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Peter Maffay mit heftiger Kritik an Casting-Shows im TV: "Unter der Gürtellinie"

Peter Maffay, Peter Maffay und seine Ehefrau Hendrikje Balsmeyer stellen auf der Pressekonferenz das neue Kinderbuch Anouk und das Geheimnis der Weihnachtszeit, 05.10.2023, Fabrik 23, Berlin, Deutschl ...
Peter Maffay wird selbst 75. Dennoch hat er zur jungen Generation eine klare Meinung. Bild: IMAGO/KreativMedia Berlin
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Peter Maffay zur Gen Z: "Dieses Pauschal-Urteil, dass junge Leute faul sind, ist zynisch"

07.10.2023, 13:1807.10.2023, 13:19
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Es ist ein guter Zeitpunkt, mit Peter Maffay zu sprechen. Er hat zusammen mit seiner Frau gerade ein neues Kinderbuch veröffentlicht. Er hat geheiratet. Und er hat seine Abschiedstournee angekündigt (die eigentlich keine ist, wie er richtigstellt). Über all das spricht er im Interview mit watson. Aber zusätzlich über ein Thema, das ihm offenbar am Herzen liegt: die junge Generation.

Ausgerechnet ihm. Dem Rocker, der nächstes Jahr 75 wird. Der sich um die Sorgen und Bedürfnisse der jungen Menschen eigentlich gar keinen Kopf mehr machen müsste. Ausgerechnet er hat zur Gen Z eine überraschende und deutliche Meinung.

Hendrikje Balsmeyer zu Anouk Band 3 Hendrikje Balsmeyer, Peter Maffay Pressekonferenz mit Peter Maffay und Hendrikje Balsmeyer zu Anouk Band 3 Fabrik 23 - THE CLASSROOM in Berlin, am 05.10.2023 *** He ...
Peter Maffay mit Ehefrau Hendrikje, die er 2022 geheiratet hat. Bild: IMAGO/Photopress Müller

Sie haben mit Ihrer Frau zusammen ein neues Kinderbuch geschrieben, das so heißt wie Ihre Tochter, "Anouk".

Wir wollten der Kleinen ein Geschenk machen, in Form von Geschichten, die sie sich – wenn sie in der Lage zu lesen ist – reinziehen kann. Ich kenne Hendrikjes lebhafte Fantasie. Dass bei diesen Geschichten etwas Gutes rumkommen würde, konnte ich mir schon vorstellen. Nun erscheint schon der dritte Teil.

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Sie haben gerade bekanntgegeben, dass Sie ab jetzt noch mehr Zeit mit Anouk und Ihrer Frau verbringen wollen. Deshalb gehen Sie 2024 auf Abschiedstournee.

Eine Abschieds-Nummer wird das nicht. Ich versuche nur, den Hebel ein bisschen anders umzulegen. Ich werde nächstes Jahr 75. Ich habe mich gefragt, ob ich jetzt wirklich schon wieder diesen Wahnsinns-Ritt durch die großen Arenen mitmachen sollte. Auf Dauer ist das für mich irgendwann nicht mehr zielführend. Aber davor will ich das noch einmal machen. Das ist nächstes Jahr.

Und danach?

Danach kommen Festivals. Oder Einzel-Gigs. Aber ich werde nicht auf Musik verzichten. Dafür ist Musik viel zu wichtig in meinem Leben. Aber bei meinem Sohn Yaris (Anm. d. Red.: Yaris ist heute 20 Jahre alt) habe ich leider viel zu viel verpasst. Das soll mir nicht noch einmal passieren. Wenn meine Tochter morgens aufwacht in ihrem kleinen Bettchen, wir zusammen frühstücken, ich sie zur Kita bringe – das ist unsere gemeinsame Zeit. Und das ist mir einfach zu wertvoll.

