Der Film, bei dem die Kamerafrau Halyna Hutchins erschossen wurde, feiert am Mittwoch seine Premiere. "Rust" nimmt am Camerimage-Festival in Polen teil, knapp drei Jahre nach dem tödlichen Vorfall bei den Dreharbeiten in New Mexico. Das Ereignis wirft erneut ein Schlaglicht auf den Umgang mit Halyna Hutchins' Tod.
Im Oktober 2021 hatte sich ein Geschoss aus der Requisiten-Waffe von Alec Baldwin gelöst und die Kamerafrau Halyna Hutchins getroffen, die ihren Verletzungen erlag. Es folgten mehrere Prozesse: Die zuständige Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed wurde wegen fahrlässiger Tötung zu 18 Monaten Haft verurteilt.
Alec Baldwins separate Verhandlung wurde eingestellt, der Schauspieler ging ohne Strafe aus dem Prozess hervor.
Die Dreharbeiten zu "Rust" wurden Anfang Januar letzten Jahres wieder aufgenommen und der Film schließlich im Mai 2023 nach mehreren weiteren Unterbrechungen fertiggestellt. Nun folgt die Premiere in Polen, die nach ihrer Ankündigung vor einem Monat von Kritik begleitet wurde.
Die Festival-Leitung betont, dass die Vorführung Halyna Hutchins sowie deren Arbeit ehren soll. Die Reaktion von Hutchins' Mutter wirft jedoch Fragen auf, ob dieses Vorhaben gelingt.
Dem "Hollywood Reporter" zufolge wird Olga Solovey nicht an der Premiere teilnehmen. Es sei zwar immer ihre Hoffnung gewesen, die Arbeit ihrer Tochter auf einer großen Leinwand zu sehen, aber "leider wurde mir das genommen, als Alec Baldwin seine Waffe abfeuerte und meine Tochter tötete."
In dem Statement kritisiert Solovey den Umgang Baldwins mit dem tragischen Vorfall scharf:
Statt sich zu entschuldigen, so Solovey, "versucht [Baldwin], ungerechtfertigt von der Tötung meiner Tochter zu profitieren." Filmfestivals dienen Produzenten in der Branche häufig als Sammelpunkte, um Käufer für ihre Werke zu finden, was für "Rust" naturgemäß eine Herausforderung ist. Baldwin selbst wurde nicht zur Premiere eingeladen.
Die Anwältin Gloria Allred vertritt die Interessen von Hutchins' Familie, sie stützt in einem eigenen Statement die Vorwürfe gegen Alec Baldwin. Dieser habe durch seine Anwälte Falschbehauptungen über die Beziehung der Kamerafrau zu ihren Verwandten verbreitet, es als entfremdet diskreditiert. "Die Entscheidung, die Familie nicht einmal anzurufen, um sich zu entschuldigen, ist grausam und entehrt Halyna und ihr Andenken", erklärt Allred.
Große Verleiher machen aufgrund der Entstehungsgeschichte einen Bogen um "Rust". Ebendiese Entstehungsgeschichte zieht wiederum das Publikum in Scharen an. Die hohe Nachfrage nach Tickets für die Weltpremiere in Polen ließ das Verkaufsportal zusammenbrechen.
"Rust" fand bereits vereinzelte Käufer im Ausland, sucht aber noch immer nach Interessenten in den USA, dem wohl wirtschaftlich einträglichsten Markt für einen Western. Ob "Rust" jemals in Deutschland veröffentlicht wird, ist fraglich.