Seit dem 1. September läuft die bereits dritte Staffel von "Princess Charming" – mittlerweile nicht mehr bei Vox, sondern nur noch auf RTL+. 20 Kandidatinnen kämpfen um die Gunst von Madleen Matthias, die sich auf Instagram mit folgenden Stichworten selbst beschreibt: "Fernweh, typische Waage, intersektionale Feministin". (Anmerkung der Redaktion: Beim intersektionalen Feminismus geht es darum, dass es neben Sexismus auch andere Diskriminierungsformen gibt, die ebenso abgebaut werden müssen. Dazu gehören beispielsweise die Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit. Demnach kann eine schwarze Frau zugleich von Sexismus und Rassismus betroffen sein.)
In den neuen Folgen gibt es ein Wiedersehen mit Elsa, die bereits in Staffel eins von "Princess Charming" als Kandidatin mit dabei war – und mächtig polarisierte. Eine Undercover-Aktion von Madleen soll das Geschehen zudem aufpeppen: Als Crew-Mitglied verkleidet konnte sie sich die Frauen schon einmal am Flughafen von Koh Samui ansehen, ohne, dass diese etwas davon mitbekamen.
Im watson-Interview verrät Madleen, wie sie noch mehr Feminismus in die Show bringt, ohne das Mainstream-Publikum zu verschrecken – und gesteht, dass sie keinen Fernseher besitzt.
Watson: Du bist die jüngste Princess Charming bislang. Bist du wirklich mit dem Ziel in die Show gegangen, den Mensch fürs Leben zu finden oder bist du (noch) gar nicht bereit, dich so fest zu binden?
Madleen Matthias: Ich bin die Sache mit so wenigen Erwartungen wie möglich angegangen, aber natürlich habe ich mehrere Szenarien im Kopf durchgespielt. Wenn man da mit einer coolen Frau an seiner Seite rausgeht – was will man mehr? Wenn es nicht dazu kommt, ist es aber auch in Ordnung. Dann bin ich nicht allzu traurig. Im "normalen" Leben lässt sich auch nichts erzwingen.
Du konntest schon undercover am Flughafen einen Blick auf die Kandidatinnen werfen. Wie kam es dazu?
Es sollte etwas Cooles und Neues sein, das auch ein wenig Abwechslung reinbringt. Mir gab es die Gelegenheit, schonmal abzuchecken, wer da so ist und wie sich die Kandidatinnen verhalten. Für sie macht es einen Unterschied, ob sie wissen, dass die Princess sie beobachtet, oder eben nicht. Wenn sie der Princess gegenüberstehen, wollen sie Eindruck schinden und Pluspunkte sammeln, das gab es am Flughafen eben nicht. Ich hatte darauf spekuliert, dass sie vielleicht die Hüllen fallen lassen (im übertragenen Sinne), weil sie davon ausgehen, dass ich noch nicht da bin.
Hat es für dich eine Rolle gespielt, dass in deiner Staffel mit Elsa oder Stephie mehrere Kandidatinnen dabei sind, die schon Erfahrung mit Dating-Shows haben?
Gestört hat es mich auf jeden Fall nicht. Man hat schon gemerkt, dass diese Kandidatinnen ein bisschen sicherer in ihrem Auftreten sind. Das fand ich sogar ganz cool, zumal man sich darüber vielleicht auch im Nachhinein noch austauschen kann. Ich glaube aber nicht, dass es mich beeinflusst hat.
Hast du dir vorab eine Strategie zurechtgelegt, um allen 20 Kandidatinnen gerecht zu werden?
Ich habe versucht, vom Anfang bis zum Ende aufgeschlossen zu bleiben. Eine Strategie hatte ich zwar nicht, aber ich habe schon darauf geachtet, dass ich mit allen Kandidatinnen Gespräche führe und jeder Aufmerksamkeit schenke. Das war allerdings richtig schwer, muss ich zugeben.
Ich höre da heraus, dass es dir nicht zu 100 Prozent gelungen ist…
Dadurch, dass die Frauen auch viel auf mich zugekommen sind, lag das gar nicht immer komplett in meiner Hand. Man spricht mit einer Frau, dann kommt auch schon die nächste. Vieles ergab sich also auch ohne mein Zutun. Trotzdem war es schwierig und ich dachte manchmal: Vielleicht hätte ich mit der einen oder anderen doch noch einmal reden sollen.
