Offenbar unentdeckt gleitet ein russisches Atom-Boot unter den Eisschollen der Beringsee dahin, die Besatzung wähnt sich dank der Hightech-Ausrüstung und der Tarntechnologie des Kriegsschiffes unangreifbar. Dass dies jedoch eine krasse Fehleinschätzung ist, wird schon in der Eröffnungssequenz von "Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins" klar.
Ein geheimnisvoller Gegner attackiert das U-Boot und versenkt es schließlich in den Tiefen der eisigen See. Mit an Bord ist ein zweiteiliger Schlüssel, von dem das Schicksal der Menschheit abhängen könnte – und hinter dem nun so ziemlich jede Regierung der Welt herjagt.
Der Auftakt des siebten Teils des Action-Franchise ist spektakulär und der Startschuss zu einer atemlosen Jagd rund um die Welt. Nur Minuten später ist Tom Cruise als Geheimagent Ethan Hunt bereits auf dem Rücken eines Pferdes in der Arabischen Wüste unterwegs. Mitten in einemgewaltigen Sandsturm kommt es zum nächsten Showdown.
Abu Dhabi, Rom, Venedig und der Luxus-Zug Orient-Express, der sich durch die österreichischen Alpen schlängelt, sind die weiteren Orte des Geschehens. Verschnaufpausen gibt es für die Zuschauer:innen dabei so gut wie keine, die Action ist rasanter und spektakulärer als in allen "Mission: Impossible"-Vorgängerfilmen.
Auch die bekannten Silikon-Masken und coolen Gadgets kommen natürlich wieder zum Einsatz, gleichzeitig wird das Agenten-Spektakel mit einer ordentlichen Portion Humor und einem Augenzwinkern präsentiert. Der Film bietet Popcorn-Kino im besten Sinne.
Obwohl "Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins" immer wieder auf seine Vorgänger verweist, ist er einsteigerfreundlich und funktioniert auch ohne Vorkenntnisse der Filmreihe. In Dialogen zu Beginn des Films wird ausführlich erläutert, wie die "Impossible: Mission-Force" arbeitet, vermutlich, um auch jüngere Zuschauer:innen abzuholen.
Auf der Höhe der Zeit ist Hunts Gegenspieler: eine künstliche Intelligenz namens "Die Entität",, die ein eigenes Bewusstsein entwickelt hat und praktisch auf jede digitale Technik der Welt zugreifen kann. Dass der Film genau zu einer Zeit ins Kino kommt, in der die Gefahren durch KI intensiv diskutiert werden, ist durchaus bemerkenswert. Schließlich begannen Regisseur und Drehbuchautor Christopher McQuarrie und Cruise bereits Anfang 2019 mit der Arbeit an dem Film.
Dass die Stunts und Actionszenen hingegen größtenteils nicht aus dem Computer kommen, sondern von Cruise selbst ausgeführt wurden, ist eine weitere Stärke des Films. Der mittlerweile 61 Jahre alte Old-School-Action-Held kämpft unter anderem auf dem Dach des Orient-Expresses, er springt mit einem Cross-Motorrad über eine schwindelerregende Klippe, er fliegt mit dem Gleitschirm bei hoher Geschwindigkeit knapp über der Grasnarbe und liefert sich eine rasante Auto-Verfolgungsjagd durch die engen Gassen von Rom.
Obwohl Tom Cruise alles gibt und Ethan Hunt natürlich das Gesicht der Filmreihe ist und bleibt, stehlen ihm in "Mission Impossible - Dead Reckoning Teil eins" die starken Frauenfiguren aber ein Stück weit die Show.
Während die ehemalige MI6-Agentin Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) und die als "Weiße Witwe" bekannte Waffenhändlerin Alanna Mitsopolis (Vanessa Kirby) schon aus den Prequels bekannt sind, ist die smarte Diebin Grace (Hayley Atwell) ein echter Neugewinn für das Franchise.
Grace geht mit Hunt eine Schicksalsgemeinschaft ein, ihre Entwicklung im Verlauf des Filmes könnte sie durchaus für eine tragende Rolle in künftigen "M:I"-Abenteuern qualifizieren.
Spaß macht es auch, Pom Klementieff zuzuschauen. Als Paris, einer Handlangerin von Hunts Gegenspieler Gabriel (Esai Morales), bringt sie nicht nur ihre Mixed-Martial-Arts-Fähigkeiten ein, sondern rast auch mit einem gepanzerten Militär-Jeep bei einer irrwitzigen Verfolgungsjagd durch Rom. Während sie alles plattwalzt, was sich ihr in den Weg stellt, zeigt die Kamera immer wieder ihr diabolisches Grinsen und ihre pure Zerstörungslust.
Obwohl "Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil eins" zweifellos das Action-Highlight des Sommers ist, gibt es auch Kritikpunkte. Der Film ist mit 163 Minuten der längste der Film-Reihe, vielleicht ist er eine halbe Stunde zu lang geraten. Denn angesichts des hohen Tempos könnte zum Ende hin bei einigen Zuschauer:innen eine gewisse Action-Übersättigung eintreten, man kennt das Problem von Marvel-Filmen.
Gleichzeitig lässt einen der Film mit dem Einsetzen des Abspanns mit dem Gefühl zurück, mitten in der Geschichte zu stecken, das Ende ist somit etwas unbefriedigend. Die Handlung wird erst mit dem zweiten Teil abgeschlossen, der im Sommer des nächsten Jahres in die Kinos kommen soll. Während man beim Streaming auf dem heimischen Sofa direkt die nächste Folge starten könnte, ist nun Geduld gefragt. Aber auch das macht ja den Zauber des Kinos aus.