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Je absurder, desto besser scheint das Credo der Drehbuchautoren von "The Out-Laws", Netflixs neuer Actionkomödie, zu sein. Alles beginnt mit den klischeekitschigen Hochzeitsvorbereitungen der beiden Hauptcharaktere Owen Browning (Adam DeVine) und Parker McDermott (Nina Dobrev). Doch dann kündigen sich aus dem Nichts Parkers Eltern an und es wird wild.
Ihre Mutter Lilly streckt den völlig überforderten Tollpatsch Owen beim Kennenlernen gekonnt nieder. Vater Billy McDermott (Pierce Brosnan) hebt ihn auf, knutscht ihn ab und ab da gibt es für Owen nur noch eine Richtung: Raus aus dem geregelten Bankeralltag in der US-Kleinstadt ins exakte Gegenteil: Parkers sind Bankräuber, und zwar die berüchtigtsten des Landes – die Ghost Bandits.
Owen und Parker sind ein ungleiches Paar. Sie ist die tätowierte, taffe Yoga-Lehrerin und er ist ein Klischee eines Bankfilialleiters: billiger Anzug, unangenehmer Humor und alles bloß nicht risikobereit aber unheimlich stolz auf seine Arbeit. DeVine spielt ihn bis ins Unangenehme überzeichnet. Wobei ein Charakter, der im Lauf des Filmes mit Wasserpistole und im Shrek-Kostüm eine Bank ausrauben will, wohl auch darauf angelegt ist.
Nina Dobrev spielt ihre Rolle deutlich authentischer und zurückgenommener, leider auch mit viel weniger Hintergrundgeschichte. Parker McDermott bleibt die Tochter von Billy McDermott und die Verlobte von Owen Browning. Den Bechdel-Test besteht die Rolle leider nicht.
Noch mysteriöser ist die Geschichte von Billy und Lilly McDermott. Über sie erfährt man nur, dass sie als Ghost Bandits Banken ausraubten und verschwanden, als sie sich mit ihrer Komplizin Rehan (Poorna Jagannathan) verkrachten. Und diese Vergangenheit holt sie personifiziert durch die skrupellose Rehan ein, die keine 30 Sekunden Screentime braucht, um den ersten Komparsen zu erschießen.
Was genau zwischen den dreien passiert ist, bleibt offen. Nur, dass Rehan auf Billy steht, wird mehr als klar. Rehan treibt die Story: Erst ist es sie, die Billy und Lilly dazu zwingt die Ghost Bandits wieder aufleben zu lassen und ausgerechnet Owens Bank auszurauben. Dann ist es sie, der das Geld aus dem ersten Raub nicht reicht und Parker als Geisel nimmt, um mehr zu erpressen.
Rehan taucht in einer Bar auf, in der Billy und Lilly gerade Owen abfüllen. Unter Druck Rehans machen die beiden sich das dann zunutze: Lilly bringt ihn dazu, die Tresorcodes inklusive der Tonlage der Blink-182-Zeile aus "All the Small Things", die es braucht, um die Tür zu öffnen, herauszuposaunen. Während des Überfalls verzerren beide ihre Stimmen und sind maskiert. Aber der detailversessene Owen erkennt Billy am Rasierwasser.
Parker glaubt Owen selbstverständlich erst nicht, denn ihre Eltern ließen sie ihr ganzes Leben im Dunkeln. Erst als Rehan mit ihren schwerbewaffneten Schergen in die Hochzeitstortenkonditorei kommt, um sie zu entführen, beginnt sie Owen zu glauben. Um sie zu befreien, wird Owen selbst zum Bankräuber. Das Trio aus dem Tollpatsch Owen, Bill und Lilly geht auf ganz großen Beutezug. Und auf dem Weg dahin wird viel rumgeballert und waghalsig gerast.
Jede US-Crime-Geschichte braucht ihn: Den Cop, dessen Persönlichkeit es ist, offensichtlich am Polizeidienst kaputt zu gehen. FBI-Agent Roger Oldman (Michael Rooker) ist genau das. Er verfolgt die Ghost Bandits seit Jahrzehnten, wurde deswegen von seiner Ehefrau verlassen, ist offensichtlichster Alkoholiker und hat es nicht so mit Rechtsstaat, Gewaltverzicht und Deeskalation. Wenn einer die Hintergrundgeschichte von Lilly und Owen erzählen könnte, dann er.
Doch er tut es nicht. Stattdessen demonstriert er erstaunlich ausführlich seinen Penisneid gegenüber dem neuen Partner seiner Ex-Frau. Vielleicht auch deswegen ist die Rolle Michael Rooker so sehr auf den Leib geschrieben, dass man das Gefühlt bekommt, dass Merle Dixon aus "The Walking Dead" mit Waffe und Dienstmarke ausgestattet wurde.
"The Out-Laws" ist also genauso seicht wie kurzweilig. Der Humor ist manchmal auf dem Niveau einer D-Jugendumkleidekabine. Und das leider auch bei den beiden interessantesten Charakterdarsteller:innen Jagannathan und Rooker, deren Rollen beide viel mehr zu erzählen hätten. Und auch der weiblichen Hauptrolle Parker wird ihre Hintergrundgeschichte auf ihren Job als Yoga-Lehrerin zusammengestrichen.
Nicht mal wie es einer Tochter geht, deren Eltern sie ein Leben lang belogen haben, zeigt sie. So bleiben die Ghost Bandits Billy und Lilly auch am Ende nebulöse Charaktere. Das relativ, absurde Happy End lässt allerdings auch Möglichkeiten für eine Fortsetzung offen. Ob sich Pierce Brosnan dann nochmal dafür hergibt?
