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Böhmermann gegen Clownswelt: ZDF äußert sich nach heftiger Kritik

Jan Böhmermann
Böhmermann ging in der Folge vom 9. Mai auf "Angerverse" ein.Bild: ZDF / Jens Koch
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Böhmermann gegen Clownswelt: Jetzt spricht das ZDF – und ein Anwalt warnt

Jan Böhmermann hat mit seiner Enthüllung in der jüngsten "ZDF Magazin Royale"-Folge für Wirbel gesorgt. Der Moderator nannte den Namen eines anonymen rechten Youtubers – jetzt steht der Vorwurf des Doxing im Raum.
13.05.2025, 16:2413.05.2025, 16:24
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Jan Böhmermanns aktuelle "ZDF Magazin Royale"-Folge könnte noch länger im Gespräch bleiben. Der Moderator ging in der Folge vom 9. Mai auf "Angerverse" ein, ein loses Netzwerk rechter und verschwörungsideologischer Content-Creator auf Plattformen wie Telegram, X oder Youtube.

Darunter finden sich bekannte Namen – unter anderem Clownswelt.

Regelmäßig geht es auf dem umstrittenen Youtube-Kanal um Themen wie Migration, Gendern oder den öffentlich-rechtlichen Rundfunk – aus einer Perspektive, die AfD-nah ist. Einige Beiträge wurden in der Vergangenheit sogar von offiziellen AfD-Kanälen geteilt.

Böhmermann hat dabei unter anderem den Vornamen des anonymen Youtubers aufgedeckt.

Nach der Sendung ging es online heiß her. Während einige User:innen Böhmermann für die Enthüllung feiern, werfen andere dem ZDF und der "Zeit"-Redaktion "Doxing" vor – also das unautorisierte Veröffentlichen persönlicher Daten.

Wie rechtens war also die Veröffentlichung? Das ZDF äußert sich auf watson-Anfrage zu der Sendung. Auch der bekannte Medien-Anwalt Christian Solmecke meldet sich zu Wort.

Clownswelt veröffentlicht rechte Meinungsvideos ohne Impressum

Laut der Recherche von "ZDF Magazin Royale" und "Zeit" handelt es sich bei dem Youtuber um einen 29-jährigen Mann aus Ostwestfalen, der als Metal-Gitarrist in einer Band spielte und nach dem Abitur ein Lehramtsstudium begonnen – aber nicht abgeschlossen – habe.

Wie "Die Zeit" und das ZDF berichten, soll der Mann bereits vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

Seine frühere Band distanzierte sich noch vor der Ausstrahlung der Sendung öffentlich von ihm. Auf Instagram hieß es, man habe sich "aufgrund unüberwindlicher persönlicher Differenzen" von dem Musiker getrennt.

Die Veröffentlichung hatte also massive Folgen für den Youtuber. In seinem neuesten Video wirft er Böhmermann nicht nur Doxing vor, sondern auch, dass die Redaktionen sein Umfeld "ausgeforscht" und Bekannte sowie Familie aufgesucht hätten.

Er behauptet, in seinem Umfeld "diffamiert" und "denunziert" worden zu sein. "Um es kurz zu machen: Mein Privatleben zu zerstören", lässt er in dem Video verlauten.

Böhmermann nannte in der Sendung lediglich den Vornamen sowie den beruflichen Hintergrund des Mannes, die "Zeit" noch weitere Details, etwa den abgekürzten Nachnamen.

Doxing? ZDF betont saubere Recherche

Das ZDF hat auf Anfrage von watson zu der Sendung Stellung bezogen. So heißt es: "Die Sendung (...) beschäftigte sich mit politisch rechten Youtuberinnen und Youtubern. Die Berichterstattung behandelte dabei ein Thema von erheblichem öffentlichen Interesse, nämlich die Aktivitäten der im Beitrag genannten Youtube-Accounts mit hoher Reichweite."

Weiter heißt es in der Stellungnahme, die Redaktion habe "den Aussagen zu einzelnen Personen oder Themenkomplexen stets eine sorgfältige Recherche zugrunde" gelegt.

Tatsachenbehauptungen seien belegbar gewesen. "Personen, die in der Sendung thematisiert werden, erhalten außerdem vorab Gelegenheit zur Stellungnahme. Mediale Berichterstattung über das Handeln von Personen, das von öffentlichem Interesse ist, hat erhöhte Aufmerksamkeit zur Folge", schreibt der Sender weiter.

Ging Jan Böhmermann bei Clownswelt rechtens vor?

Laut des bekannten Medien-Anwalts Christian Solmecke ist die rechtliche Lage in Bezug auf die Veröffentlichung des Namens differenziert zu betrachten.

In einem Youtube-Video widmet er sich den rechtlichen Aspekten des Doxing-Streits. "Wir haben hier einen Youtuber, der sehr viele Aufrufe auf Youtube hat, der allerdings anonym bleiben wollte. Man kannte keinen Namen, kein Gesicht, gar nichts."

Bei seiner Einschätzung lässt Solmecke einen Fehler, den Clownswelt gemacht habe, nicht unerwähnt: Auf dessen Kanal gibt es trotz der großen Reichweite kein Impressum.

Der Anwalt stellt klar: "Das ist verboten". Denn:

"Wer seine Meinung äußert, muss nach der Impressums-Pflicht sagen, wer er ist, ansonsten ermittelt die Landesmedienanstalt. Das wird sicher passieren bei Clownswelt."

Grund genug für die Veröffentlichung?

Solmecke glaubt: wahrscheinlich nicht. Laut des sogenannten Doxing-Paragrafen (§ 126 a im Strafgesetzbuch) kann Clownswelt durchaus argumentieren, dass die Veröffentlichung des Namens Angriffe auf seine Person zur Folge haben könnte.

Clownswelt äußert in seinem neusten Youtube-Video genau diese Befürchtung mehrmals.

Obwohl die Staatsanwaltschaft wiederum argumentieren könnte, dass es ohnehin eine Pflicht gibt, solche meinungsstarken Youtube-Kanäle mit einer landungsfähigen Anschrift zu kennzeichnen, ist es wichtig zu erwähnen: Die Anschrift muss nicht zwingend seinen eigenen Namen beinhalten.

Darin könne etwa auch eine Agentur oder eigene Firma stehen. Die Umsetzung der Impressums-Kennzeichnung sei obendrein nicht Böhmermanns Aufgabe, sondern die der Landesmedienanstalt, gibt Solmecke zu bedenken.

Das ZDF argumentiert, im öffentlichen Interesse gehandelt zu haben. Der Anwalt gibt jedoch zu bedenken, dass eine Veröffentlichung sorgfältig mit den negativen Konsequenzen abgewogen werden müsste, die dadurch entstehen könnten.

Christian Solmecke selbst glaubt: Das Recht des Youtubers "auf Geheimhaltung seiner Identität geht hier vor".

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