Mit "Vikings: Valhalla" möchte Netflix von dem Hype profitieren, den Michael Hirst mit seiner Serie "Vikings" losgetreten hat: Die erste Staffel der Fortsetzung, die 100 Jahre nach dem Original spielt, erschien am 25. Februar bei dem Streaming-Dienst und schaffte es auch direkt auf Platz eins der Netflix-Charts. Für viele Abonnenten gab es jedoch ein böses Erwachen, denn in vielerlei Hinsicht kann die Serie nicht wirklich überzeugen.
Dennoch hat Netflix große Pläne für "Vikings: Valhalla". Der Godwin-Darsteller David Oakes verriet jetzt in einem Interview mit "Decider", wie viele Staffeln sich der neue Showrunner Jeb Stuart vorstellt.
Eigentlich ging es im Interview um die Entwicklung der Figur Godwin in der Serie, doch in einem Nebensatz enthüllt Oakes auch ganz direkt, wie der langfristige Fahrplan für das Sequel aussieht:
Angesichts der Beliebtheit von "Vikings" überrascht es einerseits nicht wirklich, dass der Streaming-Anbieter große Hoffnungen in das Spin-off setzt. Wenige Tage nach dem Release zeichnet sich jedoch ab, dass viele Abonnenten unzufrieden sind. Dies beginnt bei der Ausstattung bzw. den Looks der Figuren und endet bei hitzigen Diskussionen um die historische Plausibilität einer schwarzen Jarl. Netflix könnte gut beraten sein, sein Vorhaben noch einmal zu überdenken – gleichwohl die Aufrufzahlen für "Vikings: Valhalla" zumindest im Moment noch überzeugen dürften.
In sozialen Netzwerken oder auch auf "Reddit" bewerten einige Fans die Einbindung der schwarzen Kattegat-Machthaberin Estrid Haakon als unnötiges Zugeständnis an den Zeitgeist. Dabei ist es durchaus nicht unwahrscheinlich, dass es Schwarze in der Wikinger-Gemeinschaft gab, schließlich waren die Wikinger Reisende, die es unter anderem nach Nordafrika zog. Hinzukommt: Ebenso wie die Vorgänger-Serie wimmelt auch "Vikings: Valhalla" nur so vor erzählerischen Verdichtungen und historischen Ungenauigkeiten. Wer sich dann ausgerechnet an einem fiktiven schwarzen Charakter am meisten stört, lässt tief blicken.
Andere Kritikpunkte an der Serie sind hingegen absolut valide. So bemängeln diverse User den "sauberen" Look der Wikinger. "Ich finde es toll, wie diese Wikinger wie Models aus einer H&M-Winterkampagne aussehen", spottet beispielsweise ein Schreiberling auf "Reddit". Für Erheiterung sorgt insbesondere die Tatsache, dass es sogar Charaktere gibt, die einen Männerdutt tragen. Im Hinblick darauf witzelt ein Zuschauer: "In Staffel zwei werden sie noch Birkenstock-Sandalen hinzufügen."
Die mangelhafte Figurenzeichnung und die überwiegend dürftigen schauspielerischen Leistungen stehen ebenfalls im Mittelpunkt, während die Action – eigentlich Jeb Stuarts Steckenpferd – allenfalls durchschnittlich ist. Im Zusammenhang damit fällt zudem die recht lieblose deutsche Synchronisation ins Gewicht, die vor allem Emma von der Normandie sehr eintönig wirken lässt.
Ein weiteres Problem: Keiner der Darstellerinnen und Darsteller reicht in Sachen Ausstrahlung an das Charisma der "Vikings"-Stars heran. Echte Persönlichkeiten wie Ragnar, Ivar oder Lagertha, die die Serie tragen können, sucht man bei "Vikings: Valhalla" vergebens. Vielleicht auch deshalb bemüht sich die neue Show an einigen Stellen zumindest um Namedropping – und mit dem Seher hat es eine Figur aus dem Original tatsächlich auch in die Fortsetzung geschafft. Gleichauf sind die Produktionen in qualitativer Hinsicht damit aber natürlich noch lange nicht. Das Beispiel eines "Reddit"-Nutzers bringt es auf den Punkt:
Natürlich sind unmittelbar nach dem Release viele "Vikings"-Fans erst einmal neugierig auf "Valhalla". So lässt es sich erklären, dass die erste Staffel direkt den ersten Platz bei Netflix eroberte. Ob das Interesse aufrechterhalten werden kann, erscheint aber bereits in Anbetracht der zweiten Staffel fraglich, die übrigens schon abgedreht ist.
Legt Netflix nicht eine gewaltige Schippe drauf, könnte "Vikings: Valhalla" spätestens mit Staffel drei im Nirwana der digitalen Bibliothek verschwinden. Dies wäre für den Streaming-Dienst nicht zuletzt deshalb ärgerlich, weil die Produktion eine Menge Geld verschlingt. Vielleicht sollte sich Jeb Stuart seines großen Vorhabens doch nicht allzu sicher sein...
(ju)