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Pick me Girl: Was der Begriff bedeuten – und warum er allen Frauen schadet

Der Begriff „Pick-me Girl beschreibt das Verhalten von Frauen, bei dem sie sich durch sprachliche Vergleiche zu anderen Frauen versuchen von diesen abzugrenzen und diese schlecht zu machen, um zu zeig ...
Das klassische Pick me Girl trinkt im Park keinen Piccolo, sie trinkt Bier. Bild: iStockphoto / djiledesign
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Pick me Girl: Wie dieser Begriff wirklich allen Frauen nur schadet

31.03.2024, 14:2531.03.2024, 15:11
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Sie ist nicht wie andere Frauen. Sie ist unkompliziert, locker, Eifersucht ist für sie ein Fremdwort und die Aufmerksamkeit des Partners braucht sie höchstens beim gemeinsamen FIFA-spielen. Sie ist eben ein Pick me Girl.

Der Begriff "Pick me Girl" ist vor allem in den sozialen Medien längst ein sehr präsentes Phänomen.

Pick me Girls sind durch ein spezifisches Verhalten definiert, mit dem sie sich von anderen Frauen versuchen abzuheben – zumeist um die Aufmerksamkeit von Männern zu gewinnen. Typisch weibliche Verhaltensweisen werden dabei schlecht geredet, um sich selbst besser darzustellen.

Aber was steckt hinter dem Phänomen Pick me Girl? Warum spricht niemand von Pick me Boys? Und welchen Stellenwert hat der Begriff in der feministischen Debatte?

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Wichtig: Entgegen der oft inflationären Verwendung sind Pick me Girls keine Frauen, die einfach nur überwiegend männliche Interessen haben. Bei dem Begriff geht es explizit um sprachliche Abgrenzungen und eine problematische Sozialisierung des weiblichen Geschlechts. Denn das Phänomen ist weitaus komplexer, als es auf den ersten Blick scheint.

Watson hat mit Maria Rechkemmer gesprochen – sie ist Sprachexpertin bei Babbel und beschäftigt sich mit dem Begriff "Pick me Girl" aus soziolinguistischer Perspektive.

Zunächst, der Name "Pick me", also "Wähle-mich", steht selbsterklärend für das Phänomen. Bekannt wurde der Begriff laut Rechkemmer durch eine Szene in der amerikanischen Serie "Grey’s Anatomy". Die Hauptdarstellerin Meredith Grey versucht im Liebeskampf um ihren Kollegen Derek Shepherd eine Konkurrentin mit den Worten "Pick me, choose me, love me" – auf Deutsch: "Nimm mich, wähl mich, liebe mich" – auszustechen. Die Szene ging in den letzten Jahren viral und der Begriff "Pick me Girl" war geboren.

"Ich komme besser mit Männern zurecht, Frauen sind manchmal zu dramatisch."
Maria Rechkemmer

Was ist eine klassische Pick-me-Girl-Phrase?

Als Pick me Girls können laut Rechkemmer Frauen und Mädchen bezeichnet werden, die "andere Frauen als Konkurrenz sehen und sich durch bestimmte – oft antifeministische – Äußerungen von ihnen abgrenzen oder sie sogar abwerten wollen, um sich vor allem bei Männern besser darzustellen".

Ein Beispiel von Rechkemmer: "Ich komme besser mit Männern zurecht, Frauen sind manchmal zu dramatisch." Dies würde ihrer Meinung nach implizieren, dass andere Frauen zu anstrengend seien und nicht sachlich mit Themen umgehen könnten. Besser wäre es, "gar nicht erst eine solche sexistische Unterscheidung zu machen, sondern im Hinterkopf zu behalten, dass es auch innerhalb der Geschlechter viele individuelle Unterschiede in der Persönlichkeit gibt".

"Das kann zu einem Klima von Shaming und Negativität führen."
Maria Rechkemmer

Zurückführen lasse sich das Phänomen auf internalisierte Misogynie – also auf durch Erziehung, Gesellschaft, Medien und Sozialisation geprägte sexistische Vorstellungen, die sich in der Denk- und Ausdrucksweise von Frauen zeigen. Laut Rechkemmer fühlen sich Frauen oft durch das ihnen auferlegte Frauenbild eingeschränkt, nicht repräsentiert oder verspüren den Druck, Ähnlichkeiten mit Männern zu zeigen, um sich gesehen zu fühlen.

Und obwohl das Verhalten soziologisch so komplex ist, wird der Begriff gerade in den sozialen Medien äußerst inflationär verwendet. Sie sieht darin die große Gefahr, dass Frauen aufgrund bestimmter Äußerungen schnell stereotypisiert oder sogar abgewertet werden. So würde beispielsweise eine Frau, die davon spricht, dass sie gerne Fußball spielt und Bier trinkt, bereits als Pick me Girl bezeichnet, obwohl sie sich damit nicht von anderen Frauen abgrenzt, sondern lediglich ihre Vorlieben oder Interessen teilt.

Dies könne zu einem Klima des Shamings und der Negativität führen. Eine weitere Folge dieses inflationären Gebrauchs sei "das Schüren von Konkurrenz und Spaltung unter Frauen", was wiederum zu einer Schwächung des Feminismus führen könne.

Aber wo stecken denn nun die Pick me Boys?

Den Begriff Pick me Boys hört man so gut wie nie, denn das Phänomen kann vor allem Frauen zugeschrieben werden. Laut Rechkemmer liegt das an der unterschiedlichen Erziehung und Sozialisation, die dazu führen kann, dass Frauen sich eher gezwungen sehen, sich aktiv sprachlich von weiblichen Stereotypen abzugrenzen, um gut anzukommen oder ernst genommen zu werden. Ein Beispiel dafür wäre laut der Expertin:

"Mädchen und Frauen fühlen sich in dieser Gesellschaft oft verpflichtet, bestimmten Schönheitsidealen zu entsprechen, gleichzeitig sollen sie diese weiblichen Stereotype nicht bedienen und sich nicht mit so 'trivialen' Themen wie Schminken beschäftigen oder überhaupt viel Zeit und Mühe in ihr Aussehen investieren."

Pick me Girl: Warum ist das Phänomen aber so problematisch?

Die Verwendung des Begriffs Pick me Girl ist also zweischneidig. Laut Rechkemmer könne man damit auf die Problematik traditioneller und überholter Geschlechterrollen aufmerksam gemacht werden. Aber auch auf das Gefühl, sich von anderen Frauen abgrenzen zu müssen, um von Männern ernst genommen zu werden.

"Vielmehr sollten die Individualität und Vielfalt von weiblichen Erfahrungen anerkannt werden."
Maria Rechkemmer

Problematisch sei jedoch die inflationäre und oft falsche Verwendung des Begriffs zur gegenseitigen Abwertung von Frauen. "Vielmehr sollte die Individualität und Vielfalt weiblicher Erfahrungen anerkannt werden, um Stereotype nicht zu verfestigen oder Konkurrenzdenken zu fördern", sagt Rechkemmer.

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