Anfang des Jahrtausends arbeitete Jenny Marchick für Mandeville, eine kleine Produktionsfirma, die zum Disney-Konzern gehört. Im Jahr 2003 soll auf Jenny Marchicks Schreibtisch ein Drehbuchentwurf für den Film "Bucky" gelandet sein – geschrieben von Buck Woodall, der bis 2008 einen weiteren Entwurf mit neuem Titel bei Jenny Marchick einreichte. Die hochrangige Angestellte soll das Drehbuch anschließend "heimlich" an Disney weitergeleitet haben.
Aus "Bucky" und "Bucky the Wave Warrior" wurde nichts. Aber 13 Jahre später entstand der Disney-Animationsfilm "Vaiana", der an den Kinokassen über 600 Millionen US-Dollar erwirtschaftete.
Am Sonntag wurde bekannt, dass Buck Woodall Disney wegen Urheberrechtsverletzung verklagt. Aus seinem Drehbuch-Material soll das weltweit erfolgreiche "Vaiana"-Franchise hervorgegangen sein. Bereits im vergangenen November strengte Woodall eine Klage an, die allerdings an einer Frist scheiterte.
Die neue Klage konzentriert sich auf den erst im vergangenen Dezember erschienen "Vaiana 2". Im Erfolgsfall könnte sie Disney großen finanziellen Schaden zufügen.
In der Klage heißt es laut "Entertainment Weekly", Woodall habe "extrem große Mengen an geistigem Eigentum und Geschäftsgeheimnissen" geliefert, die von Disney unrechtmäßig verwendet worden seien. Darunter folgende Materialien:
Woodall hält an diesem Material weiterhin das Urheberrecht. Schon bei der Weiterreichung des Materials seien "rechtliche Schlupflöcher" innerhalb von Disney komplexer Unternehmensstruktur ausgenutzt worden.
Die wichtigere Frage dürfte nun aber lauten: Wie deutlich sind die Parallelen zwischen "Bucky" und "Vaiana" tatsächlich?
In der Klage listet Woodall verschiedene Spiegelungen zwischen seiner Schöpfung und den "Vaiana"-Filmen auf:
Der zweite Teil vereint einen Großteil dieser Elemente erneut. So kämen in Woodalls Entwürfen ebenfalls ein Hahn und ein Schwein vor. Es gehe um eine Mission, die einen Fluch brechen muss. Dabei treffen die Held:innen auf den Kakamora-Stamm.
"Vaiana" wuchs seit seinem Start zu einem Milliarden-Franchise heran. Neben den Kinofilmen verkaufte Disney auch Merchandise mit der Marke, also Spielzeug, Kleidung und dergleichen.
Woodall fordert in der Klage als Schadensersatz 2,5 Prozent der Bruttoeinnahmen von "Vaiana", was "Entertainment Weekly" zufolge 10 Milliarden Dollar entsprechen soll. Diese Zahlen griff unter anderem auch das Branchenblatt "Hollywood Reporter" auf. Der Betrag erscheint ungewöhnlich hoch angesetzt. Wie genau sich die Zahlen zusammensetzen, ist unklar.
Ob der Fall vor Gericht verhandelt wird, muss sich noch zeigen. Urheberrechtsklagen sind in Hollywood traditionell wenig erfolgversprechend. Ähnliche Vorwürfe gegen Netflix und die Schöpfer der Serie "Stranger Things" waren 2023 gescheitert.