Horrorfilme können positive Effekte auf die menschliche Psyche haben
Sich mal so richtig gruseln, das ist besonders in der Zeit rund um Halloween beliebt. Ein beliebtes Mittel der Wahl sind dabei Horrorfilme – je verstörender, desto besser.
Aber warum tun sich Menschen diese Horror-Hölle an? Wissenschaftliche Studien haben ergeben: Bei vielen steckt mehr dahinter, als nur der Hype nach dem Adrenalinkick. Das Ertragen von Horrorfilmen kann sogar positive Effekte auf die eigene Psyche haben.
Horrorfilm schauen: Darum wirkt die Angst verlockend auf Menschen
Colton Scrivan ist Psychologe an der Arizona State University. Seiner Analyse nach sind Horrorgeschichten ein Trainingsfeld für das menschliche Gehirn, wie er der BBC erklärte. Wir könnten darin gefahrlos erkunden, wie Bedrohungen aussehen und wie wir darauf reagieren könnten. Das würde dafür sorgen, dass wir uns besser auf reale Gefahren vorbereiten.
Hinzu kommen persönliche Motivationen. Diesen ist er in einer Studie mit 400 Teilnehmenden nachgegangen. Die Auswertung zeigte, dass sich drei Gruppen von Horrorfans unterscheiden lassen: Einerseits gibt es die klassischen "Adrenaline Junkies", die den Nervenkitzel genießen und sich durch die Angst "lebendiger" fühlen.
Dann gibt es jedoch auch die "White Knucklers" (deutsch "weiße Knöchel"), die die Angst an sich nicht unbedingt mögen, aber das "Gefühl, die Angst zu überwinden". Schließlich gibt es noch die "Dark Copers", die Horror gezielt nutzen, um mit Stress, Angst oder Depressionen besser zurechtzukommen.
Um seine Theorie in der Praxis zu testen, arbeitete er mit Forschenden in Dänemark zusammen und analysierte die Besucher:innen eines Horror-Labyrinths. Dort zeigten sich die gleichen drei Typen von Horrorfans.
Scrivner erklärte der BBC, Horror könne sogar therapeutisch genutzt werden, um Menschen im Umgang mit schwierigen Situationen zu stärken. Denn aus gruseligen Filmen oder Büchern könnten wir laut dem Psychologen lernen, unsere Angst auf ein erträgliches und zugleich aufregendes Maß herunterzuregeln.
Horror als Therapieform zur besseren Stressbewältigung
Das könnte uns trainieren, Stress im Alltag besser zu bewältigen. Er fasst die Vorteile des Horror-Konsums laut der BBC so zusammen:
Das wiederum wird in den Niederlanden bereits genutzt, um Kindern mit Angststörungen zu helfen.
Horrorspiel "MindLight" kann ängstliche Kinder therapieren
Im Videospiel "MindLight" bewegen sich die Kinder durch ein Spukhaus voller Monster. Währenddessen tragen sie ein EEG-Headset, das ihre Gehirnaktivität misst und eine Lampe auf der Spielfigur steuert: Je entspannter das Kind bleibt, desto heller leuchtet das Licht – es wird also für Ruhe belohnt.
Gelingt es dem Kind, in einer Gruselsituation gelassen zu bleiben, verwandelt sich das Monster in ein niedliches Kätzchen, das ihm folgt. Wird es hingegen zu ängstlich, erscheint ein Hinweis mit Tipps zur Beruhigung.
Mehrere klinische Studien zeigten dem Forscher zufolge, dass Kinder, die dieses Spiel regelmäßig nutzen, im Alltag deutlich weniger Angst verspüren. Diese Erfolge seien vergleichbar mit einer klassischen kognitiven Verhaltenstherapie.
Scrivner sagte der BBC dazu: "Das ist beeindruckend, denn das ist der Goldstandard zur Behandlung von Angststörungen bei Kindern."
