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Diana zur Löwen provoziert mit feministischer Werbung

Event - Staatsoper für Alle Diana zur Löwen bei der Staatsoper für Alle am 08.07.2023 in der Staatsoper Berlin. *** Event State Opera for All Diana zur Löwen at the State Opera for All on 08 07 2023 a ...
Diana zu Löwen: mit feministischer "Rabatt-Code-Power" gegen strukturelle Probleme.Bild: imago images/ Eventpress Kochan
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Ihr geht es nur um Profit: Die feministische Scheinwelt der Diana zur Löwen

05.09.2024, 10:33
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Auf Instagram füttert sie ihre über eine Million Follower:innen mit Beauty- und Finanztipps, kombiniert mit hübsch dekorierten politischen Botschaften – die dabei auch gerne auf den Strumpfhosen der neuen Kooperationsmarke stehen dürfen: Diana zur Löwen wird als Ikone des Feminismus und als role model für junge Frauen gefeiert.

Mit ihren gerade einmal 29 Jahren macht die deutsche Influencerin und Unternehmerin Millionen und will dabei Frauen zeigen, dass sie ihr Glück sehr wohl selbst in der Hand haben. Dennoch ist sie eine der umstrittensten Influencerinnen und bei der Menge an Shitstorms verliert man nahezu den Überblick.

Auch ich merke: Sehe ich ein Instagram-Reel von ihr, kocht in mir die Wut hoch. Aber warum ist das so? Was ist das Problem mit Diana zur Löwen und ihrem Content?

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Schaut man sich Diana zur Löwens Social-Media-Profile an, verkörpert sie das Bild einer selbstbewussten Frau, die ihren Weg geht und anderen zeigt, dass sie es auch können. Ein Vorbild für weibliche Stärke und Unabhängigkeit. Sie spricht über Gleichberechtigung, Empowerment und darüber, wie wichtig es ist, als Frau für sich selbst einzustehen. Das sind zweifellos wichtige Themen und die Art und Weise, wie sie sie in den Vordergrund stellt, ist bemerkenswert.

Instagram und Konsum im Namen des Feminismus

Diana zur Löwen macht Feminismus und das ist grundsätzlich positiv. Sie weist zum Beispiel auf den Gender Pay Gap hin oder thematisiert die Altersarmut von Frauen. Und doch sammelt sich unter ihren Posts Hass, der Kommentar "Kapitalistischer Hyperkonsum im Endstadium trifft seelenlose Materialistin" sammelt fast zweitausend Likes.

Auf Tiktok verliert man beinahe den Überblick über all die negativen Reaktionsvideos. Woher kommt diese heftige Ablehnung bei diesen doch eigentlich so wichtigen Themen?

"Jedes 'authentische' Video ist ein Mittel zum Zweck: dem Verkauf von Produkten."

Für mich – und offensichtlich auch für viele andere – ist das vorherrschende Problem wohl, dass Diana zur Löwen sich auf eine sehr eingeschränkte und exklusive Form des Feminismus fokussiert: den sogenannten weißen Feminismus.

Dieser Ansatz ignoriert häufig die komplexen und intersektionalen Aspekte der feministischen Bewegung. Dabei werden oft ungewollt die Erfahrungen, Perspektiven und Bedürfnisse von weißen, zumeist wohlhabenden Frauen in den Vordergrund gestellt.

Diana zur Löwen: Geschäftsfrau schlägt Feministin

Denn so sehr Diana zur Löwen eine Feministin sein möchte, ist sie vor allem eben eine Geschäftsfrau. Und das ist ja zunächst auch vollkommen in Ordnung. Ihr gesamtes Auftreten, ihre Posts und ihre Kooperationen sind strategisch darauf ausgelegt, ihre Marke zu maximieren und ihren eigenen Profit zu steigern.

Sie macht mit sexuellem Missbrauch Werbung für L’Oréal Paris, nutzt das Problem der Altersarmut, um für Statement-Strumpfhosen Werbung zu machen und schmeißt alle Body-Positivity-Vorsätze in den Müll, sobald eine gute Kooperation um die Ecke kommt. Nur um dann ihre Einnahmen in Tesla-Aktien zu investieren.

Jeder Beitrag, jedes "authentische" Video ist ein Mittel zum Zweck: dem Verkauf von Produkten. Sei es eigene Merchandise-Artikel, Beauty-Produkte oder bezahlte Kooperationen mit großen Marken. Denn für Diana zur Löwen läuft Feminismus darauf hinaus, Produkte zu vermarkten, die aus von Frauen gegründeten Shops stammen.

"Diese Probleme auszunutzen, um sich selbst zu bereichern, ist so unmoralisch, dass mir dabei fast die Worte fehlen."

Natürlich ist es wichtig, Unternehmerinnen zu unterstützen, aber die Reduktion feministischer Ideale auf Rabattcodes und Konsum ist irreführend und trivialisiert die tieferen sozialen und politischen Anliegen des Feminismus. Und das macht so sehr wütend!

Die Vorstellung, dass man mit "Rabatt-Code-Power" das Patriarchat bekämpfen könne, zeigt eine mangelnde Tiefe im Verständnis der strukturellen Herausforderungen, vor denen Frauen weltweit stehen. Diese Probleme auszunutzen, um sich selbst zu bereichern, ist so unmoralisch, dass mir dabei fast die Worte fehlen.