ANOUK feiert Weihnachten - PK Lesung mit Peter Maffay und Hendrikje Balsmeyer Übersicht / Feature PK / Pressekonferenz / Lesung Hendrikje Balsmeyer und Peter Maffay in den einmaligen The Classroom der ...
Gerade ist der dritte Teil der "Anouk"-Reihe von Peter Maffay und seiner Ehefrau Hendrikje erschienen (arsedition). Bild: IMAGO/Eventpress

Gerade wurde bekannt, dass Ihre Frau und Sie im April 2022 geheiratet haben. Hat das was verändert für Sie?

Es hat sich nichts verändert, seit dem ersten Tag nicht. Nur die Wahrnehmung von außen ist eine andere und das überaus eifrige Interesse an unserem Privatleben. Dem wollten wir aus dem Weg gehen. Deswegen haben wir die Klappe gehalten. Das war richtig so. Denn das ist die Normalität, in der wir leben. Und dabei soll es auch bleiben.

ANOUK feiert Weihnachten - PK Lesung mit Peter Maffay und Hendrikje Balsmeyer PK / Pressekonferenz / Lesung Songwriter Jens Gilles singt den eigens zum Buch komponierten neuen Anouk-Song in den einmal ...
"The Voice"-Teilnehmer Jens Gilles singt den eigens zum Buch komponierten neuen "Anouk"-Song.Bild: IMAGO/Eventpress

Lassen Sie uns über "The Voice" sprechen. Aktuell läuft die neue Staffel, in der letzten waren Sie Juror. Gucken sie regelmäßig zu?

Ich komme ehrlicherweise schwer dazu. Aber ich habe immerhin gleich zu Anfang mal reingeguckt.

Die Quoten sind seit Ihrer Staffel eingebrochen. Liegt das an den aktuellen Juror:innen?

Ich kann nichts dazu sagen, was die aktuelle Besetzung der Juroren mit den Einschaltquoten zu tun hat.

Giovanni Zarrella beispielsweise wird dafür kritisiert, dass er die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Giovanni Zarrella ist ein Freund von mir. Auch wenn es jetzt andere Juroren sind, glaube ich nicht, dass die sinkende Zuschauerzahl etwas mit uns Juroren oder mir zu tun hatte. Ich habe aus dieser Zeit eine Lehre gezogen: Ich fand diese Casting-Formate zum Teil grottig, weil der Umgang mit den Künstlern völlig unter der Gürtellinie war.

Mark Forster, Peter Maffay, Stefanie Kloß und Rea Garvey im Halbfinale der 12. Staffel der Castingshow The Voice of Germany 2022 im Studio Berlin Adlershof. Berlin, 28.10.2022 *** Mark Forster, Peter  ...
Mark Forster, Peter Maffay, Stefanie Kloß and Rea Garvey waren 2022 Juror:innen bei "The Voice".Bild: IMAGO/Future Image

Sie meinen "Deutschland sucht den Superstar" mit Dieter Bohlen?

Es gab mehrere Formate. Aber immer wieder habe ich dieses Verhalten als absolut unnötig empfunden. Ich will nicht immer moralisierend mit dem Zeigefinger daherkommen. Aber das macht man nicht, dem Schwächeren überdeutlich zu zeigen, was er nicht kann. Diese Formate sollten eigentlich da sein, um jemanden zu fördern und nicht, um jemanden zu trimmen. Den Fehler, den ich gemacht habe, war es, alles in einen Topf zu werfen. Denn bei "The Voice" passierte Gott sei Dank genau das Gegenteil. Der Umgang mit den Künstlern war total auf Augenhöhe, respektvoll und man bemüht sich dort ernsthaft, Leuten eine Hilfestellung zu geben. Wir Juroren sind alle selbst Künstler, denen es zutiefst zuwider ist, jemanden kleinzumachen.

"Die viel kritisierte Gen Z hat viel früher als wir kapiert, wohin es geht, wenn nichts passiert."

Die jüngere Generation, die Sie bei "The Voice" gefördert haben, wird oftmals kritisiert, sie sei faul, nur mit sich selbst beschäftigt. Wie blicken Sie auf die Gen Z?

