Bild: TVNOW/VOX
Interview
Die Löwen sind zurück. Am Dienstag strahlte Vox die erste Folge der diesjährigen Staffel von "Die Höhle der Löwen" aus. Die Gründer präsentierten den Löwen unter anderem eine Lern-App, ein Brat-Pulver und spezielle Kufen, mit denen Rollstühle und Kinderwägen nicht mehr im Schnee einsacken sollen. Mit dabei war auch Investor Frank Thelen.
Watson sprach vor Staffelstart mit Thelen. In Teil 1 des Interviews, den ihr hier nachlesen könnt, sprach er mit uns unter anderem über Flugtaxis, seine Mit-Löwen und das "DNA-Problem", das ihn an den Deutschen so ärgert. Hier in Teil 2 spricht Thelen über Deals, die er bereut – und eine Ex-Parteimitgliedschaft, bei der es ihm genauso geht. Außerdem verrät er, warum er für das solidarische Grundeinkommen ist – und für Friedrich Merz als CDU-Kanzlerkandidat.
watson: "Höhle der Löwen" hat ja mittlerweile einige Millionen-Unternehmen hervorgebracht. Gibt es eine Idee, bei der Sie mittlerweile bereuen, dass sie damals nicht investieren wollten?
Frank Thelen: Natürlich gibt es immer wieder Ideen, die ich verpasse und Startups, die ich falsch einschätze. Das bereue ich aber nicht. Stattdessen prüfe ich, ob ich meinen generellen Ansatz als Investor anpassen muss, was ich dann auch öfter getan habe. Mittlerweile investiere ich nur noch in Ausnahmefällen in Apps und hauptsächlich in tiefgreifende Entwicklungen wie Quantencomputer, elektrische VTOL-Jets oder Energiespeicher.
Energiespeicher und Quantencomputer. Lag ihr größter beruflicher Scoop auch in den großen Dingen der Zukunft?
Naja, das war der Verkauf meiner ersten Firma. Eine Firma aus einer Nische. Ein Online-Fotoservice, den wir wirklich komplett aus dem Cashflow heraus aufgebaut haben zu einem Weltmarktführer. Wir hatten noch hundert Prozent der Anteile. Das dann nach Asien an ein wirklich großes Unternehmen zu verkaufen, war ein großer Erfolg und hat mir mein erstes Spielgeld aufs Konto gebracht, mit dem ich dann weiter investieren konnte.
Und bereuen Sie einen Deal bei der "Höhle der Löwen", den sie abgeschlossen haben?
Ich habe schon in Startups investiert, bei denen ich mich im Nachhinein wirklich drüber geärgert hab. Das passiert immer wieder.
Zum Beispiel?
Crispy Wallet aus Staffel 1. Das Startup hat Portemonnaies, Laptophüllen und Taschen verkauft. Es musste Insolvenz anmelden. Fittaste hat Fertiggerichte für Sportler verkauft und ist ebenfalls insolvent gegangen. Da bereue ich natürlich, dass ich damals die Entscheidung getroffen habe, zu investieren.
An was lag es am Ende?
Das muss man immer von Fall zu Fall sehen. Die Grundidee von Fittaste war gut. Aber wir haben es nicht so auf die Straße bekommen, wie ich es mir erhofft habe. Woran es im Einzelnen lag, kläre ich aber immer mit meinen Gründern und dem Team. Nicht öffentlich.
Klingt fair. Sie gelten insgesamt als nahbarer Gründer-Coach. Welchen Rat geben Sie Ihren Gründern mit?
Am wichtigsten ist, immer wieder aufzustehen. Alle Gründer, die ich mitbetreuen durfte, haben harte Schicksalsschläge hinter sich. Die entscheidende Frage ist, wie du als Gründer damit umgehst. Zu denken, die Welt ist böse und andere sind schuld, ist falsch. Sich stattdessen zu fragen, was man aus einer unglücklichen Situation lernen kann – das ist eine der Kerneigenschaften, die Erfolg von Misserfolg unterscheidet.
Sie haben beides kennengelernt, Erfolg und Misserfolg. Deutschland gilt im Allgemeinen oft als erfolgreiches Land. Wie sehen Sie das?
