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"They Cloned Tyrone": Warum Jamie Foxx in Netflix-Film für Enttäuschung sorgt

Jamie Foxx, Teyonah Parris und John Boyega sind in neuem Netflix-Film zu sehen.
Jamie Foxx, Teyonah Parris und John Boyega sind in neuem Netflix-Film zu sehen.Bild: 2023 Netflix Inc.
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"They Cloned Tyrone": Warum Jamie Foxx in Netflix-Komödie für Enttäuschung sorgt

22.07.2023, 09:40
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"Ein Zuhälter, eine Prostituierte und ein Drogendealer kommen in eine Bar", sagt der namenlose Bösewicht beim ersten Showdown in "They Cloned Tyrone": Netflix' neuer Mystery-Komödie. Was wie ein Kalauer mit erwartbarer Pointe klingt, entwickelt sich zügig in eine ganz andere Richtung. Die Hauptcharaktere, Dealer Tyrone Fontaine (John Boyega), die Prostituierte Yo-Yo (Teyonah Parris) und der Zuhälter Slick Charles (Jamie Foxx), geraten in eine Deep-State-Verschwörung.

Die Geschichte erzählt viel über die Austauschbarkeit Schwarzer Menschen in einer Gesellschaft, die auf Unterdrückung aufgebaut ist. Die Drehbuchautoren Juel Taylor und Tony Rettenmaier wählen hierfür die wohl drastischste Metapher, die das Genre der Komödie zulässt: Ein unterirdisches Klonlabor mit der Ästhetik einer Bond-Bösewicht-Basis der 70er Jahre, das die Gedanken aller People of Colour in den USA kontrollieren will.

Das passt zur Ästhetik des abgehängten Stadtteils Glen: Die Autos, die Klamotten und die gesellschaftlichen Verhältnisse scheinen in einer Zeit stehen geblieben zu sein, in der die CIA noch mit Gedankenkontrolle durch LSD experimentierte. Der Film spielt aber im Hier und Jetzt.

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Boyega und Parris gehen in den Rollen auf, Foxx weniger

John Boyega, bekannt als Finn aus der dritten "Star-Wars"-Trilogie, spielt mit Tyrone Fontaine einen Charakter in ultimativer Identitätskrise: Nach einer Schießerei gleich zu Beginn des Films stirbt er und wird als titelgebender Klon wiedergeboren. Danach ist er nicht mehr ganz derselbe, wie er auf die ganze harte Tour lernen wird. Teyonah Parris spielt mit Yo-Yo die Rolle mit dem meisten Tiefgang. Immer wieder brechen ihre Träume durch.

"Ich wäre auch gern in New York und würde für die 'Times' schreiben", sagt sie einmal im Streit zu Tyrone. Immer wenn es darum geht, die Hinweise zu verknüpfen, wie das ungleiche Trio der Lösung näherkommen kann, ist es sie, die den Geistesblitz hat. Jamie Foxx als Slick Charles geht zwischen diesen beiden Charakteren als Zuhälter ohne erkennbares Wertesystem – gut oder böse – etwas unter.

Verschwörung vor aller Augen

Bereits früh im Film deckt das Trio die große Verschwörung auf. Unter Glen gibt es ein riesiges Labor, in dem zu Gedankenkontrolle und Genveränderung geforscht wird. Wer genau das tut und warum, das bleibt vage. Einzig das große Ziel wird angedeutet: ein über mehrere Generationen gestreckter Genozid an der nicht-weißen Bevölkerung der USA durch Genmanipulation.

Die Gedankenkontrolle funktioniert bereits jetzt. Die drei finden früh heraus, wie das passiert, als sie zum ersten Mal das Labor betreten. Slick Charles schnupft ein weißes Pulver, das er für Kokain hält. Dann kann er nicht mehr aufhören, zu lachen. Ein Phänomen, das die drei dann im Fast-Food-Restaurant und in der Kirche beobachten.

Aus der Predigt des Pfarrers dort wird klar, worum es geht: "Gott will nur eure Unterwerfung." Er redet seiner Gemeinde jedes bisschen Bewusstsein für die eigene Unterdrückung aus. Alle lachen laut. Das alles passiert, so kommt es in Laufe der Handlung durch, weil Teile der US-Eliten, vielleicht von der Regierung, vor Jahrzehnten beschlossen haben, die Gesellschaft befrieden zu müssen.

"Amerika ist ein Experiment, aufgebaut von Sklavenhaltern, die ein Land, das konstant im Krieg mit sich selbst ist, hinterlassen haben", sagt der namenlose Bösewicht aus dem ersten Showdown. Das alles bleibt anscheinend auch niemandem, der es sehen will, im Verborgenen. So sagt der Obdachlose vor dem Supermarkt, als ein Mann in einen schwarzen SUV gezogen wird: "Er bricht auf, um den Zauberer wiederzusehen."

Zwischen Spannungskurve und Metapher

Die Metapher für die Unterdrückung und Austauschbarkeit in der US-Gesellschaft ist recht passend, da die große Verschwörung vor aller Augen stattfindet. Strukturellen Rassismus und Klassenkampf in den USA zu bestreiten, bewegt sich auf demselben Niveau, wie den menschengemachten Klimawandel zu leugnen. Daher stärkt es die Moral der Geschichte durchaus, dass das ungleiche Trio das Klonlabor bereits im ersten Viertel des zweistündigen Films entdeckt.

Gleichzeitig nimmt das viel Spannung aus der Handlung. Die Zeitlosigkeit des Films passt genauso in die Metapher. Subjektiv nimmt sie dem Film aber auch etwas Charme: Zur 70er-Jahre Zuhälter-Ästhetik gehört, dass der Mann im lila Samtjacket neben seinem Schlitten an der Telefonzelle telefoniert und nicht mit dem Klapphandy. Die blassen Bösewichte ergeben als abstrakte gesellschaftlicher Kräfte Sinn.

Trotzdem würde ein klarer Gegenspieler der Handlung helfen. Real existierende Beispiele, die man hätte persiflieren können, gäbe es mit den vielen mehr oder weniger geheimen Vereinigungen mit ethno-nationalistischem bis klerikal-faschistischem Weltbild in den USA ja genug. So bleibt "They Cloned Tyrone" hinter seinen Möglichkeiten zurück. Auf eine bittere Art ist der Film trotzdem lustig und seine Zeit wert.

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