Dieses Pauschal-Urteil, dass junge Leute faul sind, ist bequem, unrichtig, zynisch. Das kann man so nicht sagen. Es gibt bestimmt welche, die den einfachen Weg suchen. Die wenig tun und viel erreichen wollen. Aber das ist kein Urteil, das man allgemein anwenden kann. Es gibt viele junge Leute, die gesellschaftlich engagiert, politisch gebildet und ambitioniert sind, ihre Ziele zu erreichen. Ich mache eher den älteren Generationen, auch mir selbst, den Vorwurf, dass wir den jungen zu wenig Raum und zu wenig Motivation geben, damit sie sich entwickeln können. Leute für einen Weg begeistern zu können, heißt auch, dass man sich selbst anstrengen muss. Aber diese Anstrengung wird nicht oder zu wenig gemacht. Und man schließt aus dieser Situation fälschlicherweise, dass es kein Interesse an der Gestaltung einer Zukunftsperspektive gibt.

Ist die jüngere Generation für Sie auch ein Vorbild?

Wir erleben, dass es aktuell Konflikte gibt, die lange schon bei den jungen Menschen angekommen sind. Egal ob das Krieg ist oder Klima, sie hat sich schon längst eine Meinung dazu gebildet. Die viel kritisierte Gen Z hat viel früher als wir kapiert, wohin es geht, wenn nichts passiert. Sie zu stigmatisieren, ist eine vertane Chance. Man müsste ihnen mehr Respekt entgegenbringen für ihre Bedürfnisse, die sie artikulieren. Auch für die Art und Weise, wie sie sie artikulieren, müsste man mehr Verständnis aufbringen. Irgendwo hat ihr Verhalten einen Ursprung. Dafür gibt es einen Grund. Und wenn nicht respektiert wird, was sie empfinden und für richtig halten, dann werden wir keinen Konsens erzielen. Und dann kollidieren diese sehr unterschiedlichen Meinungen in eklatanter Form.

Sie sprechen von den Aktionen der letzten Generation?

Natürlich. Man kann verurteilen, wenn es zu Aktionen kommt, die dritte treffen oder in Mitleidenschaft ziehen. Aber der Grund für die Aktionen, ist die Ignoranz und die Unfähigkeit der älteren Generation, die Themen mit der Geschwindigkeit anzusprechen, die nötig wäre, um noch machbare Lösung zu erzielen.

"Diese fehlende Konsequenz und diese fehlende Geschwindigkeit in der Umsetzung spaltet eigentlich unsere Gesellschaft. Nicht die Flüchtlinge."

Angesichts der hohen Zahl von Geflüchteten aus der Ukraine wird aktuell in Deutschland wieder über Migrationspolitik gestritten. Sie sind selbst mit 13 Jahren mit Ihrer Familie aus Rumänien nach Deutschland gekommen. Mit welchem Gefühl lesen Sie gerade Nachrichten?

Ich bin selbst Migrant. Ich bin vor einigen Jahrzehnten aus Rumänien in Deutschland angekommen. Zunächst physisch, dann auch mit meinem Herz, meinem Gefühl und meinem Verstand. Deutschland ist meine Heimat geworden, ich lebe hier viel länger als überall anderswo. Aber ich weiß noch, wie sich das anfühlt, von außen zu kommen. Insofern kann ich verstehen, wenn Menschen aus verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Gründen, versuchen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Das haben wir auch gemacht. Diesem Umstand muss man mit Respekt begegnen. Man muss aber zwangsläufig feststellen, dass die Aufnahmefähigkeit einer Gesellschaft, begrenzt ist. Und wenn man diese Begrenzung nicht hinnehmen will, aus moralischen Erwägungen, kann ich das sehr gut verstehen. Aber dann muss man verstärkt gemeinsame, praktikable Lösungen finden.

Welche könnten das sein?

Ich glaube, dass es noch viele Optionen für Lösungen gibt. Sie werden nur nicht konsequent und schnell genug umgesetzt. Diese fehlende Konsequenz und diese fehlende Geschwindigkeit in der Umsetzung spaltet eigentlich unsere Gesellschaft. Nicht die Flüchtlinge.

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