Hattest du auch mal den Gedanken, dass die Kandidatinnen untereinander anbandeln könnten?
Auf jeden Fall. Darüber habe ich von Anfang an nachgedacht. Meine Einstellung dazu: Cool, wenn es passiert. An der Stelle der Kandidatinnen würde ich mich auf so etwas wahrscheinlich auch einlassen. (lacht) Es ist Sommer, viele queere Frauen sind an einem geilen Ort auf einem Haufen – natürlich kann da eine knisternde Stimmung aufkommen. Dafür habe ich volles Verständnis.
Du setzt dich stark für Feminismus und die queere Community ein. Hast du Bedenken, dass du das Mainstream-Publikum damit überfordern könntest?
Ich achte darauf, dass ich nicht zu extrem rüberkomme. Das ist mir wichtig. Ich versuche, so über die für mich wichtigen Themen zu sprechen, dass sie für alle zugänglich sind. Ich möchte niemanden belehren in dem, was falsch oder was richtig ist. Für jemanden, der sich noch nie damit befasst hat, sollen die ersten Berührungspunkte angenehm sein. Von Personen, die "Princess Charming" verfolgen, habe ich aber auch schon positives Feedback bekommen, in die Richtung: "Ich finde es gut, dass du solche Themen ansprichst." Daher denke ich, ich habe es ganz gut gemacht.
Verfolgst du generell bei Social Media, wie du beim Publikum ankommst?
In den ersten paar Tagen nach der Cast-Verkündung habe ich die Reaktionen verfolgt, aber dann bekam ich Zweifel, denn man weiß nie, was Kritik mit einem macht. Neugierig bin ich trotzdem, hin und wieder schaue ich mir also noch Kommentare an.
Findest du, dass queere Menschen mittlerweile ausreichend im Fernsehen repräsentiert sind?
Nein, queere Menschen sind noch nicht ausreichend repräsentiert. Darum finde ich es gerade gut, dass es "Princess Charming" gibt – auch, wenn die Serie momentan nur beim Streaming-Dienst RTL+ und nicht im linearen Programm läuft.
Ist es nicht ein großer Nachteil für das Format, dass es zuletzt nicht mehr bei Vox lief?
Es gibt, gerade unter jüngeren Menschen, so viele, die fast nur noch auf Streaming-Plattformen unterwegs sind. Die schauen zum Teil gar kein lineares TV mehr. Ich zum Beispiel habe keinen Fernseher. Mir ist es wichtig, dass es "Princess Charming" überhaupt gibt und queere Liebe normalisiert wird. Über die Streaming-Plattform stoßen viele Menschen auf die Sendung, die eigentlich gar nicht in der queeren Bubble sind. Insofern bietet es eine große Chance. Da Streaming generell so beliebt ist, kann sich die Sendung ganz neue Fans erschließen. Nur ältere Personen, die vielleicht noch gar keine Streaming-Angebote nutzen, sind schwieriger zu erreichen.
Es gibt einige Kandidat:innen, die Reality-Shows auch als Sprungbrett nutzen, um zum Beispiel eine Social-Media-Karriere zu starten. Hast du diesbezüglich auch Ambitionen?
Die Frage wurde mir tatsächlich auch schon oft aus meinem Umfeld gestellt. Ich würde es nicht ausschließen, aber momentan habe ich Zweifel, ob das meine Schiene ist. Als klassische Influencerin sehe ich mich eher nicht – wobei sich das natürlich noch ändern kann. Sollte es doch noch dazu kommen, würde ich meine Plattform wahrscheinlich dafür nutzen, um in die Richtung Aktivismus zu gehen.
Gibt es denn eine Social-Media-Persönlichkeit, die du richtig gut findest und die dir als Vorbild dienen könnte?
In Deutschland finde ich alexasearth sehr gut. Die produziert zwar nicht nur Aktivismus-Content, bei ihr geht es daneben viel um Ästhetik. Sie spricht aber eben auch über wichtige Themen – und sie ist queer. So etwas könnte ich mir am ehesten vorstellen.