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Streaming: Welche Weihnachtsfilme lohnen sich wirklich bei Netflix?

The Merry Gentlemen. (L-R) Chad Michael Murray as Luke and Hector David Jr. as Ricky in The Merry Gentlemen. Cr. Katrina Marcinowski/Netflix © 2024
Chad Michael Murray schlüpft für "The Merry Gentlemen" in die Rolle eines Strippers.Bild: Netflix / Katrina Marcinowski
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Netflix sollte Weihnachtsfilme den Profis überlassen

22.12.2024, 14:5722.12.2024, 14:57
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Weihnachten steht kurz bevor. Neben Glühwein, gebrannten Mandeln und Geschenke-Shopping sorgen derzeit auch die alljährlichen Weihnachtsfilme wieder einmal für die Extraportion "Holly Jolly". Doch was, wenn man die Klassiker à la "Tatsächlich… Liebe" und "Liebe braucht keine Ferien" schon auswendig mitsprechen kann und einfach mal was Neues braucht?

Genau darauf haben die Streaming-Plattformen, allen voran Netflix, seit Jahren eine Antwort. Denn eine neue Riege an Weihnachtsfilmen überhäuft inzwischen die Startseite des Streaming-Dienstes. Das Konzept: romantische Geschichten vor winterlicher Kulisse, die offenbar mit verhältnismäßig kleinerem Budget umgesetzt wurden.

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Doch was können die Streifen tatsächlich? Um diese Frage zu beantworten, hat watson den Selbsttest gewagt. Insgesamt fünf RomCom-Weihnachtsfilme wurden dafür unter die Lupe genommen – wobei nur einer wirklich überzeugen konnte.

"Prinzessinnentausch": Der Weihnachtsfilm-Mehrteiler

Auch 2024 wagt Netflix den Versuch, neue Impulse in Sachen Weihnachtsfilme zu setzen. Dafür geht der Streaming-Riese mit nicht nur einem, sondern gleich einer Vielzahl an Produktionen an den Start. Darunter finden sich etliche Fortsetzungen bereits existierender Romantikkomödien wieder.

"Prinzessinnentausch" ist ein solcher Film. Als dieser 2018 erschien, lockte er offenbar genügend Menschen vor die Bilderschirme, sodass im Jahr 2020 und 2021 der zweite und dritte Teil der Romanze folgte. Mit Vanessa Hudgens übernimmt zudem wahrlich keine Unbekannte die Hauptrolle(n).

Vanessa Hudgens übernimmt in "Prinzessinnentausch" gleich zwei Hauptrollen.
Vanessa Hudgens übernimmt in "Prinzessinnentausch" gleich zwei Hauptrollen.Bild: Netflix

Oscarreif ist jedoch weder die schauspielerische Leistung noch der Plot. Vor allem letzterer ist oft vorhersehbar. Bodenständige junge Frau trifft während eines Backwettbewerbs auf verwöhnte Aristokratin, die ihr – oh, siehe da – zum Verwechseln ähnlich sieht. Kurzerhand entscheiden sie, die Rollen zu tauschen. "Ein Zwilling kommt selten allein" lässt grüßen!

Dass beide Frauen in dieser Zeit romantische Gefühle zu einem der männlichen Charaktere im Leben der jeweils anderen entwickeln, überrascht kaum. Einzig das Erscheinen einer dritten Doppelgängerin in der Fortsetzung kann dem bisherigen Plot noch so etwas wie die Krone aufsetzen.

Fazit: Wenig überzeugende Storyline, die bereits existierenden Mustern folgt. Wer jedoch auf der Suche nach einer seichten Romantikkomödie ist, wird mit "Prinzessinnentausch" fündig. Besonders Fans des Rollentausch-Plots sowie von Disney-Star Vanessa Hudgens kommen auf ihre Kosten.

"Our Little Secret": Der Geheimtipp?

Auch mit "Our Little Secret" setzt Netflix auf bekannte Gesichter. Lindsay Lohan und Ian Harding ("Pretty Little Liars") spielen Ex-Partner:innen, die erfahren, dass ihre neuen Partner:innen Geschwister sind. Während sie die Feiertage zusammen unter einem Dach verbringen, müssen die beiden mit der Erkenntnis fertig werden und gleichzeitig ihre Vergangenheit vor allen anderen verbergen.

Die Hoffnung auf den Geheimtipp unter den neuen Weihnachtsfilmen gefunden zu haben, stirbt relativ schnell. So lässt nicht nur die Chemie zwischen den Hauptdarsteller:innen zu wünschen übrig. Der Humor wirkt erzwungen.

Fazit: Bei der großen Auswahl an Weihnachtsfilmen kann "Our Little Secret" in jedem Fall geskippt werden. Während Fans von Lindsay Lohan der Romantikkomödie womöglich noch etwas abgewinnen können, sollten Ian-Harding-Fans eher einen Bogen um diese machen. Schauspielerisch kann am Ende keiner der beiden brillieren.

"The Merry Gentleman" oder wohl eher "Stripper meets Christmas"

Was haben ein Highschool-Quarterback, Kultanführer und Stripper gemeinsam? Richtig: Sie werden allesamt von Chad Michael Murray gespielt. Wobei man meinen könnte, dass Fans des Schauspielers in "The Merry Gentleman" absolut auf ihre Kosten kommen. Wäre da nicht der Plot des Films.

Aber von Anfang an: Um den kleinstädtischen Nachtklub ihrer Eltern zu retten, kehrt Broadway-Tänzerin Ashley (Britt Robertson) in ihren Heimatort zurück. Dort veranstaltet sie eine Männer-Weihnachtsrevue, für die auch der charmante Luke (Chad Michael Murray) die Hüllen fallen lässt. Schnell wird aus ihrem rein beruflichen Verhältnis weitaus mehr ...

