologe
  • Kristina Dunz, Journalistin (Rheinische Post)
  • Dr. Ingmar Hoerr, Biologe, Gründer von CureVac

Der Virologe Alexander Kekulé überrascht eingangs mit einer Aussage zur Pandemie: "Das Virus ist nicht aus Wuhan, sondern aus Norditalien.“

Natürlich hat das ursprüngliche Coronavirus seinen Ursprung in China, stellt Kekulé auf verwunderte Nachfrage von Lanz klar, es konnte aber nach seiner Ankunft in Norditalien erst einmal unbemerkt mutieren und sich so besser an den Menschen als Wirt anpassen. Denn erste Maßnahmen zur Bekämpfung wurden in Europa trotz Vorwarnung nur zögerlich getroffen. China setzte auf deutlich härtere Maßnahmen und hatte wohl auch mit einer etwas weniger aggressiven Form des Virus zu tun.

Und so seien 99,5 % aller Fälle weltweit auf die in Norditalien zum erstem Mal nachgewiesene Mutation des Virus zurückzuführen. Selbst heutige Neuinfektionen in China seien Reimporte aus Europa.

Moderator Markus Lanz hakt nach beim niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (l.).
Moderator Markus Lanz hakt nach beim niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (l.). Bild: Screenshot zdf

Passend dazu zählt die Journalistin Kristina Dunz noch einmal Versäumnisse in der Pandemiebekämpfung auf. Rückblickend betont sie, dass einfach durchgängig viel zu viel Zeit vergeudet wurde. Obwohl die zweite Welle vielleicht in ihrer Heftigkeit überraschen kann – dass sie kommen wird, war immer allgemeiner Konsens in Wissenschaft und Politik. "Die zweite Welle spielt in einer anderen Liga“, kann der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) da nur noch schwach gegenhalten.

Vertrauliches per SMS aus der Sitzung

Er ist erst einmal vor allem sauer, dass wieder Informationen von der Bund-Länder-Sitzung vorab geleakt wurden. Und dabei geht es ihm nicht nur darum, dass die Papiere zum Teil bei der Presse ankamen noch bevor sie alle Ministerpräsidenten erhalten hatten. Es ist zum wiederholten Male so, dass während der vertraulichen Sitzung einzelne Teilnehmer (Weil: "Vollpfosten“) mit Journalisten simsten. Dabei wurden dann wohl nicht nur Inhalte berichtet, sondern wie in einem Liveticker auch über den Ablauf gelästert. Etwa, dass der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier mit langen Vorträgen langweilt oder von der Kanzlerin zeitweise gar nichts mehr kommt.

Kristina Dunz ist offensichtlich auch Empfängerin solcher sensiblen Informationen, ihre Quelle verrät sie natürlich auch auf wiederholtes Nachfragen von Markus Lanz nicht. "Es ist aus dem Kreis der Ministerpräsidenten“, stellt sie nur noch einmal süffisant klar in Richtung Weil.

Dann geht es Lanz um Sinn und Effektivität der getroffenen Vereinbarungen an den Schulen, zum Maskentragen und Hydrid-Unterricht. Virologe Alexander Kekulé beruhigt:

Nur Schüler der Sekundarstufen seien so ansteckend wie Erwachsene. Das Virus kennt offenbar zum Glück die Feinheiten des deutschen Bildungssystems. Insgesamt sieht Kekulé weder in den Schulen, noch in überfüllten Schulbussen, Restaurants oder Skigondeln ein erhöhtes Ansteckungsrisiko, solange Masken getragen werden. Einfache OP-Masken und Schals würden da genügen. Hoffentlich muss er sich da nicht später einmal korrigieren.

