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TV-Star Annabelle Mandeng beklagt Rassismus in der Filmbranche

Annabelle Mandeng beim 22. NRW Empfang des Landes NRW und der Film- und Medienstiftung NRW im Rahmen der Berlinale 2025 in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen. Berlin, 16.02.2025 *** Annabel ...
Schauspielerin und Künstlerin Annabelle Mandeng war zum Beispiel in "Berlin Alexanderplatz" zu sehen.Bild: imago images /Future image
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Annabelle Mandeng: "Natürlich gibt es in der Filmbranche Rassismus"

13.03.2025, 07:02
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Annabelle Mandeng war eine der ersten Schwarzen Schauspielerinnen im deutschen TV. Dass sie nicht nur positive Erfahrungen gemacht hat, ist wenig überraschend. Dennoch will sie auf die positiven Seiten von Diversität in der Gesellschaft hinweisen – in ihrem Podcast "Aktivkohle" und jetzt auch mit ihrer Kunst. In Berlin stellt sie zum ersten Mal aus.

Watson hat mit ihr über Rassismus in ihrer Branche und ihre Projekte gesprochen.

Watson: In deiner Kunst beschäftigst du dich mit der Diversität in unserer Gesellschaft und deinen eigenen Erfahrungen als Schwarze Frau. Worum geht es dir?

Annabelle Mandeng: Ich bin eine deutsche Künstlerin mit kamerunischen Wurzeln und meine Kunst ist ein Spiegel meiner eigenen Erfahrungen als Schwarze Frau in einer überwiegend weißen Gesellschaft. Die Porträts zeigen daher Freund:innen von mir, wie zum Beispiel die Schauspielerinnen Thelma Buabeng und Vanessa Rottenburg, die ebenfalls Deutsche mit Schwarzen Wurzeln sind. Die bunten Fantasiekostüme meiner Protagonist:innen sind ein Zeichen dafür, dass wir dennoch alles sein können.

Dir ist wichtig, zu zeigen, wie positiv Diversität sein kann.

Auf meinen Schulterblättern habe ich große Vogelflügel als Überlebens- und Freiheitssymbol tätowieren lassen und wähle daher bestimmte Vögel als Begleiter meiner Musen. Ich will damit zeigen, dass wir Menschen mit Migrationshintergrund eine Intensität und Kreativität mitbringen, die unserer gesamten Bevölkerung wahnsinnig guttut.

Thelma Buabeng
Porträt von Schauspielerin Thelma Buabeng.Bild: privat / Annabelle mandeng

Um Diversität geht es auch bei deinen Bildern aus Klebestreifen.

Meine Tape-Arbeiten sind handgewebt aus Klebebändern. Sie symbolisieren die Co-Existenz der unterschiedlichen Geschlechter, Ethnien und Ansichten innerhalb unserer Gesellschaft. Die schwarzen und weißen Klebebänder stellen die konservativen Strukturen und Denkweisen dar. Die bunten Farben stehen für Diversität und moderne, neue gesellschaftliche Veränderungen.

Was ist deine Vision bei dem Thema?

Die roten Wollfäden stehen für Regeln und Traditionen, an die wir gebunden sind. Der Wunschgedanke von mir ist, sich von solchen Strukturen lösen zu können, was sich darin zeigt, dass die Fäden am Ende frei hängen. Für die Tape-Bilder wähle ich grundsätzlich quadratische Formate als Symbol für Gleichberechtigung.

Lass uns über Diskriminierung in Film und TV sprechen. Man könnte denken, in der Branche arbeiten Menschen, die sich mit Kunst beschäftigen und weltoffen und tolerant sind. Aber auch hier gibt es Rassismus.

Natürlich gibt es auch in der Filmbranche Rassismus. Wir alle leben in rassistischen Strukturen. Du, ich, wir alle, so ist unsere Gesellschaft gebaut. Aber es tut sich zum Glück einiges! Als ich vor 30 Jahren im deutschen Fernsehen anfing, war ich eine der ersten Schwarzen Personen in der deutschen Medienlandschaft. Das ist heute anders, das sieht man deutlich, die DarstellerInnen im deutschen Fernsehen sind viel diverser geworden.

Ausstellung in Berlin, Annabelle Mandeng
Ausstellung in der Berliner Galerie Galerie Z22.Bild: Privat / Annabelle Mandeng

Hast du in diesem Jahr das Dschungelcamp gesehen?

Nein. Warum?

Pierre Sanoussi-Bliss hat da darüber gesprochen, wie Schwarze in Film und TV benachteiligt werden. Wie empfindest du das?

Es gibt Unterschiede zwischen den Öffentlich-Rechtlichen, den privaten Sendern und zu Streaming auch noch mal. Die ARD ist etwas offener als das ZDF, würde ich sagen, auch wenn sie mit "Die Polizistin" mit Thelma Buabeng in der Hauptrolle endlich toll Flagge gezeigt haben! Und RTL ist eigentlich erzkonservativ, hat aber dann auch "Let’s Dance", wo ein homosexueller Schwarzer Kubaner und eine Schwarze südafrikanisch-deutsche Tänzerin in der Jury sitzen. Diese Sendung ist damit so divers, dass sie vieles, was sonst schiefläuft im Programm, fast schon wieder wettmacht. Und sie ist seit Jahren erfolgreich.

