Am 17. Januar veröffentlichte das britische Königshaus gleich zwei Statements an einem Tag. Was an sich schon ungewöhnlich ist, hatte einen ernsten Hintergrund, denn sowohl Prinzessin Kate als auch König Charles kämpfen aktuell mit gesundheitlichen Problemen. Kate musste sich einer Bauchoperation unterziehen und fällt für mehrere Wochen aus.
König Charles steht ebenfalls ein Krankenhausaufenthalt bevor. Wie der Buckingham-Palast am Mittwoch mitteilte, hat Charles eine vergrößerte Prostata. "Der Zustand seiner Majestät ist unbedenklich und er wird in der nächsten Woche ein Krankenhaus aufsuchen, um eine korrigierende Operation durchführen zu lassen", heißt es vom Palast. Die Termine des Königs werden verlegt, solange er sich erhole.
Für den Fall, dass der König aufgrund gesundheitlicher Probleme seine Aufgaben nicht wahrnehmen kann, gibt es in der britischen Monarchie die sogenannten "Counsellors of State", also Staatsräte, die ihn vertreten können. Zu diesen gehören auch Prinz Harry und Prinz Andrew.
Der Palast verneinte Medienberichten zufolge zwar schnell, dass diese nun zum Einsatz kommen. Adelsexperte Jürgen Worlitz ordnet für watson ein, wie wahrscheinlich das tatsächlich ist und ob Harry nicht doch noch eine Rolle spielen könnte.
Die Staatsräte beziehungsweise Counsellors of State sollen für den König einspringen, falls dieser "seine Aufgaben als Souverän zeitlich begrenzt nicht ausführen kann, weil er unterwegs oder krank ist", heißt es auf der Website des britischen Königshauses. Sie dürfen den Treffen des Kronrates beiwohnen, ein politisches Beratergremium des Königs, das unter anderem Entscheidungen über die britischen Außengebiete ohne Selbstverwaltung trifft. Außerdem dürfen sie gewisse Dokumente unterschreiben und neue Botschafter für das Vereinigte Königreich empfangen.
Allerdings sind ihre Befugnisse eingeschränkt. So dürfen sie sich etwa nicht um Angelegenheiten des Commonwealth kümmern. Die Befugnis, das Parlament aufzulösen, haben sie ebenfalls nicht, wenn der König es nicht ausdrücklich anordnet. Auch eine:n neue:n Premierminister:in dürfen sie nicht ernennen.
Laut dem Königshaus sind die "Counsellors of State" der oder die Ehepartner:in des Monarchen, sowie die nächsten vier Royals in der Thronfolge, die älter als 21 Jahre sind. Aktuell bedeutet das: Königin Camilla, Prinz William, Prinz Harry, Prinz Andrew und Prinzessin Beatrice können den König vertreten, wenn dieser länger ausfällt.
Allerdings gibt es schon länger Diskussionen darüber, ob Harry und Andrew, die beide keine offiziellen Aufgaben im Namen des Königshauses mehr wahrnehmen, nicht von diesen Rollen entbunden werden sollten. Außerdem hatte Charles mit einer Anfrage an das Parlament 2022 dafür gesorgt, dass auch seine Geschwister Prinz Edward und Prinzessin Anne diese Rollen übernehmen können.
Harry wird deshalb wohl kaum als Staatsrat gebraucht. Adelsexperte Jürgen Worlitz hat dazu eine ganz klare Meinung. Zu einer möglichen Rückkehr von Harry nach Großbritannien im Zuge der Sorge um Charles sagt er:
Worlitz meint, dass während Charles Genesung vor allem William und Camilla viele Aufgaben übernehmen werden. "Dazu zähle ich Eröffnungen von Ausstellungen, Besuche von Konzerten, wenn das geplant war", sagt der Experte.
Doch er geht auch davon aus, dass der Palast bei der Planung von Charles' Terminen bereits Rücksicht auf die anstehende Operation genommen hat. "Wenn nichts Wichtiges im Kalender steht, dann braucht er auch keine Vertretung", erklärt Worlitz.
Natürlich gebe es immer unvorhergesehene Dinge, die passieren könnten, etwa Krankheitsfälle oder Unfälle innerhalb der Regierung, die Umstrukturierungen erfordern. Dann müsse das Staatsoberhaupt weiterhin seine Unterschrift leisten. "Aber das Übliche, wie etwa die Vereidigung von Botschaftern, das lässt sich alles aufschieben."
Und Worlitz gibt zu bedenken: Auch die britischen Royals nehmen nicht jeden Tag Termine wahr. "Es handelt sich, wenn es keine außergewöhnlichen Situationen gibt, fast immer um planbare Termine", meint er. Diese könnten entsprechend verschoben werden. "Alles, was planbar ist, kann warten", ist der Experte überzeugt.
In anderen Königshäusern, etwa in Norwegen, ist es schon lange so, dass der Thronfolger nicht nur immer mehr Aufgaben des Königs übernimmt, sondern auch häufig als sein direkter Vertreter agiert, wenn der Monarch ausfällt. "Da, denke ich, muss man jetzt noch nicht darüber nachdenken", legt Worlitz sich allerdings fest.
Er meint allerdings auch, dass das Königshaus es durchaus einkalkuliert habe, dass Charles gesundheitlich abbaut. In seinem Alter müsse man eben damit rechnen, dass die Fitness nachlasse. "Das hat man aber auch bei der Queen gesagt, seit sie 75 war und das hielt noch lange", sagt er.
Zunächst dürfte William ohnehin mit anderen Dingen beschäftigt sein. Denn während Kate im Krankenhaus liegt, muss er Prinz George, Prinzessin Charlotte und Prinz Louis versorgen. Dass das für den Thronfolger zum Problem wird, glaubt Worlitz allerdings nicht. Immerhin würde auch Kate sich nicht alleine um den Haushalt kümmern. "Sie muss das gar nicht und er auch nicht", sagt Worlitz. "Für die Kinder ist bestimmt bestes Personal da und das wissen sie auch."