Konzerte sind der Ort, an dem Tausende und Zehntausende Menschen zusammen kommen, um gemeinsam etwas zu feiern, das sie allesamt toll finden. Obwohl die meisten sich untereinander nicht einmal kennen. Genau das macht den Reiz dieser Veranstaltungen aus.
Traurigerweise sind derartige Großveranstaltungen aber auch ein beliebtes Ziel für Terroranschläge. In Wien konnte ein solcher Vorfall nun verhindert werden. Einen Tag vor Taylor Swifts erstem von drei geplanten Konzerten in der österreichischen Hauptstadt wurden mehrere Verdächtige festgenommen. Einer von ihnen bekannte sich zuvor zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS), in der Wohnung des 19-Jährigen wurden chemische Substanzen gefunden.
Der Veranstalter verkündete am Abend, dass alle drei Auftritte der Sängerin ersatzlos abgesagt sind. Die Fans reagieren enttäuscht, was zunächst natürlich nachvollziehbar ist. Und doch befremden einige der vorgebrachten "Argumente".
Es kann nicht oft genug betont werden: Die internationalen Behörden haben einen großartigen Job gemacht und ein massives Unglück verhindert. Der entscheidende Hinweis zu der mutmaßlichen Terrorzelle soll von einem ausländischen Nachrichtendienst gekommen sein, berichtete der "Kurier".
Meine erste Reaktion als Swiftie mit einem Ticket für Wien wäre: "Oh verdammt, mir wurde soeben das Leben gerettet. Irgendwann gibt es weitere Konzerte, auch in Europa, meine Chance wird schon noch kommen." Natürlich ist es traurig, dass die Shows erst einmal nicht nachgeholt werden, aber das wäre aus meiner Perspektive zweitrangig.
Zahlreiche Fans aus dem Ausland waren am Mittwoch schon in Wien gelandet, hatten ins Hotel eingecheckt, konnten vor Vorfreude nicht mehr schlafen. Nun haben sie nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder sie nutzen die Zeit in der Stadt für Sightseeing oder sie treten sofort die Rückreise an.
In jedem Fall haben sie Geld verloren, viele von ihnen sogar eine ganze Menge. Die Hotel- und Anreisekosten werden in der Regel nämlich nicht erstattet. "Nur" das Geld für die Konzertkarten gibt es zurück.
Die Kommentarspalte unter dem Beitrag des Veranstalters Barracuda Music zeichnet ein erschreckendes Bild. Für gar nicht einmal wenige Fans scheinen jetzt finanzielle Fragen das Wichtigste zu sein. Und nicht die Freude darüber, einem lebensgefährlichen Terroranschlag entkommen zu sein.
Einerseits gibt es Beschwerden, dass die Shows direkt gecancelt wurden. Manche Swifties schlagen beispielsweise vor, die Konzerte nach München zu verlegen (hier spielte Taylor Swift schon einmal vor wenigen Tagen). Als müsse nur jemand schnippen und dann ist so ein Mega-Event mit XXL-Bühne und Hunderten Bediensteten mal eben (um)organisiert.
Doch es wird noch absurder. So klagt eine andere Instagram-Userin allen Ernstes:
Das glitzernde Konzert-Outfit, das jetzt (vorerst) nicht getragen werden kann – das ist wirklich die alles bestimmende Sorge dieser Person? Und nicht, dass Tausende Menschen hätten sterben können?
Einige scheinen zu vergessen, dass Veranstaltungen dieses Ausmaßes niemals leichtfertig abgesagt werden – dafür sind die finanziellen Interessen aller Beteiligten zu groß. Die Gefahr war und ist real.
Hinzukommt: Eine Konzert-Absage wegen Terrorgefahr hat eine ganz andere Dimension als eine Konzert-Absage wegen zum Beispiel drohenden Unwetters. Viele Swifties realisieren offenbar nicht, was in Wien verhindert wurde.
Nun kann man freilich berücksichtigen, dass die Fans der Sängerin mehrheitlich noch sehr jung sind und in solch einer Situation die ersten Gedanken und Gefühle ins Internet schreiben, die sich ihnen nun mal ergeben.
Und doch: Kurz innehalten, bevor Dinge wild ins Handy gehämmert werden, kann so hilfreich sein.
Natürlich: Es finden sich auch reflektierte Beiträge unter dem Post von Barracuda Music. Positiv sei der folgende Kommentar hervorgehoben:
Noch besser bringt es die folgende Bemerkung auf den Punkt: "Eine Erinnerung an alle: Geld ist ersetzbar. Leben sind es nicht."
Das weiß im Übrigen auch Taylor Swift. 2019 hatte sie in einer Kolumne für die "Elle" erzählt, was der Terroranschlag bei einem Konzert von Ariana Grande in Manchester im Jahr 2017 bei ihr ausgelöst hatte. "Meine Angst vor Gewalt hat sich auch auf mein Privatleben übertragen", offenbarte sie. Sie trage einen QuikClot-Armeeverband bei sich, der für Schuss- oder Stichwunden gedacht ist.