"Let's Dance" zählt zu den beliebtesten Live-Shows im deutschen Fernsehen, ist für RTL aber immer auch eine Herausforderung. So könnte sich jederzeit jemand auf dem Parkett verletzen. Dann muss der Sender schnell reagieren.
Am Donnerstagabend wurde bekannt, dass Tony Bauer die Sendung aus gesundheitlichen Gründen verlässt. Der Comedian leidet unter dem Kurzdarmsyndrom und muss künstlich ernährt werden. Die Energie, die er mittlerweile für das komplette Tanztraining benötigt, könne nicht mehr allein durch die parenterale Ernährung abgedeckt werden. Daher geht er auf Nummer sicher.
RTL stand damit unter Zugzwang und traf eine Entscheidung, die unter den Fans der Show berechtigtermaßen für Kritik sorgt: Ann-Kathrin Bendixen, die in der Vorwoche eigentlich ausgeschieden war, rückt nach und erhält damit eine zweite Chance.
Auf dem offiziellen Instagram-Kanal zum Format wurde am Donnerstag ein Video gezeigt, in dem Ann-Kathrin Bendixen zu Wort kommt. Sie macht einerseits deutlich, wie leid es ihr für Tony Bauer tut und gesteht andererseits: "Ich bin schockiert und komplett überfordert, so kurzfristig einzuspringen."
Das ist ein absolutes Alarm-Signal, gerade mit Blick auf die Erfahrungen der vergangenen Wochen.
Offenbar erst am Donnerstag erhielt die Kandidatin den entscheidenden Anruf von RTL. Damit ist klar: Ihr und ihrem Tanzpartner Valentin Lusin bleiben nur wenige Stunden Zeit, um zwei (!) Choreografien einzustudieren. Das Duo trainierte mitten in der Nacht, was beide in ihren Instagram-Storys dokumentierten.
Dieser spontane Einsatz ist natürlich bewundernswert, zumal Valentin Lusin als frischgebackener Vater sicherlich auch genug anderes zu tun hätte. Um Ann-Kathrin Bendixen muss man angesichts dieser Situation aber wohl ernsthaft besorgt sein.
Während ihrer Zeit bei "Let's Dance" gab die Kandidatin alles, doch immer wieder wurde deutlich, wie sehr ihr das Format emotional nahegeht. Und das nicht nur im positiven Sinne. Hin und wieder flossen auf der Bühne Tränen.
Viele Zuschauer:innen haben sich in den letzten Wochen regelrecht auf sie eingeschossen, da Ann-Kathrin Bendixen nicht unbedingt das höchste Maß an Talent mitbringt, aber in der Show dennoch sehr weit kam. Erst in der achten Ausgabe war Endstation.
Das Resultat: zahlreiche Hasskommentare gegen sie bei Social Media. Nach ihrem Aus kann sie stolz auf sich sein, doch es war ihr auch Erleichterung anzumerken. Wenig überraschend schmiedete sie schnell Pläne für die nächsten Wochen. Und die hatten gar nichts mit Fernsehen zu tun. Auf ihrem Motorrad stand die nächste Reise an. Der Ausflug mit "Let's Dance" in eine ganz andere Welt war für sie zwar spannend und lehrreich, hatte aber definitiv auch Schattenseiten.
Im Video vom Donnerstag wirkt sie alles andere als enthusiastisch, vielmehr scheinen Angst und Unsicherheit die dominierenden Gefühle zu sein. Das große Problem: Sie war schon vor ihrer Rückkehr nicht die beliebteste Kandidatin. Die nächste Hasswelle gegen sie ist praktisch vorprogrammiert. Selbst für eine trainierte Tänzerin wäre es wohl schwierig, in so kurzer Zeit zwei Tänze zu lernen, und die "Let's Dance"-Fans sind überkritisch.
Um es drastisch auszudrücken: RTL wirft Ann-Kathrin Bendixen den Wölfen zum Fraß vor. Als Sophia Thiel in Show sieben ausschied, forderten zahlreiche Personen, dass es Ann-Kathrin Bendixen hätte treffen müssen. Daraufhin sah RTL sich zum Einschreiten auf Instagram gezwungen. "Liebe Community, auch wir sind traurig, dass Sophia und Alexandru uns verlassen mussten. Gleichzeitig möchten wir aber betonen, dass Ann-Kathrin daran nicht schuld ist", gab der Sender zu bedenken.
Welche Reaktionen erwartet RTL nach den Magic Moments? Dass Ann-Kathrin Bendixen plötzlich von allen geliebt und gefeiert wird?
Die faire Lösung wäre es, wenn in Folge acht niemand gehen muss. Das aber würde, zumindest aus Sicht des Senders, die Brisanz aus der Show nehmen. Warum einschalten, wenn nichts auf dem Spiel steht? Diese Entscheidung trifft RTL jedoch auf dem Rücken einer Kandidatin, die eigentlich nur verlieren kann und wegen "Let's Dance" schon einmal durch die Hölle ging.
Für die Kandidatin bleibt zu hoffen, dass sie diesmal so sanft wie möglich landet – RTL dagegen wäre eine Quotenklatsche zu wünschen. Denn bei den großen Sendern schrillen die Alarmglocken oft bekanntlich erst dann, wenn keiner mehr zuschaut.