The Merry Gentlemen. (L-R) Hector David Jr. as Ricky, Marc Anthony Samuel as Rodger, Chad Michael Murray as Luke and Colt Prattes as Troy in The Merry Gentlemen. Cr. Katrina Marcinowski/Netflix © 2024
In seiner Rolle als Luke lässt Schauspieler Chad Michael Murray auf Netflix tief blicken.Bild: Netflix / Katrina Marcinowski

Warum verlässt einen das Gefühl nicht, genau diese Storyline schon mal gesehen zu haben? Wahrscheinlich, da dem so ist: New Yorkerin verlässt die große Stadt nach einem privaten Rückschlag, nur um ihr wahres Ich in der Kleinstadt wiederzufinden. Man beträufele das Ganze mit etwas weihnachtlicher Musik und, voilà, ein neuer Netflix-Weihnachtsstreifen ist geboren.

Fazit: Zur temporären Belustigung aller sicherlich eine solide Wahl. Schließlich arbeiteten die Verantwortlichen mit "The Merry Gentlemen" ganz nach der Devise: mehr ist mehr. So besteht der Film regelrecht aus einer Aneinanderreihung von klischeebehafteten Szenen. "Dirty Dancing" meets "Magic Mike" – but make it trashy.

"Love Hard": Eine Hommage an Teenie-Filme der 2000er

In "Love Hard" verliebt sich Natalie (Nina Dobrev) nach viel Pech in der Liebe über eine Dating-App in Josh (Jimmy O. Yang). Als sie diesen zu Weihnachten überrascht, stellt sie fest, dass sie gecatfisht wurde. Josh bietet Natalie daraufhin an, sie mit dem Mann auf seinem Profilbild zu verkuppeln, wenn sie über die Feiertage seine Freundin spielt.

In ihrem Titel verbindet die RomCom zwei Filmklassiker – "Tatsächlich… Liebe" (im Original: "Love Actually") und "Stirb langsam" ("Die Hard"). Wobei deren Erfolg teilweise auf Netflix' Versuch eines guten Weihnachtsfilms abfärbt. So stellt "Love Hard" die Tücken des Online-Datings auf unterhaltsame Weise vor winterlich-weihnachtlicher Kulisse dar.

Fazit: Kein Muss, aber eine vorsichtige Empfehlung. Wer an Weihnachten nicht gleich zur seichtesten RomCom greifen will, trifft mit "Love Hard" sicherlich keine falsche Entscheidung. Auch, wenn die Chemie zwischen den Stars ausbleibt, punktet der Film zumindest mit skurrilen Szenen zum Lachen und Fremdschämen.

"Holidate": Die Ausnahme

Neben all den häufig überzogenen Netflix-Produktionen findet sich jedoch die eine, die tatsächlich überzeugen kann. Wahrscheinlich, weil "Holidate" das Weihnachtsthema ausnahmsweise nicht bis ins Unermessliche ausreizt.

HOLIDATE (2020)
Emma Roberts as Sloane Reed and Luke Bracey as Jackson. 
Cr. Steve Dietl/NETFLIX
Sloane (Emma Roberts) und Jackson (Luke Bracey) wagen in "Holidate" ein Experiment.Bild: NETFLIX / Steve Dietl

In der Romantikkomödie geht es um Sloane (Emma Roberts) und Jackson (Luke Bracey) – zwei Singles, die sich bereit erklären, an den jährlichen Feiertagen als platonische Dates des jeweils anderen zu dienen. Die Situation wird kompliziert, als sie beginnen, Gefühle füreinander zu entwickeln.

Obwohl der Film bereits 2020 erschien, schafft er es in der Vorweihnachtszeit immer wieder in die Netflix-Charts. Wohl auch, weil er eines der nervigsten Themen der Feiertage mit der richtigen Portion Humor auffasst: das Single-Dasein.

Fazit: Klare Streaming-Empfehlung für alle, die die etlichen Beziehungsfragen am Weihnachtstisch leid sind. Mit "Holidate" schafft Netflix zwar nicht das ultimative Winter Wonderland à la "Liebe braucht keine Ferien", in Feiertagsstimmung versetzt der Film aber allemal. Pluspunkte gibt es zuletzt noch für die schauspielerische Leistung und Chemie der Hauptdarsteller:innen.

Ganz egal, auf welchen Film die Entscheidung letztlich auch fällt, das Wasser reichen können die Netflix-Produktionen den Klassikern nicht. Doch ist das womöglich auch nicht der Anspruch des Streaming-Dienstes, füttert dieser seine Plattform doch in jedem Jahr regelrecht im Sekundentakt mit neuen Weihnachtsfilmen.

Statt neue Filmtraditionen zu kreieren, setzt Netflix offenbar lieber auf Masse. Eben ganz nach dem Motto: Quantität vor Qualität. So genügen "Prinzessinnentausch" und Co. lediglich zur temporären Belustigung. Am Ende jedes Filmes bleibt oftmals nur das Gefühl eines fiebertraumartigen Erlebnisses, das allerspätestens zu Neujahr wieder vergessen ist.

Schauspieler Gary Oldman kritisiert Netflix-Strategie
Gary Oldman wurde im Laufe seiner Karriere mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Auch den Oscar bekam er. Nun setzt er eine Spitze in Richtung Netflix ab.

2018 wurde Gary Oldman ein Oscar in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für "Die dunkelste Stunde" verliehen. Für seine vielen Schurken-Rollen ist er berühmt.

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