Diana zur Löwen im Strudel der Shitstorms

Aber weißer Feminismus ist leider nicht das einzige Problem von Diana zur Löwen. Viele ihrer Shitstorms lassen sich auch einer interkulturellen Inkompetenz oder vielleicht auch einfach kulturellen Ignoranz zuordnen.

Ein aktuelles Beispiel ist ein Video, in dem Diana zur Löwen die hohen Preise bei Starbucks beklagt und diese in Verbindung mit den sinkenden Verkaufszahlen des Unternehmens thematisiert, ohne den Hintergrund eines viralen Starbucks-Boykotts im Kontext des Israel-Palästina-Konflikts zu kennen.

Die genauen Hintergründe zum Boykott könnt ihr in dem Artikel der Amadeu Antonio Stiftung nachlesen. Binnen weniger Stunden sind die Kommentare unter diesem Video so eskaliert, dass Diana zur Löwen das Video wieder offline stellen musste.

Natürlich machen alle mal Fehler, aber bei diesem Post frage ich mich schon: Wie ist es möglich, dass eine Person, die die meiste Zeit ihres Tages auf Social Media verbringt, von diesem andauernden viralen Boykott nichts mitbekommen hat? Will sie absichtlich in dieses Fettnäpfchen treten?

Diana zur Löwen bei der Thomas Sabo Kollektion As We Dream auf der Berlin Fashion Week Spring/Summer 2024 im Zeiss-Großplanetarium. Berlin, 10.07.2023 *** Diana zur Löwen at the Thomas Sabo collection ...
Diana zur Löwen posiert bei der Berlin Fashion Week 2024. Bild: imago images/ F.Kern /Future Image

In einem Interview mit dem "Spiegel" wurde Diana zur Löwen gefragt, ob sie es denn moralisch fände, mit Aktivismus zur Millionärin zu werden. Bis ich ihre Antwort gelesen habe, war ich fest davon überzeugt, dass viele oder zumindest einige ihrer Posts bewusst Rage Bait provozieren – das können sie nur, dachte ich immer, denn das kann niemand wirklich so meinen.

Kein Rage Bait: Meint zur Löwen das ernst?

Dem "Spiegel" aber antwortete zur Löwen: "Ich nehme den Hass in Kauf, um auf diese Themen aufmerksam zu machen." Dieser Satz klingt für mich so aufrichtig wie selten ein Satz von Diana zur Löwen, aber genauso niederschmetternd.

Sie steckt scheinbar wirklich so tief in ihrer eigenen Blase, dass ich danach jede letzte Hoffnung auf zumindest absichtlich triggernde Posts, auf gezielten Rage Bait, vergraben habe. Sie meint das alles wirklich so.

Wie weit auch ihre Finanzberatung von der Lebensrealität junger Menschen entfernt ist, zeigen viele Posts.

In einem Beitrag auf Instagram weist sie beispielsweise darauf hin, wie groß die Vermögenssteigerung durch eine Investition von 10.000 Euro in verschiedene Aktien oder ETFs innerhalb von zehn Jahren gewesen wäre. 10.000 Euro? Klar, das ist natürlich eine realistische Summe für ihre Zielgruppe – junge Menschen am Anfang ihres Berufslebens.

Trotz dieser Kritikpunkte finde ich den Hass, der Diana zur Löwen entgegenschlägt, oft unverhältnismäßig. Ich bin mir sicher, dass die Intensität der negativen Reaktionen geringer wäre, wenn sie ein kapitalistisch handelnder Mann wäre. Nur weil Diana zur Löwen eine Frau ist, darf ihr Verhalten nicht als moralisch verwerflicher eingestuft werden. Diese Doppelmoral ist absolut unnötig und lenkt von der eigentlichen Kritik ab, die an ihrem Handeln geübt werden sollte.

"Sie verkauft das Bild einer perfekten Welt, in der jede Frau durch Konsum glücklich sein kann."

Denn was wirklich stören sollte, ist die Diskrepanz zwischen dem feministischen Ideal, das sie propagiert, und ihrer kapitalistischen Realität. Während sie sich als Unterstützerin von Frauenrechten darstellt, nutzt sie gleichzeitig die Mechanismen eines Systems, das oft genau das Gegenteil fördert.

Sie verkauft das Bild einer perfekten Welt, in der jede Frau durch Konsum und äußeren Schein glücklich und erfolgreich sein kann. Das ist nicht nur eine verzerrte Darstellung der Realität, sondern auch eine gefährliche Botschaft, die den wahren Kern feministischer Bewegungen untergräbt. Denn echter Feminismus bedeutet mehr als nur oberflächliches Empowerment – es geht um tiefgreifende Veränderungen und echte Gerechtigkeit.

Update aus der Klinik: So geht es Heinz Hoenig aktuell

Die vergangenen Monate gab es mehrere Hiobsbotschaften für Heinz Hoenig. Der Schauspieler hatte zunächst eine bakterielle Entzündung, die einen Stent im Herzen beschädigte. Dazu kam noch ein Loch in der Speiseröhre. Am 13. Mai fand die erste Operation statt. Nun muss noch die komplette Aorta ausgewechselt werden. Seit Monaten befindet er sich in einer Berliner Klinik.

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