Etwas differenzierter. Ich denke, die Große Koalition bedeutet Stillstand für Deutschland. Die SPD ist kaputt. Sie bewegt sich irgendwo zwischen dem Unternehmer Robert Maier, der den Vorsitz der Partei übernehmen will, und Kevin Kühnert, der am liebsten die DDR zurückhaben möchte. Die SPD postet lustige Bildchen, in denen Gelddruckmaschinen Millionäre in der Hängematte mit Geld überschütten. Aktuell ist die SPD planlos.
Das sind aber harte Worte…
Sie treffen aus heutiger Sicht zumindest auf die SPD zu. Ich hoffe, das wird sich wieder ändern. Die SPD ist nur mit sich selbst beschäftigt. Für mich stellt sie aktuell keine Option da. Das nächste Problem ist also, wen die Deutschen in Zukunft wählen. Mit den Linken und der AfD haben wir zwei radikale Parteien, die viel Zulauf bekommen, weil die Deutschen klare Ansagen von den demokratischen Parteien vermissen.
Für Sie sind die Linke also gleichzustellen mit der AfD? Da würden viele widersprechen.
Es sind natürlich nicht die gleichen Parteien. Aber ich halte sowohl AfD als auch Linke für nicht demokratisch und nicht wählbar. Die Frage aber ist doch, wie wir es jetzt mal wieder schaffen, mutige Entscheidungen zu treffen. Wir sind in einer Zeit, in der Künstliche Intelligenz voranschreitet. Roboter, 5G. Bildung ist ein Riesenproblem, wir haben die globale Erderwärmung. Wir müssen uns trauen, Entscheidungen zu treffen und offen und authentisch über Probleme zu sprechen. Nur "wohlfühlen" und Stillstand akzeptieren die Menschen nicht mehr. Und mittelfristig brauchen wir eine Antwort darauf, wenn Technologie viele Jobs überflüssig macht.
Es werden also Jobs verloren gehen, glauben Sie?
Ja, es werden Jobs verloren gehen und viele Tätigkeiten werden Software und Roboter x-mal so gut machen wie wir. Auch wenn das heute noch nicht so viele Leute sehen.
Und wie lautet Ihre Antwort darauf?
Das solidarische Grundeinkommen.
Sie sind fürs Grundeinkommen?
Wir brauchen es nicht heute, aber wir brauchen es perspektivisch. Wir brauchen Antworten auf den Wegfall von Jobs, damit wir keine brasilianischen Verhältnisse und keinen Donald Trump in Deutschland bekommen.
Sie selbst waren CDU-Mitglied, sind 2017 ausgetreten. Bringt Annegret Kramp-Karrenbauer Sie dazu, wieder einzutreten?
Nein. Es war ein taktischer Fehler, in die CDU einzutreten. Ich habe das damals gemacht, weil ich mehrfach Angela Merkel treffen durfte und ich sie als Politikerin und Mensch großartig fand. Ich möchte mich aber parteilich unabhängig engagieren, und das war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich. Die CDU halte ich nach wie vor für eine gute Partei, aber ich werde kein Parteibuch mehr haben.
Und AKK?
AKK ist nicht meine erste Wahl für den Vorsitz der CDU. Ich durfte sie auch schon zwei, drei Mal treffen. Sie ist eine gute Politikerin. Aber ich glaube, Friedrich Merz wäre in der aktuellen Situation die passendere Besetzung.
Sie sind also Team Merz, wenn es um die Kanzlerkandidatur geht.
Definitiv. Friedrich Merz kann Kanzler. Aber ich bin nicht mehr in der Partei – das muss die CDU entscheiden. Ich werde auch bei dieser Bundestagswahl einzelne Personen von CDU, CSU und FDP unterstützen. Mein Ziel ist eine Regierung von Union und FDP, und das ist noch viel Arbeit (lacht).
Zum Schluss noch eine persönliche Frage. Wenn Sie aktuell zurückblicken, worauf sind Sie in Ihrem Leben besonders stolz?
Auf zwei Dinge. Erstens, dass ich immer wieder aufgestanden bin, auch wenn es manchmal echt unschöne Situationen in meinem Leben gab. Eine drohende Privatinsolvenz, Studienabbrüche. Ich bin von der Schule geflogen. Aber ich habe nie aufgegeben. Das Zweite ist die Beziehung mit meiner Frau. Es ist nicht leicht, so lange eine Partnerschaft zu führen und sich dabei immer wieder gegenseitig weiterzubringen. Wir haben heute unseren 13. Hochzeitstag gefeiert und ich war noch nie so glücklich, Sie zu haben, wie heute. Darauf bin ich stolz.