Moderator und Ministerpräsident uninformiert

Markus Lanz patzt bei der Überleitung zum Winterurlaub, als er das Thema an Kristina Dunz geben will mit der Aussage: "Sie sind doch Skifahrerin?“ Leider schlecht recherchiert: "Nein, bin ich nicht.“ Sie findet ganz im Gegenteil die Diskussionen um Skiurlaube unangemessen, solange die Situation in den Pflegeeinrichtungen nicht geklärt ist. Nach wie vor gibt es da Zustände, dass Bewohner nur einmal wöchentlich für eine Stunde Besuch erhalten dürfen. Wo bleiben hier die benötigten Schnelltests, langfristige Konzepte, damit Menschen nicht vereinsamen und in ihren letzten Jahren den Kontakt zu ihren Angehörigen nicht verlieren?

Ministerpräsident Stephan Weil will vermitteln: "Ich bin mir relativ sicher, dass es Woche für Woche besser wird.“ Er spricht von einzelnen Häusern, die das gut im Griff haben und dass er gespannt auf einen Bericht zur Lage wartet, der zeitnah kommen soll. Markus Lanz weist darauf hin, dass er aber doch der Ministerpräsident des Landes sei: "Müssten Sie das nicht wissen?“ Auch Alexander Kekulé ist befremdet: Bei den Schnelltests handele es sich "nicht um Raketenwissenschaft“. Auf die müsse man nicht bangend warten, wie auf einen Impfstoff, damit hätte man sich längst ausreichend eindecken können.

Revolutionärer Impfstoff aus Deutschland im März

Nach all der Aufregung um die geeignetste Vorgehensweise zur Corona-Bekämpfung gibt es noch einen hoffnungsvollen Ausklang. Ingmar Hoerr hat im Jahr 1999 als 30-jähriger Doktorand ganz zufällig ein revolutionär neues Impfverfahren entdeckt. Zunächst dachte er an einen Fehler in seiner Versuchsanordnung. Zum Glück war es keiner, und so ist seine Firma CureVac heute mit im Wettrennen um einen geeigneten Corona-Impfstoff.

Der Biologe Dr. Ingmar Hoerr entdeckte das revolutionäre Impfverfahren per Zufall.
Der Biologe Dr. Ingmar Hoerr entdeckte das revolutionäre Impfverfahren per Zufall.Bild: Screenshot zdf

CureVac schafft es vielleicht im März, ein Präparat auf den Markt zu bringen, aber auch andere Firmen weltweit nutzen sein Verfahren. Auch wenn die schneller als sein Unternehmen sein sollten, mache ihn das stolz jenseits von wirtschaftlichen Konkurrenzdenken, betont Hoerr. Und auch für seine finanziellen Förderer findet er lobende Worte – sie würden einfach die gleiche Sprache sprechen.

"Elon Musk und Bill Gates sind Visionäre, und es macht mich stolz, dass sie Teil unserer Vision sind."
Dr. Ingmar Hoerr

Amüsiert stellt Markus Lanz fest, dass sie nun die üblichen für Verschwörungstheoretiker relevanten Stichworte geliefert hätten: Impfen, Bill Gates und viel Geld im Spiel. Die geduldige Erklärung des Prinzips und die sympathisch-enthusiastische Art von Ingmar Hoerr können aber hoffentlich einige Skeptiker dazu bewegen, sich einmal inhaltlich ernsthaft mit dieser Option auseinanderzusetzen, den Alptraum Corona zu beenden.

Wegen gefälschter Fotos: ARD-Moderatorin Ina Müller ergreift drastische Maßnahmen

Künstliche Intelligenz kann in vielen Bereichen hilfreich sein. Oft sind die neuen Möglichkeiten, die damit eröffnet werden, aber auch ein Fluch – denn Kriminelle profitieren ebenfalls davon. Diese Erfahrung haben auch zahlreiche Prominente gemacht. Im vergangenen Jahr kursierten beispielsweise KI-generierte Audiodateien der "Tagesschau", dem Sprecher Jens Riewa wurden nach Belieben Worte in den Mund gelegt. Mitunter sind derartige Fakes erst auf den zweiten Blick als solche erkennbar, was sie umso tückischer macht.

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