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"Civil War" neu bei Netflix: Die Trump-Präsidentschaft als Sci-Fi-Horror

"Civil War" zeichnet eine extrem nahe USA-Dystopie.
"Civil War" zeichnet eine extrem nahe USA-Dystopie. Bild: a24
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"Civil War" startet bei Netflix: Die Trump-Präsidentschaft als Sci-Fi-Horror

18.12.2024, 09:3618.12.2024, 09:36
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Die gruseligsten Dystopien sind meistens jene, die sich die Zukunft gar nicht allzu exotisch vorstellen, sondern kurz vorspulen und die aktuellen Verhältnisse in destabilisierter Form abbilden.

"Civil War" legt nur einen Katzensprung in die Zukunft hin, vielleicht ein paar Jahre. Die Technik hat sich so gut wie gar nicht weiter-, sondern eher ein wenig zurückentwickelt. Es gibt keine Hologramm-Riesen wie in "Blade Runner 2049". Die USA sehen aus wie in "House of Cards" oder "Grey's Anatomy", nur eben hier und da verwüstet vom Krieg.

"Civil War" zeigt sowas wie eine politische Apokalypse in den USA und könnte damit natürlich kaum aktueller sein. Gut, dass er am Mittwoch bei Netflix anläuft, perfektes Timing.

Jetzt bei Netflix: Die USA-Dystopie "Civil War"

Das neue Werk von Sci-Fi-Experte Alex Garland ("Ex Machina") startete Anfang des Jahres in den Kinos, als sich die zweite Amtszeit von Donald Trump lediglich zart abzeichnete, sie war noch keine Gewissheit. Mittlerweile ist Trump gewählt, im kommenden Januar wird er als Präsident vereidigt.

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Der autoritäre US-Präsident in "Civil War" tritt gerade seine dritte Amtszeit an und damit eine mehr als die US-Verfassung erlaubt, ein Hinweis auf die Auflösung demokratischer Säulen. In dem Land tobt ein Bürgerkrieg (daher der Titel, "Civil War"), der die Staaten spaltet. Die sogenannten Western Forces, gebildet aus Texas und Kalifornien, wollen den Präsidenten stürzen und rücken gefährlich nahe an das verriegelte Machtzentrum heran.

Ein Team aus Foto-Journalist:innen (Kirsten Dunst, Wagner Moura, Cailee Spaeny und Stephen McKinley Henderson) will ein letztes Interview mit dem Staatsoberhaupt (Nick Offerman) führen und begibt sich dafür hinter die Frontlinien.

Wie man die Trump-Realität als Sci-Fi-Horror weiterdenkt

Der Plot entwirft natürlich ein Katastrophen-Szenario, das aber plausibel an jüngere Entwicklungen in den USA anschließt.

Politische Beobachter:innen hegen ernsthafte Befürchtungen, Trump könnte die USA in eine Diktatur verwandeln und eine dritte Amtszeit anstreben. Frauen fürchten um Freiheitsrechte, Einwander:innen um ihre Heimat.

Und dann ist da natürlich noch die Erinnerung an den 6. Januar 2021, der die Horror-Vision von "Civil War" entscheidend geprägt haben dürfte. Damals stürmten Trump-Anhänger:innen das Kapitol in Washington D.C..

Besonders viel Fantasie für das "Civil War"-Szenario benötigt man leider nicht. Schwer bewaffnete Milizen lauern hier an jeder Ecke. Garland schickt die Fotograf:innen wie ein Bündel menschlicher Drohnen in die Schlachtfelder, woraus sich ein quasi-dokumentarisches Road-Movie ergibt – mit intensiv inszenierten Gewaltausbrüchen.

"Civil War": Endlich ein Vorwand zum Schießen

Wer von "Civil War" eine politische Positionierung erwartet, dürfte allerdings enttäuscht werden. Die Aussparung eines schärferen politischen Hintergrundgemäldes kann man dem Regisseur durchaus vorwerfen. Wer in dem Szenario eigentlich gegen wen kämpft, wird nie richtig klar. Die klaren Fronten aus Demokraten und Republikanern haben sich entweder aufgelöst oder werden nicht weiter adressiert.

In der Mitte des Films geraten die Hauptfiguren in ein Scharfschützen-Gefecht. Die Fragen, auf welcher Seite die Parteien kämpfen, beantworten die Schützen so: Sie töten, wer versucht sie zu töten. Vielleicht haben sie auch einfach Spaß am Schießen. Gleichzeitig gibt es ausdrücklich faschistische Figuren wie die von Jesse Plemons, die ihre rassistische Energie genüsslich in Gewaltexzesse umwandeln.

Man wird bis zum Ende nicht so richtig schlau aus "Civil War", vielleicht weil ihm die Darstellung des Schlimmstmöglichen genügt.

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