Der Rapper Disarstar gab kürzlich ein Konzert in der Hamburger Sporthalle, was der NDR in einem TV-Beitrag vom 20. Oktober thematisierte. Zu Beginn des Berichts ist eine Zeile aus dem Song "Rolex für alle" zu hören, die lautet: "Springer enteignen, FDPler vertreiben, Faschos ins Lager".
In dem schon 2011 veröffentlichen Song "Free World" finden sich antisemitische Inhalte. Konkret rappt Disarstar darin: "Tod den Zionisten, Freiheit über Geld, wann wachst du endlich auf, westliche Welt?".
Der aktuelle Bericht des NDR im "Hamburg Journal" enthält zwar keine Auszüge aus "Free World", doch im Licht der jüngsten Hamas-Angriffe auf Israel wirkt der Beitrag aus Sicht vieler Personen dennoch fragwürdig. Bei Social Media wurde jedenfalls massive Kritik laut. Der Knackpunkt: Der Rapper wird vom Sender dafür gelobt, sich "Gedanken zu sozialen Themen" zu machen. Er wolle, "dass es allen in der Gesellschaft gut geht", lautet die wohlwollende Wertung des Erzählers der Doku.
Auf watson-Nachfrage reagiert nun der NDR und rechtfertigt seine Berichterstattung über Disarstar.
Eine Sprecherin stellt klar: "Der NDR hat wie viele andere Medien auch über das Konzert des Rappers Disarstar sowie zuvor über sein neues Album 'Rolex für alle' berichtet. Das NDR 'Hamburg-Journal' hat sowohl in der Anmoderation als auch im Filmtext thematisiert, dass der Künstler vorbestraft ist und seine Texte als umstritten eingeordnet."
Weiter heißt es in der Stellungnahme: "In dem Beitrag ging es darum, die Faszination auszuloten, die gerade für junge Leute von diesem Hamburger Rapper ausgeht." 6000 Menschen seien immerhin zum Abschluss der Deutschlandtournee in die Alsterdorfer Sporthalle gekommen. Mit Blick auf den jüngsten Release des Rappers lautet das Fazit des Senders:
Das Lied "Free World" aus dem Jahr 2011 sei nicht Teil des Konzerts gewesen. "Der NDR hat auch keine Texte daraus zitiert", ergänzt der Sender. Bei X (ehemals Twitter) kursiert ein Video, das zunächst Szenen aus dem "Hamburg Journal" zeigt. Daran angefügt ist der Song "Free World" inklusive einer Sequenz, in der eine brennende USA-Fahne zu sehen ist. Dieser Teil stammt nicht aus dem TV-Beitrag, wie der NDR betont: "Es entsteht der Eindruck, dass dies so gesendet wurde. Dies ist nicht der Fall, wie Sie auch in der NDR-Mediathek nachschauen können."
In dem Bericht wird Disarstar an vielen Stellen jedoch tatsächlich gelobt. "Klare Kante, damit hat sich Disarstar viele Fans gemacht", heißt es unter anderem. Hervorgehoben wird obendrein sein soziales Engagement wie sein Einsatz gegen Anti-Obdachlosen-Architektur. "Hamburger Hip-Hop als Systemkritik", resümiert die Off-Stimme.
Auch Disarstar persönlich kommt zu Wort. Seine Bewährungsstrafe sei für ihn ein "Erweckungserlebnis für sein soziales Herz" gewesen, erklärt er, während seine Fans vor der Kamera schwärmen dürfen: "Ich mag den. Auch seine politischen Statements finde ich sehr gut." Ob das angesichts der mehr als fragwürdigen Lyrics kritisch genug ist, darf jede:r selbst entscheiden, der Beitrag ist in der NDR Mediathek aufrufbar.