"Dune 2" brachte im Frühling die Leinwände zum Beben. Der Sci-Fi-Blockbuster von Denis Villeneuve gehört zu den bildgewaltigsten Filmen des Jahres. Manche IMAX-Säle, also die größten verfügbaren Kinoformate, waren über Wochen ausgebucht.
Lässt sich ein derart intensiv auf audiovisuelle Reize ausgerichtetes Erlebnis in einen schnöden Heimbildschirm sperren? Diese Frage beantwortet ab Montag die erste "Dune"-Serie, die im selben Universum spielt, in dem sich auch Timothée Chalamet als Paul Atreides bewegt. Bereits im Jahr 2000 erschien eine TV-Mini-Serie, die sich ebenfalls aus dem reichen Bücher-Fundus von "Dune"-Schöpfer Frank Herbert bedient. Drei Jahre später kam "Children of Dune", die mit dem heutigen Universum aber nichts mehr zu tun haben.
Die Möglichkeiten für TV-Stoffe haben sich im letzten Vierteljahrhundert deutlich weiter entwickelt. Serien sind von Blockbustern mittlerweile kaum noch zu unterscheiden. Zudem entstand "Dune: Prophecy" in der ehrwürdigen HBO-Schmiede. Dennoch: Kann "Dune: Prophecy" die hohen Erwartungen erfüllen?
"Dune: Prophecy" ist eine Prequel-Serie und folgt damit den traditionellen Affekten der Franchisisierung von populären Stoffen. Vorgeschichten waren auch schon bei "Star Wars" oder zuletzt "Game of Thrones" das Mittel der Wahl, wenn es darum ging, bekannte Stoffe auszuschlachten.
"Prophecy" setzt aber, und das kommt dann doch überraschend, gewaltige 10.000 Jahre vor der Handlung von "Dune" ein. Pate stand der Roman "Sisterhood of Dune". Die Schwestern Valya und Tuya Harkonnen (Emily Watson und Olivia Williams) kämpfen gemeinsam gegen Mächte, die die Zukunft der Menschheit bedrohen. Sie legen den Grundstein für eine Schwesternschaft, die später als Bene Gesserit berühmt werden sollte.
Die Bene Gesserit steuern im Hintergrund die Geschehnisse von "Dune" Teil eins und zwei, sie sind sowas wie ein "Deep State". Sie intrigieren und manipulieren für das vermeintlich größere Wohl. Machtspiele prägen also die Handlung von "Dune: Prophecy". Die Kinofilme deuteten diese Dimension des Herbert-Kosmos nur an.
Sich für die kleineren Bildschirme auf Schauwerte zu konzentrieren, die eher in Hinterzimmern platziert sind als auf weiten Wüstenebenen, ist sicher eine clevere Entscheidung. Nicht zufällig wird "Dune: Prophecy" in Kritiken als "House of the Dragon in Space" beschrieben – in Anspielung auf die politischen Ränkespiele des "Game of Thrones"-Prequels.
Das Fazit des "Hollywood Reporters" lautet wenig überraschend: "['Dune: Prophecy'] kann zwar nicht mit dem Spektakel der Filme mithalten, ist aber dennoch groß und düster." Die Serie zeigt neue Seiten des Herbert-Universums. Wer Spektakel will, kann sich ja einfach nochmal die Filme anschauen. So lobt auch "Entertainment Weekly" die Serie als "soliden Streifzug durch die Weiten der Dünenwelt".
Begeisterung klingt dennoch anders, und ja, die Reaktionen insgesamt eher lauwarm aus. Das "Paste Magazine" schreibt etwa: "Es ist chaotisch, es ist seltsam, und das ist alles sehr 'Dune'." Tatsächlich darf nicht vergessen werden, dass auch die Filme nicht durchweg euphorisch besprochen wurden, aber eben viele Schwächen mit Star-Power und Bildgewalt ausgleichen konnten.
Das Magazin "Indie Wire" geht etwas strenger mit der Serie ins Gericht: "'Dune: Prophecy' ist zu sehr auf Größe bedacht und vertraut zu sehr auf die Bewunderung des Publikums für seine bereits existierenden Stoffe, um sich so seltsam und spektakulär anzufühlen, wie es sein sollte."
Das bedeutet aber alles in allem: Wer "Dune" Teil eins und zwei nicht nur wegen Timothée Chalamets Kinn, den Effekten und Sandwurm-Reiterei mochte, wird mit der Serie Spaß haben.
Das klingt jetzt so, als würden in der "Dune"-Serie irgendwelche C-Schauspieler:innen mitwirken. Dem ist natürlich überhaupt nicht so. Die preisgekrönte Charakterdarstellerin Emily Watson ("Breaking the Waves") verkörpert eine der Harkonnen-Schwestern, zusammen mit der Kenner:innen ebenfalls bekannten Olivia Williams ("The Sixth Sense").
Ordentlich Charisma bringt zudem Travis Fimmel ("Vikings") als Soldat Desmond Hart mit. Mark Strong ("Kingsman") glänzt als Emperor Javicco Corrino.
In Deutschland läuft "Dune: Prophecy" auf dem "Game of Thrones"-Streamingdienst WOW, der zu Sky gehört. Ein Monatsabo gibt es derzeit ab knapp 10 Euro. Insgesamt sind sechs Folgen geplant, von denen aktuell die erste verfügbar ist.