Rund viereinhalb Jahre mussten die Fans auf ein neues Studioalbum von Helene Fischer warten, bis am 15. Oktober "Rausch" erschien. Musikalisch halten die neuen Songs nur wenige Veränderungen parat, die Sängerin bleibt ihrem Stil weitgehend treu. Viele der Texte drehen sich um Liebe und Herzschmerz, wie man es eigentlich auch gewohnt ist – und dennoch hält diese Platte eine Besonderheit bereit.
Wie der Schlagerstar selbst am Donnerstag in einem Live-Stream verriet, ist das Stück "Volle Kraft voraus" ihrem Ex-Freund Florian Silbereisen gewidmet. In "Hand in Hand" hingegen besingt sie ihre "aktuelle Liebe", wie die 37-Jährige angab. Damit dürfte "Rausch" ihr bislang persönlichstes Album sein, das zudem demonstriert: Helene Fischer ist wirklich in ihrer Mitte angekommen.
Auch lange nach der Trennung von Florian Silbereisen wird Helene Fischer in den Medien immer noch häufig mit ihm in Verbindung gebracht, denn sie waren das Traumpaar der Schlagerszene schlechthin. Nun befeuert sie durch "Volle Kraft voraus" einerseits sogar noch einmal selbst dieses Thema, sendet aber allen, die womöglich auf ein Liebescomeback hoffen, eine eindeutige Botschaft: "Es tat weh, doch ich muss weiterziehen und du auch", heißt es in dem Song unter anderem.
Dem Ex-Partner einen Track zu widmen, ist die eine Sache, dann aber auch in Interviews offen darüber zu sprechen, eine andere. "Ich hatte das Glück, weiterhin ein freundschaftliches Verhältnis zu haben", erklärte die Künstlerin am Vorabend der "Rausch"-Veröffentlichung und auch die Lyrics sprechen insoweit eine klare Sprache. Wenn Helene Fischer beispielsweise singt "Es wird Zeit, auf Wiedersehen, bitte sag jetzt nicht adieu", lässt sich daraus schließen, dass der Schlussstrich eben nur für die Liebesbeziehung, nicht aber auch für die Freundschaft gilt. Tatsächlich ist das Verhältnis zwischen ihnen weiterhin sehr positiv, mehrmals standen sie nach der Trennung zusammen auf der Bühne.
Helenes aktueller Partner Thomas Seitel ist in "Volle Kraft voraus" hingegen noch gar kein Thema. Die klare Ansage "Jetzt will ich nur mir selbst vertrauen" deutet vielmehr darauf hin, dass die Erzählerin des Songs erst neue Kraft nach einer Trennung schöpfen muss. Und auch die Feststellung "Jetzt sucht sich jeder sein Zuhaus'" gibt zu verstehen, dass sie noch nicht am Ziel ist.
Ein umso höherer Stellenwert kommt auf "Rausch" deshalb der Ballade "Hand in Hand" zu. Die Sängerin bestätigte im Live-Stream, dass hier Thomas Seitel im Mittelpunkt steht, von dem sie aktuell ein Kind erwartet – und daran, dass sie mit ihm das große Glück gefunden hat, lässt sie auf Textebene keine Zweifel aufkommen:
"Hand in Hand" ist zugleich allerdings ein Rückblick auf jene Zeit, in der die Interpretin eben noch nicht ihr seelisches Zuhause gefunden hatte: "Meine Lippen waren still, doch die innere Stimme laut. Hab gewartet, doch gewartet worauf?", fragt sie sich nämlich zu Beginn.
Der Auszug "Wie oft wollte ich Glut, doch war da nichts mehr als Asche?" liest sich im Hinblick auf die gescheiterte Beziehung mit Silbereisen sogar ziemlich bitter, wird dann allerdings durch "Wie oft war ich doch dankbar für all das Gute, was ich hatte" abgeschwächt und ins Verhältnis gesetzt – an der Stelle schließt sich also der Kreis zu "Volle Kraft voraus".
Mithin zeichnet "Rausch" im Großen und "Hand in Hand" im Kleinen praktisch eine Chronologie von Helene Fischers Liebesleben: Zurückliegende Erfahrungen waren wichtig und haben sie geprägt, die endgültige romantische Erfüllung jedoch erlebt sie erst jetzt.
Natürlich sind Sehnsucht und Liebe ohnehin allgegenwärtige Themen im Schlager, doch dadurch, dass sie "Volle Kraft voraus" und "Hand in Hand" eindeutig bestimmten Männern in ihrem Leben zuordnet, gibt sich Helene Fischer auf "Rausch" so nahbar wie nie. Am Donnerstag betonte sie noch einmal, wie glücklich sie momentan ist und diese neue Ausgeglichenheit spiegelt sich auch in den Songs: Auf Vergangenes blickt sie ohne Verbitterung, in die Zukunft voller Optimismus.