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Für RTL war das Dschungelcamp auch in diesem Jahr ein Quotengarant. Regelmäßig verkündete der Sender stolz, dass "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" an einem Abend die meisten Zuschauer:innen zum Einschalten bewegen konnte. Und das, obwohl die Show für viele Aspekte kritisiert wird.
Eine von Civey durchgeführten Umfrage im Auftrag von watson ergab, dass 79 Prozent der Personen, die täglich fernsehen, der Meinung ist, dass das Dschungelcamp eingestellt werden sollte.
Auch mit den Kandidat:innen waren viele Zuschauer:innen demnach nicht zufrieden. Mit 54 Prozent war mehr als die Hälfte der befragten Personen der Meinung, dass die diesjährigen Kandidat:innen uninteressant seien. Befragt wurden in der ersten Woche des Dschungelcamps vom 19. bis zum 26. Januar in einer Online-Umfrage rund 2500 Personen, die täglich fernsehen. Für watson ordnet Medienexperte Ferris Bühler die Ergebnisse ein und zieht mit Blick auf RTL ein bitteres Fazit.
watson: 79 Prozent der TV-Zuschauer:innen findet, dass das Dschungelcamp eingestellt werden sollte. Ist das Dschungelcamp nicht mehr zeitgemäß?
Ferris Bühler: Generell funktionieren Reality-Shows im Privatfernsehen nach wie vor sehr gut, gehören zur festen DNA deren Unterhaltungsprogramme und sprechen dort ein großes Publikum an. Das Problem ist aber, dass bekannte und alteingesessene Formate nach zwei Jahrzehnten einfach Abnutzungserscheinungen haben: Das ist auch beim Dschungelcamp der Fall – die Zuschauenden kennen das Format und deren Inhalte mittlerweile in- und auswendig.
Welche Möglichkeiten bleiben RTL dann, um das Dschungelcamp interessant zu halten?
Um die Sendung auch nach 20 Jahren noch spannend zu gestalten und das Publikum zu begeistern, können die Produzenten lediglich mit möglichst spannenden Protagonisten punkten oder aber konzeptionelle Änderungen der Sendung vornehmen, wie dies RTL beispielsweise in der aktuellen Ausgabe von "Die Bachelors" gemacht hat. Je attraktiver die Zusammensetzung der Dschungelbewohner ist und je spannender deren Interaktionen im Camp, desto attraktiver ist die Sendung.
Wie kann es sein, dass offenbar niemand das Dschungelcamp mag, es aber trotzdem weiterhin so erfolgreich ist?
Gerade bei Reality-Shows ist immer wieder zu beobachten, dass sich viele Zuschauende zwar von den Protagonisten und dem Formate selbst genervt sind und sich aufregen, jedoch die Sendung dann trotzdem schauen, weil es eben irgendwie doch spannend ist. So verfolgen auch aktuell jeden Abend mehrere Millionen Menschen das Dschungelcamp und besorgen RTL bei den 14- bis 49-Jährigen in der Primetime die Marktführerschaft.
Waren in diesem Jahr zu viele Influencer:innen und Reality-TV-Sternchen im Camp?
Definitiv. RTL steckt im Dschungelcamp momentan in der Trash-TV-Recycling-Falle fest. Solange in der Sendung weiterhin relativ unbekannte Gesichter und "low hanging fruits" wiederverwertet werden, ist die Sendung nicht attraktiv. Das Dschungelcamp ist die wohl teuerste Reality-Show-Produktion, die Protagonisten kommen jedoch aus relativ billigen Reality-Formaten. Das ist, wie wenn ich für eine Hollywood-Produktion eine Laienschauspielgruppe aus Buxtehude verpflichten würde.
Vor welchem Problem steht RTL, wenn es um die Auswahl des Casts geht?
Nach 20 Jahren ist es unglaublich herausfordernd, noch spannende Kandidaten für das Dschungelcamp zu gewinnen, da der Promi-Markt größtenteils bereits 'abgegrast' ist. Jene VIPs, die fürs Dschungelcamp geeignet waren und auch mitmachen wollten, waren schon alle einmal dabei. Entweder schaffen es die Produzenten, gestandene Prominente zur Teilnahme an der Sendung zu überreden oder sie setzen auf "neue" Gesichter. Deshalb finden wir immer mehr Reality-TV-Sternchen oder Influencer:innen im Cast, welche jedoch ein Großteil der Zuschauenden (noch) nicht kennt.
Was muss RTL bei der Auswahl des Casts in Zukunft anders machen?
Weil diese "neuen" Promis oft keine nennenswerte Vergangenheit vorzuweisen haben und damit keinen spannenden Gesprächsstoff ins Camp mitbringen, passiert auch nicht viel. RTL muss es zwingend gelingen, künftig interessante Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben zu casten, die einerseits ein Großteil des Publikums kennt und andererseits eine spannende Botschaft mit ins Camp bringen. Dass dies eine Herausforderung ist, ist mir bewusst.
