Der Instagram-Zoff mit Michael Wendler hat Oliver Pocher einen regelrechten Hype beschert. Seine Followerzahlen explodierten und auch seine Präsenz im TV sowie in den Medien hat sich deutlich gesteigert. Doch irgendwann war der Wendler-Beef beigelegt und so musste neuer Zündstoff her, um die Fangemeinde bei Laune zu halten – und der war schnell gefunden.
Oliver Pocher knüpfte sich also in seinen Instagram-Storys die Influencer vor. Erst war es Sarah Harrison, die für ihre unbekümmerten Posts aus dem Dubai-Urlaub, während Deutschland in den Corona-Lockdown ging, ordentlich auf den Deckel bekam. Später machte er sich auch über "GZSZ"-Star Jörn Schlönvoigt, Bibi Claßen, Dieter Bohlen oder Reality-Sternchen Elena Miras lustig. Seine Kritik richtete sich vor allem gegen ihre Flut von Werbung – teils für, wie er sagt, überteuerte oder nutzlose Produkte. Doch eine bestimmte Kategorie von Influencern musste besonders hart einstecken: die Mütter.
Oli Pocher pickte sich dabei einige bekannte Namen heraus, allen voran Sarah und Dominic Harrison sowie Anne Wünsche. Zusammen mit seiner Frau Amira warf er ihnen vor, Geld mit ihren Kindern auf Instagram zu machen. "Wieso musst du denn dein Kind zeigen? Kümmere dich doch lieber drum und halt es nicht in die Kamera!", wetterte er in einem Instagram-Clip gegen Sarah Harrison.
Dass Pocher sich gerade für dieses Thema stark macht, begründet er mit dem Kampf gegen Pädophilie im Netz. Denn was mit den veröffentlichten Kinderbildern passiert, können die Eltern nicht mehr kontrollieren. Teils landen sie auf ominösen Instagram-Seiten oder auch auf Pädophilenseiten im Darknet.
Mittlerweile greift Pocher das Thema seit Wochen regelmäßig auf, was bei den besagten Müttern für wenig Begeisterung sorgt. Denn sie werden seitdem von zahlreichen Pocher-Anhängern im Netz angefeindet. Und auch wenn der Comedian immer wieder warnt und dazu aufruft, Kinder nicht offen im Netz zu zeigen, haben die Promis an ihrer Posting-Strategie bislang nichts geändert. Dennoch: Seine wichtigen Appelle werden in der Instagram-Welt durchaus gehört, diskutiert und teils auch beherzigt. Einige Instagram-Mamas, die bislang ihre Kinder offen in ihren Storys oder im Feed gezeigt haben, haben sich nun dagegen entschieden oder posten nur noch gepixelte Bilder.
Auf den Comedian und dessen Vorgehen sind einige dennoch nicht gut zu sprechen. Denn auf das Thema Kinder im Netz hinzuweisen und zu sensibilisieren, ist eine Sache – eine extrem wichtige noch dazu, denn Kinder können eben noch nicht selbst entscheiden, was für Bilder von ihnen im Netz landen. Aber gegen diejenigen zu hetzen, die anders mit dem Thema umgehen, ist etwas völlig anderes.
Denn unter Pochers Influencer-Bashing leiden mittlerweile zahlreiche Profile. Watson sprach mit einer Mama-Bloggerin, die selbst mit den Auswirkungen zu kämpfen hat. Lisa, die aus Angst selbst in die Schusslinie von Pocher zu geraten, nicht mit ihrem Instagram-Namen genannt werden will, sagt: Durch Pocher kam "sehr viel Hass auch auf die kleinen Profile, nicht nur auf die, die er hochgenommen hat. Es hat sich komplett verändert."
Auch sie bekommt, seitdem durch den Comedian das Thema hochgekocht ist, vermehrt Hassnachrichten. "Oli Pocher sagt ja auch in den Videos, wie armselig wir sind, wenn wir unsere Kinder zeigen, da wir ohne unsere Kinder nichts wert sind. Das bringt er schon sehr klar rüber", sagt sie. Das würde auch bei den Followern hängen bleiben, die sich dann auf ebenfalls unschöne Weise an Blogger oder Influencer wenden, die weiterhin ihre Kinder im Netz zeigen.
