Stefan Raab und Lena Meyer-Landrut: Diese Aufnahme stammt aus dem Jahr 2010. Die beiden feiern den Sieg des ESC.Bild: Getty Images/ Freier Fotograf
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Vor rund einem Monat verkündete ProSieben, dass Stefan Raab mit dem Sender den "Free European Song Contest" initiiert. Der Grund für diese Idee sei die ersatzlose Absage des ESC aufgrund von Corona gewesen. Der Showgigant wollte laut ProSieben den Wettbewerb in einer Spezial-Ausgabe doch stattfinden lassen. Geplant ist das Event für den 16. Mai. Raab sagte bereits, dass Musik besonders in schwierigen Zeiten viele Menschen miteinander verbinde. Dies sei somit die Geburtsstunde eines neuen, freien europäischen Songwettbewerbs.
Der Showmaster verkündete: "Besondere Herausforderungen brauchen besondere Lösungen. An diesem Abend kommt Europa auf besondere, einzigartige Weise zusammen." Die ARD plant ebenfalls eine Musikshow mit eigenem Voting. Die Zuschauer müssen sich nun zwischen einem deutschen ESC-Finale aus Hamburg und der ProSieben-Show aus Köln entscheiden. Watson hat mit den Sendern über den ESC und ihre TV-Formate gesprochen, die auch noch zur gleichen Zeit stattfinden.
Ben Dolic: Hier freute sich der Sänger noch bei der Bekanntgabe des deutschen ESC-Kandidaten.Bild: imago images/ Andre Lenthe
ARD initiiert ein nationales Finale am 16. Mai
Barbara Schöneberger präsentiert in der Show "Eurovision Song Contest 2020 – das deutsche Finale live aus der Elbphilharmonie" zehn ESC-Teilnehmer aus diesem Jahr. Welche zehn von den 40 Teilnehmerländern außer Deutschland dabei sind, wird über ein Halbfinale ermittelt, das eine Woche zuvor bei ARD One zu sehen sein wird.
Barbara Schöneberger: Hier präsentierte die Moderatorin im letzten Jahr für Deutschland das Schlussvoting.Bild: imago images/ Sven Simon
Einige der Halbfinalisten sollen dann bei dem großen Event auftreten. Auf Publikum wird verzichtet. Ben Dolic, der eigentlich für Deutschland den Song "Violent Thing" performen sollte, ist laut NDR mit von der Partie. Der Auftritt soll sogar fast so ablaufen werden wie beim großen Finale in Rotterdam.
An dem Abend lautet das Motto, sich für den "deutschen Sieger der Herzen" zu entscheiden. Genauso wie auch beim ESC dürfte der deutsche Star nicht gewählt werden. Auch Michael Schulte, der vor zwei Jahren den vierten Platz in Lissabon belegte, wird ebenfalls eine Rolle spielen.
Um noch mehr ESC-Content zeigen zu können, wird im Anschluss ab 22 Uhr auch noch eine internationale ESC-Ersatz-Show unter dem Titel "Europe Shine A Light" ausgestrahlt. Hier sollen noch mal alle Künstler gezeigt werden, die eigentlich in Rotterdam dabei gewesen wären.
Das sagen die Sender zur ESC-Überschneidung
Ein Sprecher von ProSieben teilte watson dazu mit: "Nach der Absage des ESC haben Stefan Raab und ProSieben einen neuen europäischen Musik-Wettbewerb angekündigt: den #FreeESC am Samstag, 16. Mai – ein europäischer Wettbewerb live im Studio mit Schalten zur Punktevergabe zu Sympathisanten in Europa." Und weiter:
"Wir freuen uns sehr auf diesen besonderen musikalischen Contest – unabhängig von allen Dingen, die jetzt nachträglich noch von anderen Sendern angekündigt werden."
Somit ist natürlich ProSieben nicht entgangen, dass auch die Öffentlich-Rechtlichen ein großes ESC-Programm fahren. Thomas Schreiber, Unterhaltungskoordinator der ARD, teilte im Hinblick auf den Entscheidungszeitpunkt watson mit, dass bereits am 18. März, dem Tag der Absage des ESC, feststand, dass das Erste am 16. Mai ein alternatives ESC-Programmangebot zeigen werde. Der Unterschied sei auch klar: "Zum Beispiel sind im Ersten internationale ESC-Teilnehmer zu sehen, bei ProSieben Musiker aus Deutschland."