Wie erlebst du das Casting für Schwarze Rollen in Deutschland?

Was mir auffällt ist: Oftmals werden die kleinen Randfiguren divers besetzt. Der Typ an der Bar ist dann Asiate oder wenn hinten einer durchs Bild rennt, ist das vielleicht eine schwarze Person. Dann kann man an das Thema Diversität einen Haken machen. Das reicht aber nicht. Das wird daher auch Diversity Washing genannt. Es geht darum, die Komplexität unserer Gesellschaft wirklich darzustellen.

Fallen dir positive Beispiele im deutschen TV ein?

Wie bereits erwähnt, spielt Thelma Buabeng in "Die Polizistin" die Hauptrolle. Das ist großartig! "Schwarze Früchte" in der ARD-Mediathek ist ganz toll. "Doppelhaushälfte" und jetzt "Ghost" – beide mit Benito Bause – und natürlich "Sam – Ein Sachse" mit Malick Bauer in der Hauptrolle. Und auch "Die Zweiflers" über eine jüdische Familie ist divers besetzt. Die letzteren beiden haben auch etliche Preise kassiert. Das sind alles ganz tolle Zeichen.

Aber?

Aber die Besetzung einer schwarzen Hauptfigur braucht meist eine Art von Rechtfertigung, irgendeine Erklärung, und sei es nur in einem Nebensatz: "Mein Vater ist ja aus keine Ahnung wo." Dabei ist es doch scheißegal oder sollte es zumindest sein.

Wie ist es bei Streaming-Diensten?

Das Diversitätsniveau bei Streaming-Diensten ist meist höher. Wenn sie global senden, haben Netflix, Amazon & Co aber auch viel mehr Menschen mit Migrationshintergrund in der Zielgruppe und nicht nur 25 Prozent wie bei uns. Die wären ja bescheuert, wenn sie die ausgrenzen würden, aber auch da ist noch Luft nach oben.

Annabelle Mandeng
Schauspielerin Annabelle MandengBild: Privat / lisa hantke

Du hast selbst mitgespielt in der internationalen Netflix-Serie “Vikings Valhalla” von 2022. Wie war es da?

Ich war die Chefin der Shield Maiden – also eine Kriegerin – und neben Caroline Henderson, die meine Königin gespielt hat, die einzige Schwarze mit einer größeren Rolle in der ersten Staffel. Beide Figuren wurden aber am Ende der Staffel getötet. Es gab ansonsten nur Statist:innen und eine Schwarze Person hinter der Kamera. Zwar wurde in den darauffolgenden zwei Staffeln noch die ein oder andere Rolle mit einer Schwarzen Person besetzt, aber das sind Dinge, wo man echt sagen muss: Das können wir doch besser.

Heißt das, hinter der Kamera sieht es kein bisschen besser aus als davor?

Nein, überhaupt nicht. Das braucht seine Zeit, bis die Jungen nachkommen. Bei Maske und Kostüm ist genauso viel Luft nach oben wie auch beim Drehbuch, der Regie oder der Kamera, eigentlich in allen Gewerken, auch in der Produktion. Wenn die Geschichte von Menschen mit Migrationshintergrund handelt, sollten doch an deren Entstehung auch Menschen mit Migrationshintergrund beteiligt sein. Aber das ist ein Thema, das geht weit über die Frage der Hautfarbe hinaus. Auch das Gefälle zwischen Männern und Frauen ist am Filmset noch viel zu groß.

Sind wir auf einem guten Weg?

Ja und nein. Die, die sich diskriminiert fühlen, organisieren sich inzwischen besser. Es gibt Veränderungen, das ist gut. Aber es gibt noch viel zu tun. Ich sehe natürlich auch mit wahnsinnigen Bauchschmerzen, was mit Trump in den USA passiert, aber auch hier bei uns.

Du meinst die AfD?

Ja, natürlich! Aber nicht nur die, sondern ganz allgemein, welche Themen im Wahlkampf behandelt wurden. Da stand Migration als Feindbild an erster Stelle. Vollkommen unreflektiert, nicht eingeordnete, nicht sauber recherchiert. Schlimm!

Was macht das Wahlergebnis mit dir?

Ich bin seit der Wahl echt im Schock. Die CDU ist jetzt an der Spitze mit Friedrich Merz, der klingt, als hätten wir 1950 und nicht 2025. Dazu der Zuwachs der AfD. Eine Partei, die aufhetzt, Fehlinformationen verbreitet, ein falsches Bild von der Bevölkerung und der wirtschaftlichen und politischen Situation kreiert – die liegen jetzt bei 20 Prozent. Das ist furchtbar und zeigt die Verunsicherung und Unzufriedenheit der Menschen. Die deutsche Politik hat es nicht geschafft, diese Leute abzuholen und einen riesigen Sprung rückwärts gemacht. Daher konzentriere ich mich in meiner Kunst und in meinem Podcast "Aktivkohle" auch weiter darauf, die wunderbare Qualität von Diversität in den Fokus zu setzen.

Die Ausstellung von Annabelle Mandeng gemeinsam mit ihrer Schwägerin Marion Mandeng in der Berliner Galerie Z22 läuft noch bis zum 5. April.

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