Sie selbst hat sich mittlerweile dazu entschlossen, ihre beiden kleinen Kinder nicht mehr auf Instagram zu zeigen – zumindest nicht offen. Zuvor habe sie bereits ihre Kinder nicht mehr alleine auf Fotos gezeigt, wie sie sagt. Der Druck, der mittlerweile auf den Eltern lastet, die ihre Kinder noch öffentlich zeigen würden, sei enorm:
Ihrer Entscheidung, die Kinder nicht mehr zu zeigen, seien "ganz schlimme Nachrichten" vorangegangen. Man habe ihr geschrieben, wie hässlich und dumm ihre Kinder seien, berichtet Lisa. "Richtig eklig. Natürlich darf man darauf nichts geben, das weiß ich auch. Aber das ist natürlich immer leichter gesagt als getan. Und ich bin über meine Kinder total angreifbar. Sie sind für mich mein höchstes Gut. Ich bin sehr stolz auf sie und das macht mich im Endeffekt angreifbar. Ich find's gut, wenn Eltern das ignorieren können. Ich kann es nicht", erklärt Lisa gegenüber watson.
Ihr Mann hingegen habe ihren Schritt nicht unbedingt nachvollziehen können. "Er hat zu mir gesagt, das ist ein Fehler, wenn wir da jetzt einknicken. Aber ich hab's nicht mehr geschafft, jeden Tag diese Hassnachrichten abzuwehren", berichtet Lisa. Deshalb kam sie zu dem Schluss, die Bilder ihres Nachwuchses künftig größtenteils zu zensieren oder von hinten zu zeigen. Die meisten Fans hätten diesen Schritt nachvollziehen können, aber rund 1.000 Follower habe sie seitdem trotzdem verloren.
Oliver Pocher wirft sie vor allem vor, "aus den falschen Gründen" zu handeln:
Es sind aber nicht nur Hassnachrichten, mit denen Lisa seit Pochers Influencer-Bashing vermehrt zu kämpfen hat, auch hinsichtlich der Kooperationen ist es nicht leichter geworden. Die Produkte, vor allem von den Firmen, die Pocher kritisiert hat, würden viel weniger gekauft, wie Lisa feststellen musste. Zwei Kooperationen seien mittlerweile schon aufgelöst worden – teils von ihrer, teils von Unternehmensseite.
"Die Schattenseiten sind derzeit durch Oliver Pocher extrem. Er hat mit Sicherheit ziemlich viel zerstört. Er spricht vor allem Menschen an, die nicht sehen, dass der auch nur sein Geschäft machen will. Er sagt Anti-Werbung, Anti-Kohlemacherei und im selben Moment macht seine Frau Werbung für McDonald's", kritisiert sie weiter.
Dass sie beim Thema Kinder im Netz zeigen nochmal umschwenkt, schließt sie nicht aus. "Mein Gefühl ist momentan, dass ich es nicht möchte und ich schaffe es auch gerade emotional nicht. Denn wenn dir als Mutter vorgeworfen wird, du lässt Pädophile dein Kind eventuell benutzen, das macht doch etwas mit dir. Da kannst du nicht einfach sagen, das ist mir egal." Sie müsse nun einfach gucken, wie sich das entwickelt.
Momentan würde sie versuchen, einen guten Mittelweg zu finden "Ich kann meine Kinder natürlich nicht ganz weglassen, weil dann bricht ja bei mir ein riesiger Teil vom Content weg. Und sie gehören einfach auch zu mir. Ich glaube auch, dass es für viele ganz wichtig ist, dass man den Austausch hat, um zu sehen: 'Ach, mein Kind macht gerade genau dasselbe'." Letztendlich hätten die Influencer und Mama-Blogger derzeit nur eine Möglichkeit: "Wir müssen das aussitzen."