Thomas Schreiber: Der Unterhaltungskoordinator der ARD erklärt das ESC-Ersatzprogramm.Bild: imago images/ Sven Simon
Thomas Schreiber erklärt die geplante Zusammenarbeit mit Stefan Raab
Auf die Frage, ob die ARD gerne wieder mit Stefan Raab zusammengearbeitet hätte, antwortete Schreiber: "Mein Angebot lag ja vor." Mit Raab hätte er nach der Absage des ESC ein alternatives Programm der Europäischen Rundfunkunion vorgelegt, das allerdings abgelehnt wurde. Das Angebot an Raab soll laut Schreiber folgendermaßen ausgesehen haben:
"Wir wollten beide nach der Absage des ESC das Element der Live-Show und des Wettbewerbs erhalten. Darum habe ich nach der Absage ein Konzept geschrieben, das 41 Live-Auftritte vorsah, und das habe ich in unserer beider Namen an die EBU und die holländischen Kollegen geschickt. Nach diesem Konzept hätten 41 Länder teilgenommen. Es hätte eine, allen Regeln der Gesundheitsvorsorge entsprechende, verbindende Moderation gegeben, aber jedes Land hätte seinen Akt selbst auf eine Bühne bringen können. Doch dafür hat es in Europa leider keine Mehrheit gegeben."
Thomas Schreiber, Lena Meyer-Landrut und Stefan Raab: Diese Aufnahme stammt aus dem Jahr 2010 und wurde anlässlich des Finales von "Unser Star für Oslo" aufgenommen. Bild: imago images/ STAR-MEDIA
Danach hätten sich die beiden trotzdem für eine Show miteinander entscheiden können. Doch dazu ist es nicht mehr gekommen. Schreiber erklärte: "Da fragen Sie am besten Herrn Raab. Ich hätte mir vorstellen können, dass er bei uns mitmacht." Raab hat nun seinen eigenen Ersatz-ESC. Dazu sagte er:
"Dass Stefan Raab hier für seine Firma und sich eine Marktlücke sah, dürfte niemanden überraschen."
Ob die beiden jetzt noch einmal miteinander gesprochen haben, erläuterte er folgendermaßen:
"Stefan Raab und ich kennen uns schon sehr lange und uns beiden liegt der ESC sehr am Herzen – Sie können sicher sein, dass der Kontakt zwischen uns nicht einfach abreißt."
Darum sollen die Zuschauer bei der ARD einschalten
Nun müssen sich die Zuschauer zwischen einem deutschen ESC-Finale aus Hamburg und der ProSieben-Show aus Köln entscheiden. Schreiber sieht darin keine Bedenken: "Die Zuschauerinnen und Zuschauer werden sich richtig entscheiden." Zu seiner Show im Vergleich zu ProSieben sagte er:
"Wir wissen, wie sehr ESC-Fans dieses Event lieben, und auch unser Herz hat mächtig geblutet, als die Absage erfolgen musste! Darum versuchen wir – selbstverständlich Social-Distancing-kompatibel –, den Kern dieser großartigen Show zu erhalten: den gemeinsamen, europäischen Gedanken, den spannenden Wettbewerb, die Vielfalt der Songs und der Künstlerinnen und Künstler. Wir werden also alle 41 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des diesjährigen ESC präsentieren – mit ihren Musikvideos. Und die deutschen Zuschauerinnen und Zuschauer können diese – wie sonst auch – in sympathischen, kurzen Postcard-Clips vorher kennenlernen und am Ende über das beste Lied abstimmen."
Michael Schulte: 2018 nahm er beim ESC in Lissabon teil und belegte überraschend den vierten Platz. Bild: imago images/ ITAR-TASS
Ein entscheidender Vorteil sei übrigens laut Schreiber: "Nur bei uns gibt es den deutschen Beitrag von Ben Dolic, der übrigens bei vielen als einer der Favoriten für eine Top 10-Platzierung für den ESC gehandelt wurde. Und auch die Location kann sich sehen lassen – wir senden am 16. Mai aus der wunderschönen und einzigartigen Hamburger Elbphilharmonie."
Zum Schluss merkt er trotz der widrigen Umstände an: "Es mag ein Event sein, das Corona-bedingt aus der Not geboren wurde, aber ich kann versprechen: Es wird sehenswert. Auf jeden Fall gibt es nirgends mehr ESC am 16. Mai!"
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